Ladenschluss-Schluss : Mehr Zeit, weniger Wahl
„Wollt ihr den totalen Konsum?“, lautet die Kernfrage, wenn es um die Verlängerung der Öffnungszeiten geht. Der Konsument ist geneigt, diese Frage mit „Ja“ zu beantworten. Schließlich ist es doch praktisch, rund um die Uhr einkaufen zu können, ohne auf teure Tankstellen angewiesen zu sein.
Kommentar von Marco Carini
Doch die Kauffreiheit hat ihren Preis. Wo große Supermärkte und Ladenketten unter Aushöhlung tariflicher Standards ihr Personal über Tag und Nacht verteilen können, ist der kleine Einzelhändler oftmals angeschmiert. Für den einen oder anderen ausgewählten Laden mögen sich ohne die vorgeschriebenen Schlusszeiten neue Chancen eröffnen. Für die meisten jedoch gilt: Mit ein bis zwei Angestellten oder gar ohne fremdes Personal lässt sich mit den Öffnungszeiten der Discounter nicht mithalten.
Es ginge zu weit, den Strukturwandel weg vom Fachgeschäft hin zur Kaufhalle den bereits verlängerten Öffnungszeiten zuzuschieben. Doch spricht vieles dafür, dass die Aufweichung des Ladenschlusses diese Tendenz noch befördert hat. Das Resultat ist die weitere Ausdünnung einer vielfältigen öffentlichen Nahversorgung, die vor allem die weniger mobilen Teile der Gesellschaft, etwa ältere Menschen, trifft. Längere Öffnungszeiten bedeuten deshalb auch immer: weniger Auswahl.