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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE Fleisch oder nicht Fleisch …

Holländische Forscher präsentieren den ersten synthetischen Burger. Ist der eine Lösung des Hungerproblems? Oder doch eher der Veggie Day in deutschen Kantinen, der von den Grünen in ihrem Wahlprogramm vorgeschlagen wird?

Wer kennt Kutteln?

■ betr.: „Sexy, aber völlig ungeprüft“, taz.de vom 6. 8. 13

Wieso soll „Fleisch“ aus der Petrischale ekelig sein? Viel ekliger ist der Schlacht- und Verarbeitungsprozess. Jemand sagte mal, er habe Respekt vor Vegetariern, aber nicht vor Menschen, die halbe Tiere wegwerfen. Die halbe Kuh wird hierzulande kaum genutzt, oder wer mag oder kennt überhaupt noch Leber, Nieren, Kutteln etc.?

TEXTER, taz.de

Mittel zum Zweck

■ betr.: „Biss in die Zukunft“ u. a., taz vom 6. 8. 13

Wenn aus tierischen Stammzellen gewonnenes Kunstfleisch als Rettung für die Tiere und die Welt dargestellt wird, folgt diese Argumentation einem altbewährten Muster: Die Technik soll retten, was erst durch die Technik zerstört worden ist. Bis heute ist diese verquere Rechnung allerdings nicht aufgegangen. Im Gegenteil schafft neue Technik immer wieder neue Probleme, die dann wieder mittels noch neuerer Technik gelöst werden sollen, und so weiter und so fort ad infinitum. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die Versorgung der Menschheit mit Kunstfleisch auf dem jetzigen Konsumniveau, das immer noch rasant ansteigt, eine Industrie hervorbringen würde, die nicht weniger umweltschädlich und auf andere Art gruselig wäre, wie die jetzige es bereits ist. Nein, die Lösung kann nur heißen aus diesem Teufelskreis kapitalistischer Produktions- und Verwertungsprozesse auszusteigen, was – das sei zugegeben – einer Kulturrevolution gleichkäme. Das heißt, auf den Verzehr von Fleisch möglichst zu verzichten, obwohl von Verzicht hier schon lange nicht mehr die Rede sein kann. Abgesehen davon ändert die Produktion von Kunstfleisch nichts an unserer grundsätzlichen Einstellung gegenüber Tieren, die dadurch ja wieder nur zum Mittel für unsere Zwecke werden, indem sie als Lieferanten für Stammzellen dienen und wir sie dadurch zu bloßen Objekten unserer Bedürfnisse degradieren. Hier müssen wir im Rahmen einer holistischen Ethik endlich auch die Tiere und die Natur insgesamt als „Objekte sittlicher Pflichten“ (Vittorio Hösle) begreifen. Dass selbst ein Vertreter des Vegetarierbundes diesen Schwachsinn als „aus ethischer Sicht gute Initiative“ bezeichnet, offenbart eine unglaubliche Blindheit gerade gegenüber ethischen Fragestellungen, die offenbar selbst bis tief in das alternative Spektrum hineinreicht. ECKART LÖHR, Essen

Eine Riesenchance

■ betr.: „Sexy, aber völlig ungeprüft“, taz.de vom 6. 8. 13

Beim Laborfleisch scheiden sich Gesinnungsethiker und Verantwortungsethiker, ferner rationale Menschen und Eso-Spinner. Ich halte das Ganze für eine Riesenchance und werde, sobald es bezahlbares Laborfleisch gibt, dieses mit Freuden nutzen.

RIESENCHANCE, taz.de

Nicht gesund

■ betr.: „Aus ethischer Sicht ist das gut“, taz.de vom 6. 8. 13

Je natürlicher und unverarbeiteter Nahrung ist, umso besser. Die ganzen Allergien sind teilweise auch Ausdruck der enormen Zunahme an Konservierungsstoffen und Zusatzstoffen in der Nahrung. Retortenfleisch hat nun definitiv nichts mehr mit gesunder vegetarischer Vollwertkost zu tun. GAST, taz.de

Verstörend

■ betr.: „Aus ethischer Sicht ist das gut“, taz.de vom 6. 8. 13

Zwar kommt mir das Ganze irgendwie … verstörend vor, andererseits aber, wenn dabei am Ende was Gutes, Klimaschonendes herauskommt, prima! SARPEDON, taz.de

Was soll das?

■ betr.: „Fleischgeschichte“, taz vom 7. 8. 13

Was soll die Forderung nach einem Veggie Day in Kantinen bringen? Warum schreibt man eine Empfehlung, die man den Kantinenbetreibern geben möchte, in ein Wahlprogramm? Konkrete Maßnahmen gegen Massentierhaltung, Umweltverschmutzung und Wasserverschwendung durch Fleischproduktion und eine ernsthafte Debatte über unseren Fleischkonsum wären schöner, sind aber von diesem grünen Spitzenpersonal, bei denen es mehr um die Vollendung von Politkarrieren zu gehen scheint, nicht mehr zu erwarten. MARKUS MEISTER, Kassel

Was darf Satire?

■ betr.: „FDP-Politiker greift zu Nazi-Vergleich“, taz vom 7. 8. 13

Lindemann hat keinen Vergleich vorgenommen, sondern die Forderung der Grünen mit einer Satire angegriffen. Interessant, dass die Grünen so aufgeregt reagieren; anscheinend hat Lindemann getroffen. Und was darf die Satire? Bekanntlich alles, siehe Kurt Tucholsky.

MARCEL LUTHE, Berlin

Ekelhafte Heuchler

■ betr.: FDPler findet Grüne totalitär“, taz.de vom 6. 8. 13

Ich finde diesen grünen Quark ebenfalls komplett behämmert. Wird jetzt natürlich breitgetreten, als ginge es um eine tatsächliche Gesetzesvorlage. Wenn es jedoch irgendeine Partei in Deutschland gibt, die über Jahrzehnte eine autoritäre, auf totalitäre Kontrolle ausgerichtete Feudalpolitik betrieben hat, dann ist das ja wohl die FDP. Diese Leute sind der politische Arm des Großkapitals. Ekelhafte Heuchler. ANDREAS SÄGER, taz.de