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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Waffenlieferungen sind kriegstreibend

■ betr.: „Helft, aber nicht den Kriegstreibern“, taz vom 16. 1. 14

Die Autorin trägt leider selber zur Unübersichtlichkeit bei mit ihrem Gedankengang, dass Assad die Islamisten (aber welche?) für seine Interessen nutzt. Das Problem ist doch zurzeit, dass die Oppositionsgruppen gespalten sind und sich gegenseitig bekämpfen. Der Westen hat über die Türkei die falschen Gruppen mit Waffen versorgt. Nur ein kleiner Teil der Opposition ist zu Verhandlungen in Genf bereit. Hier wird eine Chance vertan, sich wenigstens auf Waffenstillstände und Hilfslieferungen zu verständigen. Leider gibt es bei uns die Vorstellung, man könne das Problem mit einem schnellen, sauberen militärischen Eingriff von außen lösen. Deutschland müsste vielmehr seinen Einfluss auf Saudi-Arabien, Katar und die Türkei nutzen, um die fanatischen islamistischen Gruppen zu stoppen und zu Verhandlungen zu zwingen. Weitere Waffenlieferungen sind kriegstreibend! JÜRGEN WESSLING, Hannover

Krieg beenden

■ betr.: „Helft, aber nicht den Kriegstreibern“, taz vom 16. 1. 14

Hilfsgelder für Syrien sind absolut nötig. Genau so nötig ist aber auch die Aufhebung des Embargos für Ersatzteile, Fahrzeuge, Heizöl, Benzin, Saatgut, Medizintechnik, all das muss geliefert werden dürfen, nicht nur vom Roten Kreuz. Öl muss exportiert und importiert werden dürfen. Der Zahlungsverkehr ist zu normalisieren. Almosen sind nicht die Lösung.

Genauso nötig wäre eine sofortige internationale Ächtung und Verfolgung der bewaffneten Banden in Syrien, ihrer Unterstützer und Geldgeber. Es ist an der Zeit, mit erhobenen Händen herauszukommen und froh zu sein, freien Abzug zu erhalten. Die juristische Verfolgung der unzähligen Morde, Entführungen, Erpressungen und der Zerstörung hat trotzdem zu erfolgen. Syrische Regierung und Baath-Partei finden bei der eigenen Bevölkerung neue Anerkennung. Die Flüchtlinge bleiben mehrheitlich im Land, Fahnenflucht findet trotz hoher Prämien nicht mehr statt, und es gibt vermehrt Rückkehrer zu den Regierungstruppen und in die gesicherten Gebiete. Nach allen Verbrechen, Verfolgungen und Verwüstungen, die im Namen der Revolution geschehen sind, haben Assad und die Baath-Partei heute wieder soliden Boden unter den Füßen. Das mag uns nicht gefallen, aber rechtfertigt keinen weiteren Krieg. ROLF WALTHER, Ohlstadt

Aufklärung ist sinnvoller

■ betr.: „Erst reden, dann schlucken“, taz vom 16. 1. 14

Hach ja, die ewig verrutschenden, reißenden und im Körper verschwindenden Kondome …

Wenn tatsächlich die allerwenigsten Frauen mit einer möglichen Schwangerschaft sorglos umgehen würden, dann wäre der Bedarf an der „Pille danach“ wohl nicht so hoch. Sicherlich ist die Pille danach im Zweifel besser als ungewollte oder abgebrochene Schwangerschaften, trotz allem ist sie lediglich ein Notfallmedikament. Sie sollte nicht den sorgfältigen Umgang mit Verhütungsmitteln ersetzen, weil Frau ja weiß, dass sie jederzeit mal eben schnell ’ne Pille einwerfen kann, wenn was schiefgegangen ist.

Es ist erschreckend, wie wenig aufgeklärt viele Jugendliche heute gerade in Bezug auf das Thema Verhütung sind. Vielleicht sollte hier mal angesetzt werden, besonders im Hinblick darauf, dass Verhütungsmittel nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern im besten Falle auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen.

Eine sorgfältige Aufklärung im Elternhaus, in den Schulen und in Arztpraxen ist allemal sinnvoller, als den schnellen und unkomplizierten Zugriff auf die Pille danach zu ermöglichen.

CONNY SIMSOHN, Berlin

Die Falschen werden bestraft

■ betr.: „Organspende. Bereitschaft sinkt dramatisch“, taz vom 6. 12. 13

Der dramatische Rückgang der Organspenden in Deutschland macht mich wütend! Werden doch mit der Verweigerung der Spendebereitschaft die Falschen bestraft. Hier im Lande warten etwa 12.000 Menschen auf ein neues, ihr Leben rettendes Spenderorgan. Sie und niemanden sonst sanktioniert man mit der verweigerten Spende. Sicher muss – und wird – an dem Verfahren etwas geändert, Transparenz hergestellt werden. Auch das für das Verteilungsverfahren zuständige Gremium bedarf einer Änderung. Und nicht zuletzt erscheint mir die Transplantationsgesetzgebung, obschon erst reformiert, überarbeitungswürdig. Am sinnvollsten erscheint mir die in vielen Ländern geltende Widerspruchslösung, die auch viele Ärzte favorisieren: Jede/r ohne das schriftliche Bekenntnis, dass er nicht Organspender sein möchte, gilt als potenzieller Spender im Falle seines Todes. In den Ländern, in denen diese Regelung gilt, sind die Wartezeiten für die betroffenen Patienten deutlich kürzer als in Deutschland. Mit anderen Worten: Die Widerspruchregelung rettet, unsere bestehende Regelung kostet Leben! Alle Skeptiker mögen sich in die Lage der Wartenden und Hoffenden versetzen. Dass die Politik, einschließlich der ach so wertorientierten Grünen, nicht für diese Regelung werben, ist erstens feige und zweitens ein Skandal. Mit einer vernünftigen, wiederholten Aufklärung wären gewiss viele Leute zu einer solchen Verfahrensweise bereit. Aber es scheint, als nähme die Politik und auch ein Großteil der Bevölkerung Meldungen wie die vom Organspenderückgang so hin wie Wettermeldungen. Dem muss man entgegenarbeiten! HELMUT HESSE, Erftstadt