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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Eine kühne These

■ betr.: „Wo der Kalte Krieg fortlebt“, taz vom 14. 9. 10

„Kuba hat zwar viele Probleme, aber es achtet die Menschenrechte“, schreibt der Autor Edgar Göll. Eine kühne These! In Kuba sind alle Tageszeitungen verboten – außer dem Parteiorgan der regierenden kommunistischen Partei. Es sind auch alle Parteien verboten – außer der regierenden kommunistischen Partei.

Die Regierung Castro hat in den Verhandlungen mit Spanien selbst eingeräumt, dass es in Kuba politische Gefangene gibt – Bürgerrechtler, Journalisten, Gewerkschafter und Angehörige der kubanischen Demokratiebewegung. Das Kuba, von dem Edgar Göll schreibt, scheint ein mythischer Ort aus einer Cuba-Sí-Vision zu sein. Es hat mit dem real existierenden Kuba nichts zu tun. MAX KLINGBERG

Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

Hat Sarrazin Angst zu verhungern?

■ betr.: „Breite Kritik an Sarrazins gekauftem Abgang“,taz vom 13. 9. 10

Im März dieses Jahres stellte Thilo Sarrazin als Ratgeber für Hartz-IV-Empfänger fest, dass 3,73 Euro täglich für die Ernährung ausreichen. Ein halbes Jahr später lässt er sich seinen provozierten Rauswurf aus der Bundesbank mit einer Erhöhung seiner 9.000-Euro-Pension um 1.000 Euro versüßen. Hat er Angst, bei 300 Euro täglich zu verhungern? OTTO EIGEN, Berlin

Leistungssperre für Sarrazin

■ betr.: „Breite Kritik an Sarrazins gekauftem Abgang“,taz vom 13. 9. 10

Wenn Otto Normalverbraucher seinen Rauswurf so provozieren würde wie Herr Sarrazin, würde ihn das JobCenter mit einer Leistungssperre belegen. Der Exsenator stattdessen kriegt noch einen Zuschlag von monatlich 1.000 Euro. Was macht der Normalbürger nur falsch? ANDREAS KUBE, Berlin

Abstruser Salm

■ betr.: „Sarrazin soll weg“, taz vom 14. 9. 10

Die von Sarrazin niedergeschriebenen gedanklichen Kurzschlüsse und Borniertheiten in seinem Kopf, von den Medien zu Thesen hochstilisiert, sind bescheuert, naiv, rassistisch usw. Na und. Meinungsfreiheit! Deshalb sind die Themen, zu denen er seinen abstrusen Salm abgesondert hat, noch längst nicht seine Themen, Herr Schulz, sondern unsere. Integration ist ein Thema der Welt, auch wenn diese Tatsache in der SPD erst allmählich anzukommen scheint.

ARMIN SIEG, Berlin

Es ist durchaus einfach

■ betr.: „Sarrazin soll weg“, taz vom 14. 9. 10

Der entscheidende Punkt ist für mich, dass allen Thesen von Sarrazin ein Menschenbild zugrunde liegt, das dem der SPD entgegengesetzt ist. Ich möchte nicht zum x-ten Mal etwas über den Inhalt von Sarrazins Aussagen hören, wenn sich seine Meinung schon bei so etwas Fundamentalem wie dem Menschenbild von der Haltung der SPD unterscheidet.

Es ist eigentlich durchaus einfach: Dadurch, dass er es als Aufgabe des Staats sieht, dafür zu sorgen, dass alle seine Bürger möglichst intelligent und ökonomisch sind, reduziert Sarrazin den Menschen auf seinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Dabei ist es die verbreitete sozialdemokratische Meinung, dass Arbeit nicht den Menschen ausmacht, sondern der menschlichen Existenz Sinn stiftet.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands sollte sich also auf jeden Fall gegen so eine Objektivierung und Ökonomisierung des Menschen aussprechen und Herrn Sarrazin ausschließen!

SOPHIA CRÜWELL, Bonn