LESERINNENBRIEFE :
Zu wenig Geld, zu viel Bürokratie
■ betr.: „Linksparteitag. Die Billion für alle wurde vertagt“, taz vom 8. 6. 15
Der Behauptung von Verdi-Funktionär Ralf Krämer, dass das Problem der meisten Erwerbslosen nicht sei, dass sie zu wenig Geld haben, muss ich vehement widersprechen: Anscheinend ignoriert er ganz bewusst die schon seit geraumer Zeit geltende Beschlusslage des Verdi-Bundeskongresses, die entsprechend den Forderungen der Wohlfahrtsverbände ausdrücklich eine deutliche Anhebung des Arbeitslosengeldes II fordert, oder er kennt diese womöglich nicht. Obwohl in der Gewerkschaft Verdi laut Satzung Erwerbslose – zu denen auch erwerbstätige „Aufstocker“ gehören – als gleichberechtigte Personengruppe in allen Gremien stimmberechtigt vertreten sind. Ohne zusätzliches Nebeneinkommen ist Arbeitslosengeld-II-Beziehern in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen real keine gesellschaftliche Teilhabe möglich, denn ÖPNV-Sozialtickets sind ebenso wenig bundesweit für alle Betroffenen verfügbar wie Sozialpässe der Kommunen, die ermäßigte Eintrittspreise für Konzerte, Musik- und Volkshochschulen, kommunale Bibliotheken, Schwimmbäder etc. beinhalten. Ebenso wenig jede andere regionale oder überregionale Tages- oder Wochenzeitung. Hinzu kommen insbesondere bei solchen erwerbstätigen „Aufstockern“ mit monatlich in der Höhe wechselndem Erwerbseinkommen die damit einhergehenden bürokratischen Schikanen des Jobcenters, die bei einem bedingungslosen Grundeinkommen entfallen. ELGIN FISCHBACH, Leimen
Brücke fehlt
■ betr.: „Ein sauberer Roter“, taz vom 8. 6. 15
Hilfe! Da ich trotz mehrfachen „Drehens und Wendens“ den Artikel zum Tod von Pierre Brice nicht verstanden habe, muss ich die Verfasserin / den Verfasser „AW“ um Hilfe bitten. Was soll mir als Leser damit gesagt werden? Welche Brücke fehlt mir, um den „anständigen Wehrmachtsoffizier“ mit Winnetou in Verbindung zu bringen? Und noch mehr zum „sauber gebliebenen Waffen-SS-Mann“? Sorry, auch nach nochmaligem Lesen ist dieser Beitrag nach meinem Empfinden einfach grottenschlecht. Oder: ich selbst bin zu doof, um das ursprünglich Gemeinte zu erkennen. MICHAEL DEGEN, München
Hermetisch abgeriegelt
■ betr.: „Ein kleines bisschen Power to the People“, taz vom 8. 6. 15
Die Vertreter der sieben größten Demokratien und westlichen Wertehüter riegeln sich – vor wem eigentlich – hermetisch ab? Vor wem müssen sie sich fürchten und von wem sehen sie ihre Sicherheit so überdimensioniert bedroht?
Demonstrierende gegen die Politik der Mächtigen können nicht annähernd die Gefahr sein, die den gigantischen Aufwand rechtfertigten. Rechtfertigen überhaupt die zu erwartenden Ergebnisse und Unverbindlichkeiten des Treffens auch nur einen Bruchteil der Kosten für die Steuerzahler? Was soll bei angeblichen Hauptthemen herauskommen, wenn die ausgemachten Hauptschuldigen nicht einmal eingeladen beziehungsweise ausgeschlossen sind? Werden diese nur die heiligen Botschaften der Mächtigsten demütig entgegenzunehmen haben?
Polizeieinsätze gegen Gewalttäter sind zu sehen. Warum ist es so, dass bei westlichen Staaten immer die Sprachregelung gilt: Gewalttäter, Störer oder Chaoten. Demonstranten in Staaten wie Russland und dergleichen erhalten nie derartiges Negativimage, eher werden sie in den Heldenstatus erhoben. ROLAND WINKLER, Aue