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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Unterschiedlicher Pflegebedarf

■ betr.: „Pflege ist was für Profis“ u. a., taz vom 19. 3. 10

Häusliche und stationäre Pflege sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Aus qualitativer Forschung ist bekannt, dass zu Hause wohnen und pflegen den Vorstellungen der zu Pflegenden und der Pflegenden entspricht. Die Solidarität zwischen den Generationen ist verbindlicher und auch künftig tragender als allgemein angenommen. Zurzeit können sich Berufstätige, die Pflegeverantwortung für einen Angehörigen übernehmen, lediglich 10 Tage zur Organisation der Pflege freistellen lassen und ein halbes Jahr ebenfalls unbezahlte Pflegezeit nehmen. Das greift zu kurz und ist für die meisten nicht finanzierbar. Für einen Teil der Pflegenden rückt Pflegeübernahme und Armutsentwicklung gefährlich zusammen. Ein dringend weiterzuentwickelndes Gesetz sollte etwas kosten dürfen, verschiedene Lebenslagen potenziell Pflegender berücksichtigen und flexibler auf die unterschiedlichen Pflegebedürfnisse reagieren, als es der derzeitige Vorschlag von Frau Schröder vorsieht.

Ein zentraler Punkt scheint zu sein, dass die hohen Belastungen einer häuslichen Pflege auf mehrere Personen und geschlechtergerechter als bislang auf Mann und Frau, Tochter und Sohn verteilt und mit ambulanten Pflegeleistungen kombinierbar sind. Dringend nötig sind die tatsächliche Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflegeverantwortung und realisierbare Wahlmöglichkeiten. Die Herausforderung der Zukunft ist die Schaffung bzw. Weiterentwicklung einer vielseitigen, ambulanten, am Bedarf der Pflegehaushalte orientierten Pflegeinfrastruktur, man braucht rehabilitative Maßnahmen auf der einen, Beratungs- und Bildungsangebote und gesundheitsförderliche Maßnahmen auf der anderen Seite. Es müssen alternative Wohn- und Pflegeangebote und eine gezielte Qualitätsentwicklung der Pflege auch im stationären Bereich gefördert werden.

BIRGIT WOLFF, Barfelde

Falscher Text

■ betr.: Kai-Diekmann-Anzeige,taz vom 25. 3. 10

Falscher Text. Richtig wäre: Die taz ist wirklich offen. Die hält sogar solche Typen als Genossen aus.

BJÖRN WOLF, Offenbach

Offene taz

■ betr.: „Kai-Diekmann-Anzeige, taz vom 25. 3. 10

Wer hier wirklich offen ist, ist die taz. Selbst der Chefredakteur von Bild kann hier Genosse werden!

ANJA HARTZ-POLENZ, Peiting

Warum heilen Placebos?

■ betr.: „Homöopathie im Tierstall“, taz vom 26. 3. 10

Dass Homöopathie „wissenschaftlich noch immer stark umstritten“ sei, kann man so nicht sagen. Homöopathie hat unstreitig die wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise, wie sie viele andere Heilmittel und Heilbehandlungen in rigorosen Untersuchungen erbracht haben, nicht liefern können. Und nüchtern betrachtet wird sich daran nichts ändern. Eine Glaubenssache wie die, dass Wasser ohne nachweisbare weitere Inhaltsstoffe eine Heilwirkung habe, fällt in denselben Bereich wie den an die Transsubstantiation beim katholischen Abendmahl. Solche Glaubensfragen sind aber keine der Wissenschaft.

Viel interessanter ist die aus den geschilderten Anekdoten hervorgehende Überlegung, dass teilweiser Verzicht auf wirksame Arzneimittel, ausreichende Zuwendung und die Verabreichung der homöopathischen Placebos für die erkrankten Tiere durchaus heilsam sein können. Solche Phänomene, wie Placeboeffekte bei Mensch und Haustier überhaupt, und ihr Zusammenspiel mit dem natürlichen Heilungsprozess systematisch zu untersuchen wäre eine lohnende wissenschaftliche Aufgabe. Sicherlich könnte man sich dabei preiswerterer Placebos bedienen als des teuren homöopathischen Wassers.

M. ANDREAS SPECKA, Bochum

Vernebeln und verschweigen

■ betr.: „Es wird peinlich für den Papst“, taz vom 26. 3. 10

In den letzten Wochen stellten sich viele die Frage, warum der Vatikan zu den immer zahlreicher werdenden Missbrauchsfällen in Deutschland schwieg. Nun enthüllt uns der Skandal von Milwaukee den naheliegenden Grund dafür.

Dass ein dermaßen asozialer Ratschlag vom späteren Papst Benedikt XVI. persönlich gegeben wurde, stellt eine unglaubliche Missachtung von Menschen- und Opferrechten dar. Wir können daraus nur den Schluss ziehen, dass die Vernebelungs- und Verschweigungsmaschine keine Fehlleistung einzelner Bischöfe war – wie oft unzutreffend dargestellt –, sondern zum innersten Kern eines größenwahnsinnigen Kirchenfürstenregimes gehörte. Wie kann ein solcher Mann am bevorstehenden Ostersonntag noch der ganzen Welt den Segen des Auferstandenen spenden?

JÜRGEN BÖCK, Wasserburg