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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Im Namen stummer Mitglieder

■ betr.: „Zeit, Gas zu geben“, taz vom 21. 1. 14

Bedurfte es wirklich solcher Bagatelle, um sich von diesem Lobbyisten-Club zu distanzieren? Seit Jahrzehnten übt er einen rückschrittlichen Einfluss auf die Verkehrspolitik jeder Regierung aus. Ihm verdanken wir „freie Fahrt für freie Bürger“: kein Tempolimit, keine Null-Promille-Grenze, Abholzung der Alleebäume, Befürwortung ungezügelten Straßenausbaus etc., und dies im Namen seiner stummen Mitglieder, von denen viele anderer Meinung sind. Wem es um Pannenhilfe geht, dem wird beim Verkehrsclub Deutschland oder beim ACE oder mit einem Schutzbrief seiner Kfz-Versicherung genauso gut geholfen, und er wird politisch nicht missbraucht.

PETER KREHER, Berlin

Das ist enttäuschend

■ betr.: „Zur Kasse, Strom-Genossen“, taz vom 20. 1. 14

Die Pläne von „Superminister“ Gabriel Ökostromerzeuger, die ihren Strom selbst verbrauchen, in Zukunft die volle EEG-Umlage bezahlen zu lassen, entbehrt jeder Logik und torpediert, gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, die Energiewende. Seit Jahren schon sabotieren die großen Energiekonzerne, gemeinsam mit der jeweiligen Bundesregierung, erfolgreich alle Bemühungen der hiesigen Bevölkerung um eine nachhaltigere und zukunftsweisendere Energieerzeugung. Doch anstatt kleine, lokale Projekte zu fördern, die den Bürgern wirklich zugute kämen, werden teure Großprojekte wie Offshorewindparks vorangetrieben, die nur dem Großkapital dienen und der Flora und Fauna in Nord- und Ostsee Schaden zufügen können. Ich finde das sehr enttäuschend.

MICHAELA DIEROLF, Wimsheim

Fehlentscheidung

■ betr.: „Der Traum der Bürger zählt nicht“ u. a., taz vom 20. 1. 14

Bereits nach dem Umschwenken in der Energiepolitik der CDU-Führung 2011 nach Fukushima war mir klar, dass die großen Stromkonzerne nicht freiwillig auf ihre Monopolstellungen und Superrenditen verzichten werden. Also muss es einen „Ausgleich“ für sie geben, wenn man ihre hochsubventionierten Kraftwerke eines Tages herunterfährt (nicht vergessen: Wir entsorgen ihren Müll!). Die vielen variablen Bürgerinitiativen würden dabei nur ihre geldlichen Vorteile schmälern.

Sie, Herr Gabriel, wollen nun mit Ihren Vorschlägen den Big-Playern den Weg in ihre Zukunft vergolden. Dass mich das nicht wundert?

Einmal mehr werden BürgerInnen und Gemeinden für ihre Gutgläubigkeit und ihr Engagement bestraft und von der starken Energie-Lobby und Politik für dumm verkauft! Diese Maßnahme wird, ebenso wie die Agenda 2010, als eine weitere bürgerfeindliche Fehlentscheidung nur der SPD an den Stiefeln kleben bleiben. Dem Koalitionspartner kann das nur recht sein!

GEBHARD MACK-REISER, Burladingen

Großkonzerne brauchen Rendite

■ betr.: „Der Traum der Bürger zählt nicht“, taz vom 20. 1. 14

Wer kann Träger der Energiewende sein, wenn nicht die Bürger? Beim Energiesparen sowieso. Hermann Scheer, seinerzeit ungeliebter Leuchtturm in der SPD, hoffte auf viele Bürger-Energie-Genossenschaften, breit verankert in der Bevölkerung und prädestiniert, das Stadt-Land-Gefälle etwas auszugleichen. Die Energiegewinnung im weiten Land sollte die schmale finanzielle Basis der Landkreise verbessern und den Städtern die nahen Erholungsgebiete erhalten und gestalten. Diese Vorstellung trifft weder bei SPD noch CDU auf Widerhall, wie die Vorstellungen zur Reform des EEG zeigen, die Genossenschaften erschweren sollen.

Für Energie-Großkonzerne ist die kleinteilige Energiegewinnung nicht ertragsstark genug. Statt 6 Prozent brauchen die Konzerne mindestens 16 Prozent Rendite. Da Kohle keine Alternative mehr ist, laufen die Vorstellungen der Großen Koalition auf die Zusammenlegung von Arealen zur Energiegewinnung an Land wie auf See hinaus, auch wenn die kleinteilige, über das Land verteilte Lösung preiswerter ist.

Wie Holland mit seinen Windmühlen und unsere Bachläufe mit ihren Wassermühlen (es klappert die Mühle am rauschenden Bach) zu Kulturlandschaften wurden, könnten auch verstreute Windräder zu Kennzeichen Mitteleuropas werden. Zig Windräder und Photovoltaikfelder konzentriert werden barbarisch wirken.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Papst-Nachhilfe für die CSU

■ betr.: „Rückenwind für 8,50 Euro“, taz vom 21. 1. 14

Der Rückenwind für den Mindestlohn kommt nicht überraschend. Denn man muss kein Jurist sein, um zu erkennen, dass die pauschale Ausgrenzung von bestimmten Bevölkerungsgruppen durch ein Gesetz für die überwiegende Mehrheit sehr leicht gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt. Und die CSU zeigt mit ihren ständigen Einwänden, dass ausgerechnet eine sogenannte „C“-Partei den Kern der christlichen Soziallehre offenkundig nur unzureichend verstanden hat, da gerade in einem extrem reichen Land wie der Bundesrepublik die Frage nach fairen Gehältern vor allem eine ethische ist. Seehofer & Co. kann man nur raten, mal zum neuen Papst nach Rom zu reisen und Nachhilfestunden bei dessen Kapitalismuskritik zu nehmen! RASMUS PH. HELT, Hamburg