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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Spekulantentum unterbinden

■ betr.: „Griechenland ist nicht pleite“, u. a., taz vom 30. 4. 10

Griechenland ist in akuter Not, weil seine Staatsanleihen dramatisch an den Börsen abgestürzt sind und die Zinsen für eine gigantische Staatsverschuldung nicht mehr aufgebracht werden können. Währenddessen geht der Casino- und Monopoly-Kapitalismus in seine entscheidende Runde. Statt den Griechen wirklich im Interesse aller zu helfen, können noch perfide Wetten auf den Staatsbankrott angenommen werden. So wird gezielt mit CDS-Kreditderivaten auf den Ausfall Griechenlands spekuliert. Die Käufer von CDS erhalten eine Zahlung, wenn der eigentliche Schuldner ausfällt und mit seinen Zahlungen in Verzug gerät. Damit leben wir tatsächlich in einer „Wetten, dass …?-Gesellschaft“, wo Spekulanten, die mit Wetten auf den Staatsbankrott Griechenlands den Abwärtssog noch beschleunigen, so unsere gemeinsame Währung, den Euro, nachhaltig in Bedrängnis bringen können. Wann unterbinden unsere Bundesregierung und die EU endlich das Spekulantentum, das uns bereits die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929 und jetzt die drohende Krise des Euros beschert hat? ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Kinder sind doch keine Dinge

■ betr.: „Fliegende Bischofsmütze“, taz vom 29. 4. 10

Andrea Rödig schreibt: „Warum versucht niemand, eine andere Sprache für die Situation zu finden?“ Doch, ich habe es mal versucht. In Nachrichtentexten wird immer wieder berichtet über „sexuellen Missbrauch“. Stattdessen plädiere ich für folgende Formulierung: N.N. ist wegen sexueller Misshandlung seiner Tochter zu … Jahren Haft verurteilt worden. Oder: Pastor X. wird verdächtigt, ein Kind sexuell misshandelt zu haben. Ja, jemand handelt, jemand überschreitet Grenzen – die in der UN-Menschenrechtscharta festgelegt sind – in der Tat, er verachtet das kindliche Recht auf dessen körperliche Autonomie. Es geht um Verantwortung für das, was der einzelne Mensch tut.

Es sollte auch im StGB dieser fragwürdige Terminus ausgetauscht werden. MARIANNE BÄUMLER, Köln

Das ist Scheinheiligkeit

■ betr.: „Wahlen in NRW“, Bildunterschrift: Grüne in Ahaus,taz vom 3. 5. 10

Die Grünen: Anti-Atom? Gut, in Ahaus liefen viele Grüne plakativ auf, aber warum nicht auch drei Wochen zuvor bei der Demonstration in Gronau, dem Standort der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands? Ganz einfach: Weil die Grünen sich dorthin nicht trauen (das betrifft ebenso die SPD). Und warum lassen sich Grüne und SPDler nicht in Gronau bei Anti-Atom-Demonstrationen blicken? Weil unter der rot-grünen Koalition der letzten Legislaturperiode in NRW die Erweiterung dieser Anlage beschlossen wurde. Mein Fazit: Das ist Scheinheiligkeit par excellence, wenn jetzt Grüne und SPD in Ahaus, einem Nachbarort von Gronau, gegen Atomkraft demonstrieren. RITA PÖNICKE, Dortmund

BP-Vermögen beschlagnahmen

■ betr.: „Der Ölteppich wächst und wächst“, „BP will Verantwortung übernehmen“, taz vom 3. 5. 10

Der Ölteppich wächst und wächst – was ein Wunder bei einer quietschfidelen Ölquelle. BP will Verantwortung übernehmen – eine super Idee – und BP soll das auch. Und damit diese Superidee auch langfristig finanzierbar bleibt, schlage ich, getrieben von den verheerenden Kosten als Folge von Ölverseuchungen der letzten Jahre, vor, das gesamte Unternehmensvermögen der BP zum Zwecke der Ölpestbekämpfung vorsichtshalber zu beschlagnahmen und sicherzustellen. Bevor es das Management für die Aktionäre „sichert“ und selber vorsichtshalber nach Steuergeldern ruft.

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen