LESUNG : Per Olov Enquist
Die Coda – der musikalische Ausklang gewissermaßen – kommt zuerst, und das macht den Band sofort sympathisch. Und auch konsequent; schließlich ist er als Rückblick gemeint, Per Olov Enquists neuer Roman „Ein anderes Leben“, in dem er seine eigene Kindheit, seine Kreativität und Trauer sowie seinen schließlich überwundenen Alkoholismus ausleuchtet. Packend an dem Band des schwedischen Autors, der 2001 mit „Der Besuch des Leibarztes“ über den Reformpolitiker Johann Friedrich Struensee, der Vertrauter des dänischen Königs Christian VII und wohl Geliebter von dessen Ehefrau war, bekannt wurde. „Ein anderes Leben“ pflegt einen noch weiter reduzierten, Zeit- und Ratlosigkeit transportierenden Stil, dessen Duktus gut zum Cover der deutschen Ausgabe passt. Das präsentiert nämlich eine der ins Unendliche führende Türenfluchten des dänischen Malers Vilhelm Hammershøi. Eine gelungene optische Ergänzung jener minimalistischen Sinfonie, als die sich dieses Buch lesen lässt. PS
Di, 12. 5., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstraße 120