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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Olympische Spiele in Griechenland

■ betr.: „Rauschendes Globalisierungsfest“, taz vom 13. 8. 12

Die Olympischen Spiele sind ohne Zweifel ein spektakuläres und unterhaltsames Ereignis. Aber ich stelle mir vor, auf der Hälfte des Bildschirms würden gleichzeitig Bilder aus den Elendsvierteln dieser Welt gesendet, an Hunger sterbende Kinder, vor sich hinsiechende Tiere aus den Mastanlagen, verseuchte Umwelt usw.

Und ich frage mich : Ist dieses Festival hochgezüchteter Maschinenmenschen moralisch zu verantworten? Und warum müssen alle vier (zwei) Jahre wieder neue Olympiaparks für Milliarden von Euro errichtet werden, in denen dann nur einige wenige weltweit agierende Firmen ihre Produkte verkaufen dürfen? Letztendlich dient dieses Ereignis im Wesentlichen dazu, eine Anzahl von Reichen noch reicher zu machen. Die normalen Steuerzahler müssen dann die Kosten für die Erhaltung der Bauten übernehmen, das sind – laut taz – im Fall Griechenlands 100 Millionen (noch) Euro jährlich. Zudem werden die wohl unumgänglichen Sparprogramme Kürzungen im Bereich des Schul- und Vereinssports nach sich ziehen. So hat Cameron zugunsten des Leistungssports vor zwei Jahren bereits das Programm „School Sports Partnerships“ streichen lassen.

Wie wäre es, wenn alle vier Jahre Olympische Spiele in Griechenland stattfänden mit nur einigen Sportarten, dafür aber mit einem internationalen Kulturprogramm nach dem Vorbild der antiken Spiele. ELFRIEDE DOCKHORN, Braunschweig

Enteignet und entrechtet

■ betr.: „Rauschendes Globalisierungsfest“, taz vom 13. 8. 12

„Olympische Spiele erzählen immer Geschichten. Von Helden und Heldinnen.“ – Ja und auch den hierfür Enteigneten und Entrechteten hat es so gut gefallen, dass sie ihre Teilnahme für die nächsten Olympischen Sommerspiele in Rio schon wieder fest zugesagt haben.

KILIAN BECKER, Wegscheid

Kontrolle notwendiger denn je

■ betr.: „Geldmangel verhindert Therapien“ u. a., taz vom 13. 8. 12

Da ich selbst mehr als 15 Jahre in der Leitung einer Rehaklinik tätig war, ist mir bekannt, was die Argumentation der Ärzte ausmacht; aber auch, wie sehr die Pflegekosten nach der Errichtung privater Kliniken in die Höhe geschnellt sind. Und ich denke, dass dieses Problem schon länger besteht und jetzt nicht zur Entschuldigung der Manipulation mit den Organspenden benutzt werden sollte. Somit erscheint mir eine Kontrolle durch unabhängige Kontrolleure notwendiger denn je. Dass ein Finanzproblem für die Kliniken besteht, ist unumstritten und auf die Kapitalisierung des gesamten Gesundheitsbereichs zurückzuführen. Diesen Druck haben sich die Ärzte und auch das gesamte Gesundheitswesen selbst zuzuschreiben. Hier sind ja „amerikanische Verhältnisse“ im Gesundheitswesen angestrebt worden, und FDP-Gesundheitsminister Bahr forciert diese Entwicklung ja immer noch.

Letztlich kommt dann doch die Zweiklassenmedizin zustande; entweder bezahlt ein Patient „Zusatzleistungen“ an den Operateur oder dafür, dass er früher auf die Spenderliste kommt. Oder, wie es hier in Bochum geschieht, dass eine ältere Dame auf ein Vierbettzimmer ohne WC und Dusche gelegt wird, wobei die Intimsphäre der Patientinnen mehr als verletzt wird, wenn gehunfähige Patientinnen im Zimmer auf den Abortstuhl gesetzt und gereinigt werden. Zur gleichen Zeit wird in demselben Klinikum (Uniklinikum) ein Bettenhaus vom Feinsten errichtet für Patienten, die sich eine hotelähnliche Unterbringung leisten können und wollen.

ALBERT WAGNER, Bochum

Wie kam die Förderung zustande?

■ betr.: „Bundesregierung stellt Förderung ein“, taz vom 13. 8. 12

Staatlich subventioniertes Marketingkonzept abgeschafft! Immerhin macht die Streichung der Förderung von Igel-Verkaufsseminaren ein bisschen Hoffnung, die Ankündigung, staatliche Subventionen radikal überprüfen zu wollen, könnte ernst gemeint sein. Aber wie konnte es zu einer derartigen Förderung überhaupt kommen? Hervorragende Lobbyarbeit der Ärzteschaft oder ein Mangel an Courage der PolitikerInnen, sich für gerechte Verteilung von Leistung und Vergütung im Gesundheitswesen einzusetzen? Beides vermutlich. Ebenso zu verantworten haben jedoch die Krankenkassen dieses mit Steuermitteln finanzierte Zuckerl. Jene, die durch immer weitere Leistungseinschränkungen marktwirtschaftlichem Denken in Arztpraxen Tür und Tor öffnen. Jene, die bei Einführung der 10-Euro-Praxisgebühr unisono gelobten, diese wieder abzuschaffen, sobald schwarze Zahlen geschrieben werden. Jene, die jetzt herrschaftlich darauf verzichten, sich an ihr Wort zu halten.

HEIKE PETEREIT-ZIPFEL, Emmendingen

Organspende vergesellschaften

■ betr.: „Klöckner schlägt Verstaatlichung vor“, taz vom 14. 8. 12

Dass die Verstaatlichung nicht geeignet ist, das Organspendesystem dem Einfluss finanzieller Interessen zu entziehen, zeigt sich ja eindrucksvoll an unserem Gesundheitssystem. Stattdessen sollte die Organspende vergesellschaftet werden: Nur eine Genossenschaft bietet eine vertrauenswürdige Basis zur Verwaltung der Organspende. Die Mitgliedschaft von Unternehmen, Vereinen und Körperschaften müsste freilich per Satzung ausgeschlossen werden.

DIRK FLEISCHMANN, Berlin