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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Atomkraft wird nicht gebraucht

■  betr.: „Streit über Atompolitik spaltet die Union“, taz vom 14. 6. 10

In unserer Zeit bestimmt Wissenschaft äußerst erfolgreich die technische und wirtschaftliche Entwicklung. Nur in den Köpfen unserer schwarz-gelben Politiker gelten andere Regeln. Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Wir brauchen die Atomkraft nicht. Die vorhandenen Laufzeiten reichen aus für den Übergang ins solare Zeitalter, zu dem sich die Koalition ja im Koalitionsvertrag bekannt hat. Niemand erwartet von den Abgeordneten im Bundestag oder von den zuständigen Ministern, dass sie die komplexe Materie der Energieversorgung durchblicken. Deshalb werden Gutachten in Auftrag gegeben. Schon 2008 erhielt der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) den Auftrag, ein Gutachten zum Wechsel der Energieversorgung von fossilen hin zu erneuerbaren Energien zu erarbeiten. Anfang Mai wurden die Ergebnisse vorab als Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Laufzeitverlängerung der AKWs in einer ausführlichen Stellungnahme vorgestellt. Die Aussagen darin sind eindeutig: Der volkswirtschaftlich optimale Weg für eine vollständig regenerative Energieversorgung bis zum Jahr 2050 ist jetzt der massive Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze.

Trotz des im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Ziels eines Wechsels hin zu erneuerbaren Energien und trotz der klaren Aussage des SRU, dass sowohl die diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken als auch der geplante Neubau von erheblichen Kapazitäten von Kohlekraftwerken mit einer Übergangsstrategie hin zur vollständig regenerativen Energieversorgung unvereinbar sind, votieren Umweltminister Röttgen und unsere Kanzlerin für eine Laufzeitverlängerung. Flugs wird ein Gegengutachten durch das DIW – in dem Kohle- und Atomkraftlobby vertreten sind – in Auftrag gegeben. Darin sollen ausschließlich die Vorzüge unterschiedlicher Laufzeitverlängerungen berechnet werden. Die Option „Keine Verlängerung“ ist nicht vorgesehen. Wie im Mittelalter: Wissenschaftliche Ergebnisse, die nicht ins Weltbild passen, werden ignoriert und ihre Vertreter bekämpft. Politische Widerstände sollen jetzt mit juristischen Tricks kaltgestellt werden. Was für eine scheinheilige Regierung! ANITA SCHWAIER, Angermünde

Soziales Jahr statt Wehrpflicht

■  betr.: „Staatsbürger ohne Uniform“, taz vom 17. 6. 10

Matthias Greffrath fragt sich, warum ein soziales Pflichtjahr keine Lobby habe. Dazu kann ich etwas aus meiner Jugend erzählen. Etwa 1983 habe ich in der Schule mal angemerkt, dass ich es ungerecht fand, dass die Buben mit 18 zum Militär müssen oder zum Zivildienst, die Mädchen aber unbehelligt bleiben. Damals gab man mir zwei Gründe: Erstens seien die Frauen mit dem Kinderkriegen schon genug belastet. Das sei eben ihr Dienst an der Gesellschaft. Und zweitens sei ein Zwangsdienst für alle nicht denkbar, weil er an den Reichsarbeitsdienst (RAD) der Nazis erinnere. Mal abgesehen davon, dass der RAD keine Erfindung der Nazis war, muten mich beide Argumente von damals heute so wie Reminiszenzen aus der politischen Steinzeit an. Matthias Greffrath gebe ich vollumfänglich recht.

INGO DIERCK, Dannstadt-Schauernheim

■  betr.: „Linker Sprengsatz erfreut Rechte“, taz vom 17. 6. 10

Angesichts der Tatsache, dass überhaupt noch nicht klar ist, wer diese Bombe aus welchem Motiv gezündet hat, finde ich es widerlich, wie diese Detonation instrumentalisiert wird für Hetze gegen links. Bevor irgendetwas feststeht, hetzen PolitikerInnen schon jetzt gegen berechtigte Anliegen. Theoretisch könnte das aber genauso gut jemand gewesen sein, dessen Anliegen es ist, gezielt Linke in Misskredit zu bringen, und Fakt ist nun mal, dass Polizei und Konservative sowie Rechte jetzt von dieser Bombe profitieren. Natürlich ist es Gewalt, wenn ein Sprengsatz auf Polizeibeamte geworfen wird, genauso ist das Sparparket der Bundesregierung aber auch Gewalt gegen die Ärmsten. Name und Anschrift sind der Red. bekannt