LESERINNENBRIEFE :
Benzinpreis-Schock zu Ostern
■ betr.: „Tanken macht Leben teurer“, „Schneller umsteigen“,taz vom 30. 3. 10
Pünktlich zum Osterfest erhöhen die Ölkonzerne die Benzinpreise kräftig. Mit diesem Drehen an der Preisschraube wird der Autofahrer zur Hauptreisezeit an den Feiertagen mal wieder richtig abgezockt. 1,52 Euro pro Liter Super Plus sind für „Otto Normalverbraucher“ bald nicht mehr bezahlbar. Autofahren wird wohl über kurz oder lang nur noch ein Hobby für Reiche und Millionäre sein. Selbst unter Berücksichtigung des aktuellen Rohölpreises und der Euro-Abwertung gegenüber dem Dollar ist dieser drastische Preisanstieg an den Tankstellen nicht zu rechtfertigen. Bleibt zu hoffen, dass das Bundeskartellamt in Bonn endlich mal geheime Preisabsprachen aufdeckt. Denn mit rechten Dingen kann diese Abzockerei an den Zapfsäulen sämtlicher Tankstellen nicht zugehen. ALBERT ALTEN, Wernigerode
Respektable vier Liter
■ betr.: „Die Drei-Komma-sieben-Schlappe“, sonntaz vom 27. 3. 10
Sehr geehrter Herr Unfried, da Ihre Verwandten ein Auto aus Wolfsburg fahren und wahrscheinlich den Durchschnittsverbrauch am Multifunktionsdisplay abgelesen haben, kann ich Sie beruhigen: Nach meiner Erfahrung mit vier Wolfsburger Fahrzeugen zeigt das MFD 0,5 l/100 km zu wenig an. Sie sind also immer noch der Beste! Aber auch „echte“ 4 Liter finde ich noch respektabel.
THOMAS ENGELBRECHT, Rasdorf
Krankenversicherung ist wichtig
■ betr.: „USA auf dem Weg der Besserung“, taz vom 23. 3. 10
Wie wichtig eine Krankenversicherung ist, weiß man erst, wenn man keine hat. Nicht nur in Amerika, auch bei uns in Deutschland fallen immer mehr Menschen durch die Maschen des angeblich so leistungsfähigen Sozialsystems der Krankenversicherung. Auch wenn das Problem bei uns zahlenmäßig (noch) nicht so schlimm ist wie in den USA, so müsste unser Staat doch auch diesen Menschen helfen können. Aber in unserer Schulden-Leistungsgesellschaft ist Humanität ein „Fremdwort“. CHRISTIAN LUKNER, Bonn
Kein Grund zum Jubel
■ betr.: „Pillen sollen weniger kosten“, taz vom 27. 3. 10
Röslers Pharmakonzept wird als das Ende der Kostenexplosion gefeiert. Werden Kranke und Patienten auch Grund zum Jubel haben? Allein eine Kostenfrage, wie dargestellt wird, ist das zunehmend profitorientierte Gesundheitswesen längst nicht mehr. Warum wird stets verschwiegen, dass Profite ebenso wie Kosten in den Preis eingehen, also preistreibend wirken?
Und eine eigentlich sehr legitime Frage, wenn es um das Menschenrecht Gesundheit geht, darf offenbar nicht einmal mehr gestellt werden: Warum ist eine Gesellschaft, die Reichtum in Überfluss zu produzieren vermag, die Kapazitäten, Mittel und Möglichkeiten besitzt, noch weit mehr auf die Märkte zu werfen, nicht fähig und in der Lage, vernünftig und ausreichend für die gesundheitliche Versorgung ihrer Kranken und Alten zu sorgen? Warum sollen oder dürfen dafür keine finanziellen Mittel verfügbar sein, ohne dass dieses Land pleitegehen müsste? Alle diskutieren nur die scheinbare Unfinanzierbarkeit aus demografischen Gründen und wegen steigender Kosten. Warum eine Gesellschaft, die immer reicher wird, zugleich immer mehr Arme hervorbringt und nicht einmal Gesundheit und Alter vernünftig zu regeln vermag, fällt keinem mehr ein zu fragen.
ROLAND WINKLER, Remseck
Positives Denken reicht nicht
■ betr.: „Auf der Bühne mache ich mich nackig“, sonntaz vom 27. 3. 10
Herrn von Hirschhausen gratuliere ich zu seinen vielen guten Anregungen, für die er eine Form gefunden hat, in der sie großes Interesse finden, und zu seinem Erfolg! Wenn er allerdings über Psychoanalyse sagt: „Ich vereinfache: Wenn du eine schwere Kindheit hattest, bist du ein Leben lang verdammt, darüber nachzudenken, und das wird eh nichts mehr“, dann vereinfacht er nicht, sondern zeigt, dass er von Psychoanalyse als Therapieform (und wahrscheinlich auch sonst) keine Ahnung hat. Er kennt offenbar auch keine Menschen, die gerade über diesen Weg aus dem Käfig heraus zu Selbstverantwortung, Humor, Kreativität, guten Beziehungen zu andern Menschen und damit zur Fähigkeit zum Glücklichsein gefunden haben. Positives Denken reicht nicht immer!
BRIGITTE REMPP, Psychoanalytikerin, Göttingen