LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Kinder, Kita, Krach“, taz vom 28. 5. 09, „Mehr Geld, mehr Pausen“ von Christian Füller, taz vom 8. 6. 09
Der Lärm der Kinder
Mich reizen Ihre Berichte und Kommentare mehr und mehr zum Widerspruch. Hier ist immer wieder von dem Lärm der Kinder die Rede, durch den die Erziehenden belästigt werden. Seine Lautstärke wird dabei sogar mit einem startenden Düsenjet verglichen. Auch das Bild von dem schreienden Kind (Titelbild, taz vom 28. 5. 09) sollte das wohl darstellen und das Mitgefühl mit den ErzieherInnen wecken. Mir stellt sich da eine andere Frage: „Warum schreit das Kind? Was fehlt ihm, worunter leidet es?“ Kein Kind schreit ohne Grund.
Ich erinnere mich an meine Kindergartenzeit und die Zeit meiner Kinder, an solches Geschrei kann ich mich nicht erinnern. Es scheint auch heute nicht überall gleich aufzutreten, wie ich von meinem Sohn und andern Kindergarteneltern erfahren habe. Wie auch immer, hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Kleine Kinder haben sehr empfindliche Gehöre, auch ihre Schädigung bleibt für ein Leben und sollte vermieden werden.
Mich stört auch die herablassende Art, mit der häufig über die Leistung früherer Erzieherinnen, „Kindergärtnerinnen“ geurteilt wird. Zum Beispiel Christian Füller: „Die gern Kindergärtnerin geheißene Figur von einst, die bedächtig im Rübchenbeet harkt …“ Das Fröbel’sche Konzept eines „Kindergarten“ war wohl durchdacht und am Interesse der Kinder orientiert. Die Fröbel-Seminare boten dazu eine grundlegende und reich gefächerte Ausbildung. Die „Züchtung von Hochleistungssynapsen“ lag diesen Pädagogen und Erzieherinnen allerdings ferne. Sollen wir sie deshalb verachten?
GERTRUD HARTMANN, Reutlingen
■ betr.: „Angst vor Sprachprüfungen“, „Deutscher Pass nicht gefragt“, taz vom 13. 6. 09
Hohe Kosten für Einbürgerung
Warum wird denn die banalste Begründung für Nichteinbürgerung, nämlich die hohen Kosten, überhaupt nicht diskutiert? Klar, die Gebühr für den Verwaltungsakt selbst sind „nur“ 255 Euro pro Person (51 für Minderjährige), aber die vorhergehende Ausbürgerung und die Beschaffung beglaubigter Übersetzungen für Dokumente können unerschwingliche Hindernisse werden. In Serbien, Montenegro und Kroatien z. B. kostet eine Ausbürgerung über 1.000 Euro, in Bosnien 500 Euro, in Polen über 400 Euro; für TürkInnen kosten Beglaubigungen und Übersetzungen mindestens 80 Euro, häufig mehr. Es sind Gebührennachlässe möglich, aber das muss man wissen und sich darum bemühen.
Wenn die taz nützlich sein will, könnte sie ja mal berichten, ob Kurzarbeit als Grund für Gebührensenkung oder -befreiung ausreicht. Bei der aktuellen Wirtschaftskrise werden viele Einbürgerungen schlicht am nicht nachgewiesenen sicheren Einkommen scheitern. Wahrscheinlich wäre die Einführung von Mindestlöhnen und ordentliche Tariferhöhungen für die Einbürgerungszahlen die beste Förderung. GERTRUD MOLL, Stuttgart
■ betr.: „Mehr auf taz.de“, taz.de-Leser Nick zu: Diskussion um Frauenfußball, taz vom 12. 6. 09
Mehr Ehrlichkeit und Intellekt
Zum wiederholten Male musste ich in der taz so eine unqualifizierte Bemerkung lesen. In (fast) keiner Sportart stehen Frauen und Männer im direkten Vergleich, deshalb ist die Tatsache, dass die Frauen gegen die Männer im Fußball immer verlieren würden, kein Argument in der Diskussion um die Bedeutung des Frauenfußballs. Warum ist Frauenboxen relativ bekannt? In welcher Liga der Männer würde eine Regina Halmich boxen? Also: Alles Schwachsinn, bitte mehr Ehrlichkeit und Intellekt. SUSANNE KEUTER, Berlin
■ betr.: „CSU wieder schwanger“, taz vom 12. 6. 09
Themen für die Seite 1
Geht’s noch? Wenn ich was über Promi-Affären lesen möchte, geh ich zum Friseur oder kauf mir gleich die Bunte. Gibt es wirklich keine wichtigeren Themen für die Seite 1? LUISE TEUBNER, Friesenheim
■ betr.: „Sozialistische Verschwörung gegen die Männer“,taz vom 11. 6. 09
Grabenkämpfe aus der Mottenkiste
Diesen selbst ernannten „Männerrechtlern“ kann ich mit ihrer antifeministischen Weltsicht nur zurufen: Not in my name! Was soll man schon von Phantasten wie dem Herausgeber des besprochenen Buches, Eckhard Kuhla, halten, der Gender Mainstreaming mit diktatorischen Methoden vergleicht und beklagt, Mädchen würden Jungen ihre „zukünftige Arbeitsstelle wegnehmen“. Oder von Autor Arne Hoffmann, der Amokläufer für Opfer des Feminismus hält und „sämtliche Journalisten des Landes“ für „vollkommen enteiert“, also nicht „macho“ genug. Grabenkämpfe aus der Mottenkiste der Vormoderne, die man(n) sich schenken sollte.
BASIL MÜLLER, Berlin
■ betr.: „Sozialistische Verschwörung gegen die Männer“
Antifeministischer Habitus
Endlich spricht es einer mal offen aus! Ich selbst ärgere mich schon seit langem über unangenehme Veröffentlichungen von bestimmten „bewegten“ Männern. Der antifeministische Habitus, der da ausgestrahlt wird und sich gegen Männer und Frauen richtet, die Geschlecht als als eine Form von Diskriminierung auffassen, ist oft unerträglich. An allem sollen Feministinnen und ihre angeblich willfährigen Helfer schuld sein: an der Krise der Jungen in der Schule, an Vätern, die ihre Kinder nicht mehr sehen dürfen, selbst Frau von der Leyen soll wohl von linken Frauen gesteuert sein. Da kuck ich lieber „Der bewegte Mann“, als dass ich mir das kritisierte „Bewegungs“-Buch durchlese. PEDRO DIAZ, Schwerin