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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Thermometer nicht vergessen!

■ betr.: „Schmeckt auch destilliert“, sonntaz vom 22./23. 2. 14

Dringender Appell an alle SchwarzbrennerInnen: Benutzt um Himmels willen ein Thermometer! Der „gute“ Alkohol (Ethanol) siedet bei 78 Grad. Der kann mit guten Aromen erfreuen. Wenn man zu hoch erhitzt, etwa auf 100 Grad, dann hat man nur destilliertes Wasser und der Alkohol schwebt nur als „Dampf“ um die Nase. Das hochgiftige, tödliche und nach nur wenigen Tropfen blind machende Methanol siedet bei 65 Grad Celsius. Er kann also im sogenannten Vorlauf enthalten sein und darf nicht getrunken werden! MancheR erfreute sich am Schwarzgebrannten nur ein einziges Mal. MARIANNE LINK, Heidelberg

Ein Juwel der Berliner Schullandschaft

■ betr.: „Die Helikopter-Eltern von Neukölln“, sonntaz vom 22./23. 2. 14

Der Artikel über die Annäherung der Eltern an der Karlsgarten-Grundschule in Neukölln beleuchtet ziemlich einseitig Konflikte, die fast immer entstehen, wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, Ideen oder Lebensstilen aufeinandertreffen. Was der Artikel dabei leider nicht deutlich macht, ist eine wichtige Gemeinsamkeit, die sämtliche Eltern dieser Schule teilen: dass wir alle sehr froh sind, mit unseren Kindern an dieser außergewöhnlich guten Schule mitten in Neukölln zu sein. Die aktuelle Schulinspektion bestätigt die hohe Qualität der Schule. Auf dieser Basis begegnen sich Eltern mit Verschiedenheiten, nicht ohne Missverständnisse, aber mit Respekt voreinander und einem gemeinsamen Ziel. Die Begeisterung für die Schule, ihr tolles Konzept und ihre sehr engagierten LehrerInnen drückt sich auch darin aus, dass die Karlsgarten-Schule eben nicht, wie im Artikel dargestellt, für meine Familie die „zweite Wahl“ war. Ihre Darstellung unterschlägt, dass wir uns – nach einer ersten vorläufigen Absage seitens der Privatschule und dem Kennenlernen der Karlsgarten-Schule – ganz bewusst für diese Schule entschieden haben, und die Doch-noch-Zusage der Privatschule kurz darauf ablehnten. Die allgemeine Schulpanik vieler Eltern in Kiezen wie Neukölln hatte zunächst meine Neugierde auf und das Vertrauen in die staatlichen Schulen gedämpft. Umso größer war der Aha-Effekt, als ich mir die Karlsgarten-Schule mal von innen anschaute und eine großartige Lernatmosphäre kennenlernen durfte. Diese Erfahrung geben wir seither in der Initiative „Kiezschule für alle“ weiter: Be- und verurteilt die staatlichen Grundschulen nicht, ohne sie zumindest kennenzulernen. In vielen Fällen finden sich hier hoch engagierte LehrerInnen, gute Pädagogik und tolle Kinder, gleich welcher Herkunft. Die Karlsgarten-Schule ist ein Juwel in der Berliner Schullandschaft. Schade, dass die taz so etwas ignoriert. SUSANNE WORSCHECH, Berlin

Die Stuttgarter Folklore

■ betr.: „Die ausgelaugte Welt“, taz vom 25. 2. 14

Der Feststellung der Autorin: „Geschichte ist in Stuttgart nicht einfach gegenwärtig; es bedarf der Anstrengung, sie zu berühren“, kann man angesichts einer unheilvollen Stuttgarter Tradition nur zustimmen. Hier wird seit Generationen mit missionarischem Eifer Geschichtsträchtiges dem Erdboden gleichgemacht. Es ist unerheblich, ob die sichtbare Stadtgeschichte unter dem Vorwand eines merkwürdigen Verständnisses von „Zukunft“, der „autogerechten“ Stadt, der Vision durchgeknallter Planer von einem unterirdischen Bahnhof oder schlicht Investoreninteressen geopfert wird. In Zeiten des Internets darf man von der Autorin aber verlangen, dass sie sich wenigstens rudimentäre Informationen über „ein Volksfest im Stadtteil Bad Cannstatt“ beschafft. Auf Wikipedia kann man nachlesen: „Das Cannstatter Volksfest wird jährlich von Ende September bis Anfang Oktober veranstaltet. Erstmals gefeiert wurde es 1818.“ Das laut Autorin „jahrhundertealte Volksfest“ mag also angehen. Woher sie allerdings die Information bezieht, dass es „erst vor wenigen Jahren wiedereingeführt“ wurde, bleibt ihr Geheimnis. Es ist vermutlich das kleinere Stuttgarter Frühlingsfest, wofür derzeit in Stuttgart geworben wird. Niemand muss die Folklore dieser merkwürdigen Stadt kennen, geschweige denn verstehen oder gar mögen. Einmal googeln darf man allerdings erwarten – selbst wenn’s nur um Stuttgart geht. SABINE REICHERT, Stuttgart