LIEBESERKLÄRUNG : Hans Barlach
DER SCHRECKEN DES SUHRKAMP-VERLAGS IST EIN TEIL VON JENER KRAFT, DIE STETS DAS BÖSE WILL UND STETS DAS GUTE SCHAFFT
Es ist als schwebte er über allem Irdischen. Sein Antlitz ernst, fast feierlich. Unter dem romanisch strengen Doppelbogen seiner Stirn die Augen, wie von einem rätselhaften Glanz überstrahlt. Gott weiß, ob sie zur Welt geöffnet oder zur Innenschau geschlossen sind. Der „Schwebende“ von 1927 ist fraglos eine der erhabensten Schöpfungen des Künstlers Ernst Barlach. Sein Enkel dagegen erscheint derzeit in den stets wachsam geöffneten Augen der Öffentlichkeit als „Unhold“ (P. Handke).
Hans Barlach ist nicht einfach ein Unternehmer, der sich 2006 ungefragt in den Suhrkamp Verlag eingekauft hat, um dort, wie Unternehmer eben so sind, Gewinne zu erwirtschaften. Er wirkt eher wie ein gemeiner Schimmelpilz, der das denkmalgeschützte Haus des Geistes befallen hat, um es im Namen des Mammon zum Einsturz zu bringen. Kein Wunder, dass die Bewohner dieses Hauses den Mann verteufeln. Tatsächlich gibt es innerhalb der Grenzen und außerhalb der Gefängnisse dieses Landes keinen Menschen, der das luziferische Prinzip so vollendet verkörpert wie Hans Barlach. Wer ihn allein auf Fotos sieht, ahnt schon Hörner und Hufe, riecht den Schwefel.
Das Böse, sagt Kant, ist der Fürst dieser Welt, alles Weltliche aber ist Blend- und Teufelswerk, der Satan selbst immer Realist. Darin eben besteht seine Hinterlist. Er hat die roten Zahlen auf seiner Seite, und mit ihren Kolonnen will er das Wort kolonialisieren. Wenn es ihm glückt, wird der Kapitalismus nur eine weitere Front begradigt haben, sonst nichts. Indem er aber das Gute zum Widerstand reizt, erfüllt der Böse erst seinen tieferen Zweck.ARNO FRANK