LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Another Part Of Me, irgendwie“ von Josef Winkler,taz zwei vom 30. 6. 09
„Tod eines Zombies“
„Tod eines Zombies“, das war mein erster Einfall, nachdem ich nächtens im Videotext vom Tod Michael Jacksons gelesen hatte. Und in den nächsten Tagen wunderte ich mich, dass niemand in der mir zugänglichen Presse auf so eine Überschrift gekommen war.
Keine Frage, er hatte gute Songs kreiert. Doch nichts, was wirklich über die Kreativität der 60er hinausgegangen wäre, von denen vielen bei ihrem Tod nicht dermaßen überzogen gehuldigt wurde. Was er konnte, und die nicht, das war sein Tanz. Und sonst: ein kaputter (oder kaputt gemachter) Junge, der ob seiner narzisstischen Probleme in sein Unglück geriet; sich aber deswegen in einer narzisstischen Gesellschaft so zu Idealisierungen eignete.
Und die Presse? Kritische Auseinandersetzungen mit narzisstischen Idealen verkaufen sich halt schlecht. Und das bestimmt die Nachrufe, einmal abgesehen von Josef Winklers Artikel „Another Part Of Me, irgendwie“; der beginnt mit der Feststellung: „Im Sommer 1987 ging ich der größten Pop-Marketing-Hype-Kampagne des Jahrzehnts auf den Leim …“
B. MÜNK, Freiburg
■ betr.: „EU-Behörde: ‚Klonfleisch ist gesund‘ “, „Das monopolisierte Tier“, taz vom 30. 6. 09
Ruchloses Kommerzverhalten
Es ist furchtbar! Der Verbraucher sieht ja die Tiere nicht leiden und weiß nicht, dass er Fleisch und Milch von kranken Wesen konsumiert. Es scheint uns ja auch wenig zu kümmern, dass wir selbst immer kränker werden! Das grenzenlos ruchlose Kommerzverhalten, das wir Menschen uns in unserer kranken Gesellschaft gegenseitig antun, weiten wir ja schon lange auf die Nutztiere aus.
Es ist ja inzwischen normal, dass Tiere aus Massentierhaltung nicht vital sind. „Der Mensch ist, was er isst“, hieß es mal. Wie wahr. Diese Politik wird dem Veganismus zum Durchbruch verhelfen, zumindest beim aufgewachten Teil der Menschen. NGOs und Bürgerinitiativen werden durch ihre wertvolle Aufklärungsarbeit einen entscheidenden Anteil daran haben.
SABINE MIEHE, Marburg
■ betr.: „EU-Behörde: ‚Klonfleisch ist gesund‘ “, „Das monopolisierte Tier“, taz vom 30. 6. 09
Wenn es ums Geld geht …
Die Unbedenklichkeitserklärung der Efsa erinnert mich an Zeiten, als Auszugsmehle und Fabrikzuckersorten wissenschaftlich als gesund und empfehlenswert beurteilt wurden. Inzwischen wissen wir, dass mit deren Verzehr über den Zeitablauf erhebliche Gesundheitsschäden verbunden sind. Die Wissenschaft handelt immer vom Stand ihres derzeitigen (Nicht-) Wissens. Und sie ist schon lange nicht mehr neutral und unabhängig. Mal abgesehen von ethischen Aspekten, wonach durch genetische Verarmung Schindluder mit dem Leben selber getrieben wird, muss zum Klonfleisch eine negative Gesundheitsbewertung abgegeben werden: Wenn Klontiere zu tödlichen Gesundheitsschäden neigen, dann kann es sich nie und nimmer um gesunde und zum Verzehr geeignete Tiere handeln. Es ist immer dasselbe: Wenn es ums Geld geht, wird alles getan, um Bedenken leichtfertig vom Tisch zu wischen. Wir wissen heute noch zu wenig über die unglaublich komplexen Geschehnisse im Stoffwechsel und in der Verdauung, über die Wechselverhältnisse biologischer Wirkstoffe untereinander, erst recht darüber, welche Wirkstoffe noch gar nicht bekannt sind. Wenn völlig neue Produkte auf den Markt kommen, muss wenigstens eines gewährleistet sein: dass deren Unbedenklichkeit in Tierfütterungen über mindestens fünf Generationen bewiesen wurde. HARALD CZACHAROWSKI, Bremen
■ betr.: „Meine Odyssee Richtung Europa“, „Irgendwann dachte ich, ich kann nicht mehr“, taz vom 2. 7. 09
Ich will keine Welt-KZs in Libyen
Vielen Dank für den Artikel über den Bericht des Kameruners von seinem Fluchtversuch nach Europa. Viele Fluchtberichte habe ich bereits gelesen und Grausames erfahren, jedoch neu war für mich die Aussage über Libyens Küstenpolizei und die Haftbedingungen in Libyen mit Folter und medizinischen Versuchen (Organtransplantationen? Organhandel?). Für mich ist dieser Bericht auch deshalb glaubhaft, denn von Schwarzen weiß ich über den tiefen, den europäischen Rassismus noch überragenden Rassismus von Arabern (Ausnahmen selbstverständlich). Hat nicht auch Gaddafi dem grinsenden Berlusconi erklärt, dass afrikanische Migranten keine politischen Flüchtlinge sind, denn sie kommen alle „aus dem Wald“? Wenn ein Staatsoberhaupt so etwas sagen kann, wie verhalten sich dann dessen Gefängniswärter? Ich bin aufgebracht und hoffe, viele andere Leser auch. Ich will keine Welt-KZs in Libyen für diejenigen Menschen, die am meisten unter der Globalisierung und der Klimakatastrophe leiden müssen. Nie wieder! Nach Eurem Bericht kann keiner mehr sagen, er habe davon keine Ahnung gehabt. HERTA WIESBECK-YONIS, München
■ betr.: „Afrika: Die Mauer muss weg“, Kommentar von Dominic Johnson, taz vom 2. 7. 09
Wie löst man die Probleme?
Das ist zwar alles so weit richtig, die Zustände sind beklagenswert und äußerst inhuman, aber in dem Kommentar wird nicht ein einziger Ansatz aufgezeigt, wie die gravierenden Probleme zu lösen seien (außer plakativ als Überschrift).
Wer nach Europa kommt, braucht im Winter eine warme Bleibe, braucht Nahrung, Kleidung, dann stecken hinter dem Problem u. a. auch innerafrikanische Probleme usw. Suggeriert der Kommentar etwa, dass man diesen Komplex löst, indem man grenzenlosen Zuzug einfach gewährt? Ja und dann? HANS-PETER KLEIN, Ediger-Eller