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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Beim Frühstück was zu lachen

■ betr.: „Das Amt hat seine Würde zurück“, taz vom 18. 2. 12

Danke für die humorvoll gestaltete Titelseite. Sie hebt sich angenehm vom Wulff-Einerlei auf anderen Zeitungen ab. Und wir hatten beim Frühstück was zum Lachen. HEIKE WINKLER, München

Wen kümmert’s?

■ betr.: „Verschärfte Beobachtung“, taz vom 18. 2. 12

Die Deutschen tolerieren keine Korruption mehr? Schön wär’s.Wulff ist gestürzt, weil ein – so darf man vermuten – Parteifreund mit gutem Draht zur Blutzeitung Wulffs Ziehmutter ein Beinchen stellen wollte. Kein Schaden, aber zugleich sind die Bestrebungen des Herrn Niebel, seine gesamte Restpartei rechtzeitig vor 2013 mit Beamtenpöstchen zu versorgen, widerstandslos durchgegangen. Und dass die Herrschaften, die in der Ära Schröder/Fischer die Privatisierung des Rentensystems durchgedrückt haben, heute gut dotiert in den Versicherungskonzernen sitzen, während Riester-Rentner den Ertrag ihrer Vorsorgebemühungen von der Sozialhilfe wieder abgezogen kriegen – jeder weiß es, niemanden kümmert’s?

GERHARD PAULI, Düsseldorf

Knallharte Klientelpolitik

■ betr.: „Merkel bleibt Kanzlerpräsidentin“, taz vom 18. 2. 12

Die Schlussfolgerungen von Frau Pohl sind stimmig. Zur Wiederholung: Diese Frau Merkel wird gefährlich. Mit ihrer knallharten Klientelpolitik (auch Sarkozy, Orbán) sichert sie ihren eiskalten neoliberalen Kurs, der durch soziale Spaltung zukunftsgefährdend wird. Eine Anmerkung: Es ist die Aufgabe des Vertreters des Bundespräsidenten, die Rede zur Gedenkfeier der jüngsten Naziopfer zu halten. Die Absprache Wulff/Merkel ist eine Nichtachtung des Amtes des Bundespräsidenten. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

„Leader“, der zeigt, wo es langgeht

■ betr.: „Das Amt hat seine Würde zurück“ u. a., taz vom 18. 2. 12

Auch diesmal werden die Mehrheitsparteien jemanden auskungeln, der keinen Ärger macht, wenn es um heikle Aufgaben und Gesetzesvorhaben geht, der auf seine Karriere noch einen draufsetzen muss, weil er nicht von der Macht lassen kann, der gerade versorgt werden muss oder aus anderen Gründen, die nichts mit der Repräsentanz der deutschen Bevölkerung zu tun haben. Nach zwei Pannen sucht man nun auch jemanden, der die Zustimmung „aller“ hat, aller Parteien natürlich, diesen Anachronismus aus dem 19. Jahrhundert, und natürlich ohne die, die die Harmonie stören könnten.

Wenn dieses Amt einen Sinn haben soll, dann brauchten wir eine wirklich unabhängige Persönlichkeit, die sich auch außerhalb der Politik bewährt und Vertrauen gewonnen hat und unseren „Königen auf Zeit“ auch mal die Wahrheit sagen kann. Nicht unbedingt allerdings auch noch jemanden aus der Wirtschaft! Doch das ist zu riskant, das könnte die weithin gleichgeschaltete Meinungs- und Willensbildung im freien Westen stören! Außerdem passt ins Zeitalter des „Soft-Bonapartismus“ (Demenico Losurdo) kein Nebeneinander von Kanzler und Präsident, sondern nur ein „Leader“, der seinem Volk zeigt, wo es langgeht! LUDWIG SCHÖNENBACH, Bremen

Vorsicht mit Stereotypen

■ betr.: „Gute Mimen zum bösen Spiel“, taz vom 16. 2. 12

Bravo, Eren Ünsal! Wenn Weiße sich schwarz anmalen, um Schwarze zu spielen, ist das – zumindest hierzulande – schlimmstenfalls peinlich. Dass aber schwarze SchauspielerInnen kaum Chancen am Theater haben, weil es angeblich zu wenige Rollen für sie gibt, ist der eigentliche Skandal. In einer Branche, die sich um historische Korrektheit eh einen Dreck schert und etwa Julius Cäsar im Anzug und mit Aktentasche in den Senat schickt oder Macbeth’ Soldaten mit Camouflage-Hosen und Maschinenpistolen ausrüstet, wird es endlich Zeit für einen schwarzen Hamlet, ein schwarzes Gretchen etc. Aber bitte Vorsicht mit den Stereotypen: Lieber eine schwarze Minna von Barnhelm mit weißer Zofe als umgekehrt!

VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

Kein geistreiches Argument

■ betr.: „Gute Mimen zum bösen Spiel“, taz vom 16. 2. 12

Bestimmt habt ihr recht damit, dass solche Dinge mehr thematisiert werden müssen, als es der Fall ist; dass es wohl zu wenige schwarze Schauspieler gibt und dass sich schwarze Mitbürger vielleicht diskriminiert fühlen, ist ja auch nicht von der Hand zu weisen. Ich gebe auch zu, dass „Es ist eine lange Tradition“ kein besonders geistreiches Argument einiger Theater ist, warum sie weiße Schauspieler zu Schwarzen machen.

Trotzdem ist es lächerlich, zu behaupten, dass Didi Hallervordens Kollege auf groteske Weise schwarz geschminkt abgebildet ist. Was ist daran bitte grotesk? Ich finde die Begründung, dass sie einfach keine geeignete Besetzung gefunden haben, ausreichend genug und kein bisschen rassistisch. Differenziert finde ich eure Berichterstattung nicht gerade, denn das Argument, man könnte auch mit Hakenkreuzen auf eine jüdische Veranstaltung gehen, ist ziemlich platt. Haben Hakenkreuze nicht doch eine etwas andere Vergangenheit in einem bestimmten Kontext als das Anmalen weißer Schauspieler?

L. H., Mainz