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LESERINNENBRIEFE

Unzutreffend und absurd

■ betr.: „Linke beantragt Apartheidklassen“, taz vom 17. 12. 12

Vielleicht hat Kommunalpolitik nicht immer den Überblick über die ganz großen Themen und Fragestellungen, aber dafür setzen sich Kommunalpolitiker in ihrer Freizeit dafür ein, die Bedingungen für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern. Für die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Lichtenberg nehme ich in Anspruch, dass sich unser Engagement auch auf jene erstreckt, die als Flüchtlinge zu uns kommen, also denen keine Bürgerrechte gewährt werden. Deswegen muss ich entschieden Ihren Artikel zurückweisen. Darin unterstellen sie meiner Fraktion, wir würden eine gemeinsame Beschulung von hier geborenen Kindern und Kindern von Flüchtlingen ablehnen und eine separate Beschulung fordern.

Weder in der präzisierten noch in der alten Fassung unseres Antrags war das Ende einer gemeinsamen Beschulung gefordert. Gerade in unserem Bemühen um mehr Integration sahen und sehen wir in der mehrwöchigen Zwangspause bis zum Abschluss der ärztlichen Untersuchung, die Voraussetzung für einen regulären Schulbesuch ist, ein Problem. Die Linksfraktion war vor die Frage gestellt, ob wir diese für die Integration und Entwicklung der Kinder problematische schulfreie Zeit akzeptieren wollen. Wir wollten nicht.

Vielmehr sollen diese Wochen genutzt werden, um ein erstes Grundgerüst der deutschen Sprache zu erlernen und Verständnis für den Anderen zu fördern.

Auch geht es darum, die Kinder sinnvoll zu beschäftigen und ihrem Tagesablauf nach dem traumatisierenden Erlebnis ihrer Flucht wieder eine geordnete Struktur zu geben. Der Vergleich mit dem Apartheidsystem ist vor diesem Hintergrund unzutreffend und absurd.

Wenn in dem Artikel darauf verwiesen wird, dass sich die noch nicht untersuchten Kinder und geimpften Kinder anstecken können, dann möchte ich darauf verweisen, dass in der Enge eines Flüchtlingsheimes die Ansteckungsgefahr praktisch auch ohne „Beschulung“ vorhanden ist. Wenn in dem Artikel darauf verwiesen wird, dass sich in anderen Bezirken eine separate Beschulung von einem Provisorium zu einem Dauerzustand entwickelt hat, dann sollten Sie die dort Verantwortlichen dafür kritisieren. Im Falle Lichtenbergs bleibt es eine Mutmaßung und Unterstellung.

In unserer Forderung nach einer frühzeitigen „Beschulung“, die für den Übergangszeitraum aus gesundheitlichen Gründen eben nicht an öffentlichen Schulen erfolgen kann, gibt es, entgegen Ihrer Berichterstattung, auch keinen Widerspruch zur Abgeordnetenhausfraktion der Linken. Insofern bedurfte es auch keines „Rüffels aus dem Abgeordnetenhaus“. Wir werden an unserem präzisierten Antrag festhalten. Dabei sehen wir uns auch von der Integrationsbeauftragten des Bezirks unterstützt. Wenn andere Parteien dem nicht zustimmen können, dann müssen diese das politisch vertreten. Die Linksfraktion wird unterdessen versuchen, die Lebensbedingungen für die Menschen im Bezirk zu verbessern.

CHRISTIAN PETERMANN, Fraktionsvorsitzender Die Linke Berlin-Lichtenberg

Massenweise Hack

■ betr.: „Burgernahe Küche“, taz vom 15. 12.12

Der McDonald’s an der Frankfurter Allee musste nicht schließen, weil 500 Meter weiter ein paar Frittenbuden eröffnet wurden. Grund war eine für die nächste Mietvertragsperiode vorgeschriebene umfangreiche (Kern-)Sanierung der Gewerberäume.

Der Denkmalschutz verhinderte außerdem den Bau eines barrierefreien Zugangs sowie großzügigere Lieferwege.

Aber egal ob McDonald’s oder Burgeramt, die Leute stopfen massenweise Hack und ungesundes Weißbrot in sich hinein. „Burgernah“ sogar noch in größeren Portionen.

CHRISTIAN SCHELLENBERG, Berlin

Geregeltes Einschlagen

■ betr.: „Kampfsport. Fairer als beim Fußball“, taz vom 17. 12. 12

Das ist der erste gut recherchierte Zeitungsartikel zum Thema Mixed Matial Arts (MMA) außerhalb von Fachkreisen. Ganz großes Lob für die nichtpopulistische Auseinandersetzung!

Zentral ist die Aussage, dass ein Zusammenlegen von Boxen und Ringen im MMA-Reglement eine Konsequenz vom Training beider Kampfsportarten ist. Für sich alleine verfügen beide Kampfsportarten über eine gewisse Etabliertheit und Reputation, wobei die des Boxens tendenziell niedriger ausfällt. Diese wird den Mixed Martial Arts eher verwehrt.

Dabei funktionieren die Mixed Martial Arts nur als Kombination von konsequentem Training und Disziplin. Ist Aggression in bestimmten Sportarten eher positiv belegt, wie Manndeckung bei Ballsportarten, haftet dem Konzept der Aggression im Kampfsportkontext eher was Bedenklicheres an. Zur Auflösung des Negativimages der MMA bedarf es einer zentralen Aufklärung: Es gibt Regeln bei den MMA und sogar ziemlich viele, die Behauptung, es gebe ein regelloses Einschlagen, stimmt nicht. MICHAEL ROCHNIA, Wuppertal

Imageschaden

■ betr.: „Neue Initiative für Umbenennung“, taz vom 21. 12. 12

Ich halte es für eine unerträgliche Entwicklung, wenn Bürger im 21. Jahrhundert sich noch immer so uneinsichtig zeigen und den Straßennamen des Antisemiten Heinrich von Treitschke nicht tilgen wollen!

Treitschke („Die Juden sind unser Unglück“) war nachweisbar ein Antisemit und hat als Namensgeber genauso wenig in unserer Berliner Straßenlandschaft verloren wie beispielsweise eine nach dem Reichspräsidenten Hindenburg, der Adolf Hitler erst zum Reichskanzler machte, benannte Straße, die ebenfalls in Steglitz liegt.

Ich bin der Ansicht, dass der Berliner Senat das Straßenumbennungsverfahren an sich ziehen und eine Entscheidung herbeiführen sollte. Damit könnte ein weiterer Imageschaden von Berlin abgewendet werden.

THOMAS HENSCHKE, Berlin