LESERINNENBRIEFE :
Männer waren mehr als präsent
■ betr.: „Keine Machos sein müssen“, taz vom 13. 4. 10
Dass Männer in den feministischen Diskursen in Deutschland nur selten eine Rolle gespielt haben, ist mit der größte Blödsinn, den ich in dem Zusammenhang vernommen habe. Waren doch in jeder Minute der feministischen Diskussionen im letzten Jahrhundert die Männer mehr als präsent. Denn alles, was Feministinnen in diesen Jahrzehnten an Möglichkeiten und Rechten für Frauen erreicht haben, musste ja dem Patriarchat, also den Männern, mühsam abgerungen werden, und wir ringen immer noch weiter.
Natürlich brauchen wir neue Männer, Männer, die keine Machos mehr sind, die sozialer und weicher sind und auch Schwächen zugeben können, Männer, die auch mal in die zweite Reihe rücken können und mehr an der Sache als an ihrem Erfolg hängen, und vor allem Männer, die auch Zeit finden, Väter zu sein. Nicht umsonst hat uns in diesen frauenbewegten Jahrzehnten der Song „Neue Männer braucht das Land …“ begleitet. Allerdings fallen solche Männer nicht vom Himmel, und auch die Frauen können sie nicht herbeizaubern. Solche neuen Männer müssen schon die Männer selber in der Gesellschaft durchsetzen, und in diesem Sinne ist das vorliegende Männermanifest ja ein guter Anfang. HELGA LINDENMAIER, Unterheinriet
Die Religion der Eltern
■ betr.: „Mein Kopf gehört mir“, taz vom 14. 4. 10
Wenn Kübra Yücel meint, es sei ihre Religion, für die sie das Kopftuch trägt, dann ist das schon der erste Irrtum. Es ist nicht ihre Religion, sondern die Religion ihrer Eltern. Mit ihr wurde sie frühkindlich indoktriniert, bevor ihr Verstand so weit entwickelt war, dass sie frei, selbstständig und mündig entscheiden konnte, ob die erzählten Geschichten über einen auf Unterwerfung erpichten eifersüchtigen Gott, über Erzengel, Propheten, Himmel und Hölle Fantastereien sind oder irgendetwas mit Wahrheit und Realität zu tun haben. Dazu ist auch eine Vierzehnjährige noch nicht in der Lage. Die frühkindlichen Indoktrinationen mit religiösen Mythen brennen sich jedoch in das Gehirn wie eine feste Verdrahtung ein, wie Essgewohnheiten und anderes Verhalten. Von diesen frühkindlichen Prägungen können sich dann auch ansonsten kluge Menschen später oft nur mühsam befreien.
Die Religion eines Menschen lässt sich mit hoher Treffsicherheit voraussagen, wenn man den Geburtsort oder den Namen kennt. Das müsste eigentlich alle Gläubigen, wenn sie darüber einmal nachdenken würden, sehr irritieren. Was sie für wahr halten, womit sie sich von anderen Religionen abgrenzen, was sie mit Kopftuch, Kreuz oder Turban religiös präsentieren, beruht nicht auf einer eigenen Wahrheitssuche, auf einem mühsam erarbeiteten Erkenntnisprozess, sondern allein auf dem Zufall des Geburtsorts, dem Zufall der Religion der Eltern. Diese zufällige frühkindliche religiöse Indoktrination auszuweisen als frei, selbstständig, mündig, wie das Kübra Yücel meint tun zu können, zeugt von einer hohen intellektuellen Unredlichkeit und Selbsttäuschung. OTTO ULLRICH, Berlin
Ein Glaubwürdigkeitsproblem
■ betr.: „Die dreisten Gorlügen“, „Die Gorlebenlüge“ u. a.,taz vom 14. 4. 10
Zu den vielen Ungereimtheiten gesellt sich nun auch noch diese größte anzunehmende Ungereimtheit: Schon vor der Standortentscheidung für den Gorlebener Salzstock im Jahre 1977 gab es mehrere offizielle Stellungnahmen gegen den Gorlebener Salzstock. Doch diese blieben unberücksichtigt.
Das war und ist nicht nur ein Problem des Herrn Ernst, es ist inzwischen ein, ja das ernste Glaubwürdigkeitsproblem vieler Verantwortungsträger – kein Ruhmesblatt für unseren Staat!
EUGEN PRINZ, Schwarzenbek