LESERINNENBRIEFE :
Präsident mit hoher Killerquote
■ betr.: „Amerikas bessere Hälfte“, taz vom 8. 11. 12
Politiker jubeln, weil der US-Präsident Barack Obama wiedergewählt wurde. In den USA haben Millionen Menschen keinen Grund zum Jubeln, nämlich die Millionen Arbeitslosen und Ausgegrenzten – ebenso die Menschen in Pakistan, Afghanistan, Irak und Jemen. Denn der viel gepriesene „Friedensnobelpreisträger“ Obama entscheidet persönlich über Ziele der ferngesteuerten US-Drohnen mit tödlichem Auftrag in diesen Ländern. Allein in Pakistan hat er so über 3.000 Menschen töten lassen, darunter 800 Zivilisten und 170 Kinder. Obama, der sympathisch auftretende Präsident, hat also eine hohe Killerquote. Politiker sind nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten zu beurteilen. Ebenso bei uns. Auch die deutsche Bundesregierung ist mitverantwortlich und deutsche Firmen sind beteiligt an diesem Morden. Zum Beispiel die Firma Rheinmetall Defence Electronics produziert die Kampfdrohne Taifun. ERNST BUSCHE, Bremen
Übermotivierte Berichterstattung
■ betr.: „Amerikas bessere Hälfte“, taz vom 8. 11. 12
Schön, Barack Obama ist erneuter US-Präsident. Das ist ja so weit auch in Ordnung, aber dennoch habe ich mich über die übermotivierte Berichterstattung gewundert, die nur wenig Neuigkeiten bietet, und wenn, dann nur jene, die mal wieder eindrucksvoll beweisen, dass die Vereinigten Staaten von einer wirklichen Demokratie weit entfernt sind. Homo-Ehen werden nicht flächendeckend anerkannt, Todesstrafen in vielen Staaten immer noch gang und gäbe, und dass sich viele europäische Linke über den Sieg freuen, scheint wohl eher eine erzwungene Befreiung zu sein, denn Obamas Art ist weit entfernt von linken Ansichten. Natürlich ist er die bessere Alternative zu Romney, aber es wird Zeit, das Zweiparteiensystem aufzulösen. Es gibt noch weitere Kandidaten, und darunter gehört nicht nur Jill Stein. Es gibt selbst US-Piraten, von denen kein einziges Wort erwähnt wurde. Klar, sie traten nicht an, aber wenigsten eine kleine Erwähnung, dass sie existent sind, wäre lobenswert! JAN SCHEURECK, Gailingen
Undemokratisch
■ betr.: „Partei des Durchwurstelns“, taz vom 7. 11. 12
Den Satz „China hat widerlegt, dass Kapitalismus zwangsläufig mit Demokratie einhergeht“ in Sven Hansens Leitartikel schreibt ihr auch noch groß! Nachdem ihr schon die Grundsätze eurer Gründungszeit von 1979 über Bord geworfen habt, müsst ihr inzwischen auch eure historischen Kenntnisse über Bord werfen? Kapitalismus ist nicht nur noch nie zwangsläufig mit Demokratie einhergegangen, sondern auch unzwangsläufig selten länger als einige Jahrzehnte. Richtig hätte es heißen müssen: „China hat bestätigt, dass Kapitalismus zwangsläufig auch mit einer KP nicht mit Demokratie einhergeht.“ ORTWIN ZEITLINGER, Berlin
Verdientes Salär
■ betr.: „Die Rechnung“, taz-Wahrheit-Gedicht vom 8. 11. 12
Ich bin eigentlich ein großer Freund von satirischen Beiträgen über unsere Politiker. In diesem Fall hauen Sie aber auf einen drauf, der es am wenigsten verdient hat. Was der Mann geleistet hat als Chef der Stasi-Behörde ist für einen „Zoni“ wie mich erste Sahne. (Übrigens danke für die „Zonendröhnung“.) Bevor Joachim Gauck redet, denkt er meistens, und meist sogar in die richtige Richtung. Das ist selten. Dem Mann Gauck gönne ich sein Salär wie keinem/keiner anderen. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihr satirisches Talent den richtigen Leuten und den Fehlern im System der BRD widmen würden. GERHARD NAUMANN, Berlin
Der Verfassungsschutz „beteuert“
■ betr.: „Die Polizistin, der Tod und die Fälschung“, taz vom 3/4. 11. 2012
Dieser Text offenbart eine erstaunliche Resistenz gegenüber unfreiwilliger Komik. Da möchte man ein vorschnelles Nachrichtenmagazin und seine zweifelhafte Quelle bloßstellen und hat keine besseren Argumente als den Hinweis auf die Dementi der Behörden. Völlig ironiefrei (somit ohne Anführungszeichen) werden die Aktenvernichtungsexperten und deren politischen und juristischen Partner herangezogen. Da werden die Zweifel der Bundesanwaltschaft an der Echtheit des Protokolls genannt. „Vertreter im Namen der US-Geheimdienste“ melden sich zu Wort. Das BKA und das bayerische Innenministerium „dementieren“, der baden-württembergische Verfassungsschutz „beteuert“. Natürlich ist die Story im Stern mehr als zweifelhaft. Aber wenn ihr schon die Frage stellt: „Wer hat recht?“, dann gehe ich lieber dem Freak mit den fehlenden Tasten auf dem Laptop als den Märchenonkeln der Behörden auf den Leim. JÖRG RICHTER, Kaiserslautern