LESERINNENBRIEFE :
Gern verwendetes Motiv
■ betr.: „Kalt erwischt“, taz.nord vom 27. 3. 2012
Ich halte die Rückziehung der Spinnen-Postkarte für einen Fehler. Die bildliche Darstellung von Verschwörungen, Verflechtungen und Netzwerken in Gestalt des Spinnen und ihrer Netze ist ein altes und gern verwendetes Bildmotiv und hatte besonders in den 20er- und 30er-Jahren bei der Bildpropaganda aller politischen Parteien Hochkonjunktur. Der Grund war simpel: Die Botschaft des Motivs war leicht verständlich und anschaulich. Der große Virtuose der politischen Fotomontage und Kommunist John Heartfield gestaltete im Exil 1935 einen Schutzumschlag für das Buch „Das braune Netz“, das die Agententätigkeit der Gestapo in Europa thematisierte. Auch andere große Grafiker und Karikaturisten griffen gern auf diese Bildidee zurück. RENÉ SENEKO, Hamburg
Beleidigend – für die Spinnen
■ betr.: „Kalt erwischt“, taz.nord vom 27. 3. 2012
In dem Artikel wird erwähnt, dass die Gewerkschaft Ver.di das Motiv der Postkarte als beleidigend kritisiert habe. Beleidigend ist das Motiv gewiss – für die Spinnen! Denn während für die Spinnen das Verspeisen ihrer „Opfer“ nur dem eigenen Überleben dient (wie übrigens für uns Menschen auch, denn wir essen ja ebenfalls andere Lebewesen), saugen bestimmte Unternehmen – und hier vor allem jene, die Monopole halten – ihre „Kunden“ (oder Opfer) aus, um ihre Aktionäre fett zu machen. FRIEDHELM ENGEL, Südheide
Konsens nach außen hin
■ betr.: „100 Prozent für 100 Prozent“, taz.nord vom 27. 3. 2012
Klar – nach außen hin Konsens. Kein Wunder, wenn die Windmüller zu so einer Veranstaltung einladen. Doch bei genauem Hinhören wurden auch Unterschiede erkennbar. Niemand sprach bei der Energiewende davon, „Energie zu wenden“, indem weniger verbraucht wird. Nein, es wurden die Grundpfeiler des Systems – Wachstum, zunehmender Energieverbrauch, um zwei Beispiele zu nennen – weitestgehend ausgeklammert. Es ging um das Technische und das soll eben „einfach“ machbar sein – nur: bisher hat keine der politisch regierenden Parteien das ernsthaft und konsequent umgesetzt. Weil das WählerInnenstimmen kosten könnte? Gerade das heftig diskutierte Thema CO2-Verpressung, das KohlefreundInnen so freut, wurde lediglich vom SSW auf den Tisch gebracht – denn neben den drei genannten saßen auch noch weitere SpitzenkandidatInnen auf dem Podium. Leider wurde das im Bericht nicht erwähnt. Schließlich kann Energiewende doch nicht heißen „weiter so“ und glauben, dass es schon gehen wird. JÜRGEN HARGENS, Meyn
Leid und Verluste
■ betr.: „Den Schnabel behalten“, taz.nord vom 15. 3. 12
Solange die Hühnerbarone – gestützt auf die von ihnen maßgeblich beeinflusste Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – darauf beharren, die Legehennen – entgegen ihren natürlichen Bedürfnissen – wie derzeit praxisüblich eng zusammenzupferchen, wird es weiterhin zu Federpicken und zu Kannibalismus kommen, was schwere Leiden für die Tiere und immense wirtschaftliche Verluste zur Folge hat.
Statt den Hühnern also gemäß der Forderung des Tierschutzgesetzes eine verhaltensgerechte Unterbringung in Stall und Auslauf zu gewähren, passen die Halter die Tiere des Profits wegen dem Haltungssystem an. Sollte das Schnabelkürzen verboten werden, wollen sie das Licht von derzeit mickerigen 20 Lux auf nur noch 1,5 Lux reduzieren! Fakt ist, dass sich Hühner bei artgerechter Haltung mit Auslauf bereits bei etwa 60 Lux zur Nachtruhe in den Stall zurückziehen.
Auch auf das Schwänzekürzen bei Schweinen wird nicht verzichtet werden können, wenn der Gesetzgeber die Tierhalter nicht endlich zwingt, ihnen im Stall weitaus mehr Platz als die 0,75 Meter je Tier im Gewicht von über 50 bis zu 110 Kilogramm und vor allen Dingen auch reichlich Einstreu zu geben. Auch ein Außenbereich sollte vorgeschrieben werden. ECKARD WENDT, Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e. V., Stelle