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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Immer wieder Fehler gemacht

■ betr.: „Keine Naturgettos, bitte!“, taz vom 12. 5. 12

Das Zulassen natürlicher Entwicklung auf 5 Prozent der Waldfläche Deutschlands ist nicht „grüne Symbolpolitik“ , sondern unter anderem einstimmiger Kabinettsbeschluss der Regierung Merkel vom November 2007. Deutschland wäre ein armes Land, wenn seine Menschen nicht einmal auf wenigen Prozenten seiner Fläche damit aufhören könnten, die Umwelt zu manipulieren. Wenn wir es nicht einmal schaffen würden, anderen Lebewesen und Ökosystemen ein minimales Existenzrecht zuzugestehen. Freilich hat der Mensch auch bei der Schaffung von Nationalparks immer wieder Fehler gemacht, aber die Erfahrungen in hiesigen Nationalparks sind durchweg erfreulich. Kein Umweltverband glaubt daran, dass Nationalparks allein die Umwelt retten könnten. Gefordert wird für den Wald neben der Schaffung der Schutzgebiete eine ökologisch und sozial vorbildliche Waldbewirtschaftung auf der gesamten Fläche. Gefordert wird auch, unseren Verbrauch an Rohstoffen und Energie drastisch einzuschränken, damit nicht so viele Windräder und Biogasanlagen gebraucht werden. LÁSZLÓ MARÁZ, Koordinator AG Wald, Forum Umwelt und Entwicklung, Berlin

Kampf auf allen Ebenen

■ betr.: „Keine Naturgettos, bitte!“, taz vom 12. 5. 12

Wir brauchen im Südwesten Deutschlands dringend Nationalparks, weil und obwohl wir keine ursprüngliche Wildnis mehr haben. Obwohl: In den USA bei der Gründung der ersten Nationalparks gab es tatsächlich Wildnis zu schützen. Das ist – da hat Georg Etscheit recht – in Deutschland Illusion. Aber Nationalparks sind (fast) die einzige Chance, neue Wildnis zu schaffen. Ökologisierung von Land- und Waldbau sind unverzichtbar für den Erhalt der Biodiversität, aber eben nicht hinreichend. In einem Wirtschaftswald wird es niemals die Mengen an dickem Alt- und Totholz geben, die viele seltene, vom Aussterben bedrohte Vogel-, Käfer- und Pilzarten benötigen. Wir brauchen Räume für natürliche Prozesse, Borkenkäfer und Sturmwürfe inbegriffen. Naturparks, für die Etscheit eine Lanze bricht, sind nicht für großflächigen Prozessschutz gedacht und geeignet. Ihre Stärken liegen aus Naturschutzsicht im Landschaftsschutz und in der Umweltbildung. Zur Erhaltung von seltenen Arten und Biotopen tragen sie kaum etwas bei. Gegen Windräder in Naturparks gibt es daher aus den Umweltverbänden zu Recht keinen grundsätzlichen Widerspruch.

Etscheit hat recht: die echten Schutzgebiete reichen nicht aus. Es braucht den Biotopverbund, die grüne Infrastruktur zwischen den Schutzgebieten, damit die Gettos nicht Gettos bleiben. Und es braucht die Ökologisierung von Land- und Forstwirtschaft. Also nicht entweder/oder, sondern alles. Dass das nicht einfach ist, ist naheliegend: Die Energiewende verschärft die ohnehin bestehende Konkurrenz um die Fläche, in der Gemeinwohlinteressen wie der Naturschutz in der Regel den Kürzeren ziehen. Nichtsdestotrotz müssen die Kräfte der Umweltverbände und ihrer UnterstützerInnen für alle drei Elemente reichen, sonst wird der Biodiversitätsverlust nicht aufzuhalten sein. Nur wenn dieser Kampf auf allen Ebenen erfolgreich ist, wird der Feldlerchengesang Alltag und nicht Sensation sein. CHRISTINE FABRICIUS, Naturschutzreferentin beim BUND

Baden-Württemberg e.V., Stuttgart

Völlig daneben und ärgerlich

■ betr.: „Symphonie der Stümpereien“, taz vom 14. 5. 12

Bei einem Pokalendspiel wie diesem von einer Symphonie der Stümpereien zu schreiben, ist lächerlich. Üblicherweise fallen Tore immer in Folge von Abwehrfehlern. Dass die in diesem Spiel halt meist von den Bayern gemacht wurden, hat nichts mit Stümperei, sondern mit Dominanz, Schnelligkeit und Spielwitz des Gegners zu tun. Völlig daneben und echt ärgerlich wird es, wenn von einem Sieg in einem unwürdigen Endspiel gesprochen wird. Das ist eine Unverschämtheit. HILDE THEOBALD, Saarland