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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Klappe halten

■ betr.: „FDP-Chef verbittet sich Kritik“, taz vom 16. 3. 10

Vorschlag: Wenn sich Westerwelle im Ausland aufhält, schweigen hier im Lande die Medien; wenn sich Westerwelle hier im Lande befindet, hält er die Klappe. Im Herbst wird man sagen können: Er krähte nur ein Jahr. Ausreichend Stoff für die Medien liefert ein halbes Dutzend anderer Minister. GERHARD F. VOLKMER, Stuttgart

Da hört der Spaß auf!

■ betr.: „Weniger Macht fürs Strahlenschutzamt?“, taz vom 16. 3. 10

Nachdem Herr Röttgen vor kurzem in allen Medien lautstark verkündete, dass Atomkraft in Deutschland keine Chance hat, weil seine Bürger nicht zu überzeugen sind, will er uns plötzlich eines Besseren belehren. Er maßt sich an, unser Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit in Frage zu stellen. Die Energieriesen sollen sich auf unsere Kosten eine goldene Nase verdienen und die Entsorgung des Atommülls mit all seinen Gefahren geht auf das Konto der Steuerzahler, und das sind wir! Da hört der Spaß auf!

Apropos privatisierte Endlagerung verweise ich auf ein italienisches Gerichtsverfahren, bei dem über in Italien entsorgte radioaktive Schlämme aus Ländern wie Deutschland, Frankreich und England Recht gesprochen wird. Zum einen wurde diesen Schlämmen Zement zugesetzt und damit Schulen, Krankenhäuser und Sozialwohnungen geschaffen. Erst bei der in die Höhe schnellenden Krebsrate wurde dies entdeckt. Zum anderen wurden etwa 30 große, alte Lastschiffe voller Container, die mit diesem radioaktiven Schlamm gefüllt waren, im Mittelmeer und vor der Küste Afrikas einfach versenkt, so einer der angeklagten Mafiosi. Da wissen wir, was uns erwartet.

Deutschland will und braucht keine verlängerten oder gar neuen Atomkraftwerke. INGRID SCHUMACHER, Grünstadt

Zeit zum Nachdenken

■ betr.: „Osten protestiert gegen Bummelbahn“, „Am Ende gibt es Grenzen“, taz vom 15. 3. 10

Solange ein Architekt aus München wöchentlich zur Baustelle nach Hamburg jettet, während ein Unternehmensberater aus Hamburg zum Meeting nach Berlin hetzt, während ein Berliner Manager auf schnellstem Wege seine Münchener Tochtergesellschaft erreichen will und solange ein Bundesminister jedes Wochenende nach Hause ins Chiemgau fliegt, wird sich auf den Straßen, den Flughäfen und der Schiene nichts ändern. Solange wir also unser Tun nicht hinterfragen und unser Verhalten ändern, werden wohl doch mehr als vier Startbahnen in Frankfurt und mehr als acht Autobahnspuren in München erforderlich werden. Und so lange wird es auch unerträglich sein, dass die Bahn von Dresden nach Berlin 137 Minuten braucht statt der schon 1937 erreichten 100. Mir ist es relativ egal, ob der Zug von Hamburg nach München sechs oder sieben Stunden fährt. Und den Geschäftsleuten und Politikern sollte es ebenso gehen, dann haben sie Zeit zum Nachdenken. JENS TAMCKE, Rosengarten

Ablenkung vom Wesentlichen

■ betr.: „Frauen zahlen sich aus“, taz vom 16. 3. 10

Das ist mir so was von egal, wer da in den Aufsichtsräten sitzt. Wichtig ist, dass dort nicht mehr der Unsinn von Shareholdervalue, Kursmanipulation zugunsten der Eigner durch Entlassungsprogramme, Kurspflege usw. betrieben wird. Meint hier wirklich jemand, eine Interessenvertreterin würde da was anders machen, nur weil sie Frau ist? Meinung follows function, auch da! Solange unsere Unternehmen Politik fürs Kapital statt für Menschen machen, sollen sich die, die da mitmachen wollen, ruhig alleine nach oben ellenbogen … Das ist eine nette Ablenkungsdiskussion vom Wesentlichen und da sollten wir nicht mitmachen! THOMAS KELLER, Königswinter

Ein trauriger Rekord

■ betr.: „Deutschland verdoppelt seine Rüstungsexporte“,taz vom 15. 3. 10

Platz 3 für Deutschland – ein trauriger Rekord. Rüstungsgüter „Made in Germany“ sind begehrt auf der ganzen Welt und finden sich in vielen Kriegsgebieten und Krisenregionen wieder. Rüstungsexporte können Kriege in Gang bringen und halten sowie alte und neue Aggressoren aufrüsten. Wenn die Bundesregierung es mit ihren Friedensbemühungen wirklich ernst meinte, würde sie dem Frieden zuliebe Rüstungsexport und -produktion einstellen, statt sie auszuweiten. JOACHIM FISCHER, Bremen