LORENZ-GÜNTHER KÖSTNER, ZWISCHENLÖSUNG : Vergangenes kehrt wieder
■ Der Wallenfelser führte 1992 den VfB Stuttgart zur Meisterschaft – als Assistent von Trainer Christoph Daum Foto: dpa
Sein oberfränkischer Dialekt ist so unwichtig wie die Beobachtung, dass er ein Pathos pflegt, bei dem den Fußball Schwefel- und Pulverdampf durchwehen, es darum geht, dass sich Spieler „opfern“, ein „Weltkonzern ruft“, „ein Felix Magath mir die Hand gereicht“, und „ein André Lenz ein großartiges Spiel“ gemacht hat. Es ist auch auch nicht wichtig, dass einige jüngere Journalisten den Mann nicht kennen, und einer der älteren ihn dafür mit „Herr Köster“ anredet.
Er heißt nämlich Köstner, Lorenz-Günther Köstner, und er ist wenige Stunden nach dem 1 : 1 seiner Mannschaft, des VfL Wolfsburg, beim HSV, 58 Jahre alt geworden. Er ist also jünger als Trainerkollegen wie Uli Maslo oder Werner Lorant. Aber er gehört zu diesem Typus: Keine Anzüge, kein Studium, keine Fremdwörter, dafür laut, polternd und defensiv. Ein Typus, ausgestorben in der Ersten und Zweiten Liga. Das Spiel und die Pressekonferenz boten am vergangenen Freitag die Gelegenheit, diese Vergangenheit zu besichtigen – und die Erkenntnis, dass es so schade nicht ist, dass sie vergangen ist.
Aber eben auch nie so ganz vergangen: Neun Spiele hatte der amtierende Deutsche Meister VfL Wolfsburg nicht gewonnen, als Geschäftsführer Dieter Hoeneß den um Hebung der Spielkultur bemühten Trainer Armin Veh feuerte und die Interimslösung Köstner installierte, bisher zuständig für die zweite Mannschaft, in der Regionalliga Nord auf Rang zwei. Gegen den HSV ließ er spielen, was er allen Mannschaften – etwa den Stuttgarter Kickers, der SpVgg Unterhaching, dem Karlsruher SC, der TSG Hoffenheim – verklickert hatte: Defensive, Zweikämpfe, Disziplin, hohe Bälle nach vorne. Aus so einem machte Džeko die unverdiente Führung, später ermauerte man sich ein Remis.
Kommt nicht schnell ein neuer VfL-Trainer – weil mit Hoeneß keiner arbeiten will –, wird es dauern, bis sich die Mannschaft von dem erholt hat, was Lorenz-Günther Köstner für Fußball hält. ROR