LESERINNENBRIEFE :
Antiärztliche Klischees
■ betr.: „Eigene Verantwortung“, taz vom 28. 8. 09
Mathias Lohre bedient hier nur antiärztliche Klischees: Er befürwortet eine Einwanderung von Ärzten aus Osteuropa und will diese mit finanziellen Anreizen fördern. Damit wird jedoch nur das Problem des Ärztemangels in die Länder exportiert, die schlechtere Entlohnung oder schlechtere Arbeitsbedingungen bieten. Er lobt den Einsatz von „Gemeindeschwestern“ als Ersatz für die Hausärztin/den Hausarzt persönlich. Ihn selbst betrifft es ja nicht – in der Großstadt Berlin ist die ÄrztInnen-Dichte hoch im Gegensatz zu vielen ländlichen Regionen.
Das Hemmnis bei der Niederlassung als Arzt/Ärztin ist nicht die Buchhaltung – das macht meist die/der SteuerberaterIn – wie bei vielen anderen Kleinselbstständigen auch. Hemmend in der Praxis sind eher der zunehmende Verwaltungsaufwand wie das neuerdings gesetzlich geforderte bürokratische „Qualitätsmanagement“ – auch in Kleinstpraxen – und finanzielle Risiken wie das Regressrisiko.
Der Exodus der ÄrztInnen aus Deutschland vollzieht sich eher zu einem Zeitpunkt, zu dem die Ärztin/der Arzt im Krankenhaus arbeitet – bei weiterhin schlechter Relation von Bezahlung und Arbeitsbelastung. Erst nach einigen Jahren Arbeit im Krankenhaus kann die Ärztin/der Arzt dann zur Ärztin/zum Arzt in eigener Praxis mutieren und damit zum klassischen Feindbild von taz-Journalisten werden. Vorher sind jedoch bereits viele in Länder mit nicht so unerträglichen Arbeitsbedingungen ausgewandert.
AXEL SCHÖNIAN, Hage
Die Seite der Patienten stärken
■ betr.: „Der verkaufte Patient“, taz vom 5. 9. 09
Grundsätzlich bin ich mit diesem Diskussionsbeitrag einverstanden. Allerdings ist die hier bekannt gewordene Korruption im Gesundheitssystem meiner Meinung nach nur die Spitze eines Eisbergs. Schlimmer noch sind die Verbindungen mancher Ärzte zur Pharmaindustrie. Wenn man alle Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen verändern und nicht nur kriminelle Machenschaften unterbinden will (was wahrscheinlich strafrechtlich oder berufsrechtlich möglich ist, wenn diese Dinge ernsthaft verfolgt werden), sollte die Seite der Patienten und Verbraucherschützer in den entsprechenden Gremien erheblich gestärkt werden.
INGELORE FOHR, Düsseldorf
Frankierten Umschlag beifügen
■ betr.: „Alte Handys bleiben oft zu Hause liegen“, taz vom 4. 9. 09
Beim Tausch meines ersten Handys gegen das zweite lag zum Zwecke der Verwertung des alten Gerätes ein frankierter und an einen Verwerter adressierter Umschlag bei. Beim nächsten Wechsel (nach fünf Jahren): Fehlanzeige. Ohne eine solche direkte und simple Aufforderung (wie ein Rücksendeumschlag) wäre es vermessen, vom Konsumenten die Rücksendung oder gar das „Einwerfen in die richtige Tonne“ verlangen zu wollen – zumal in dieser Frage auch Ihr Autor mehr als vage bleibt. Lösung des Problems: Fertig frankierte und adressierte Versandbeutel in jede Handyverpackung! KLAUS KONOLD, Herbrechtingen
Müllvermeidung auf allen Ebenen
■ betr.: „Der Giftberg“, taz vom 4. 9. 09
Verkürzt gesagt: Erstens sind wir (Menschen) zu viele und zweitens produzieren wir zu viel Müll. Beides muss sich drastisch ändern, mit möglichst humanen Mitteln, wozu ein Bewusstsein dieser Fakten ganz entscheidend ist – nicht nur bei einer Minderheit, sondern der absoluten Mehrheit. Hoffen wir, dass solche Artikel bald viele gelesen und nicht gleich wieder vergessen haben werden. Auch Atommüll ist eigentlich Sondermüll. Dessen Vermehrung lässt sich gut beenden, je mehr in allen europäischen Meeren küstendistanzierte Hochseewindkraftbojen installiert werden, vergleiche zum Beispiel: www.ritec-industries.de oder www.sway.no und andere, die zu Unrecht immer noch zu sehr im Schatten der Solarenergie und herkömmlichen Windkraft stehen. Allgemein gilt: Müllvermeidung auf allen Ebenen! BERNHARD WAGNER, Berlin
Gewerkschaftsfeindliche Position
■ betr.: „Wir sind hier nicht im Zollverein“, Interview mitGesamtmetall-Chef Kannegießer, taz vom 4. 9. 09
Wenn mich die gewerkschaftsfeindliche Position von Kannegießer interessieren würde, hätte ich mir die FAZ oder Die Welt gekauft und nicht die taz abonniert. Oder ist es so schmeichelhaft, wenn der ideelle Gesamtmetallarbeitgeber einer linken Zeitung ein Interview gibt? Ausgewogenheit finde ich bei der taz wirklich fehl am Platze.
WOLFGANG LIPPEL, Nienburg