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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Intim auf Vordermann gebracht

■ betr.: „Sind Schamhaare bei Frauen wieder sexy?“, sonntaz vom 5./6. 4. 14

Ich möchte euch herzlich für diesen aufschlussreichen Artikel danken, auf den mit mir wahrscheinlich unzählige Frauen in Deutschland und der Welt gewartet haben! Endlich gibt es von Expertenseite wohl fundierte Entscheidungshilfe bei der Frage, wie ich mich intim auf Vordermann bringen kann hinsichtlich meines größten Gutes: meiner Sexyness. Danke, dass ihr mich kurz noch einmal daran erinnert habt, was ich fast schon vergessen hatte: Als vollwertige Frau muss ich mich natürlich bis in die Unterhose hinein beurteilen lassen. Hm … vielleicht sollte ich die taz abbestellen und dafür die Neon abonnieren? FRANZISKA THOMS, Kiel

PS: Könntet ihr vielleicht noch nachhaken, wie viele Partner ich haben darf, um nicht als Schlampe zu gelten, und ob Analverkehr mich begehrenswerter macht?

Hohes Hirnschadenrisiko

■ betr.: „Mixed Martial Arts: Ich fiebere immer mit“, taz.de vom 4. 4. 14

Die Begeisterung von Herrn Pickert für MMA ist ja mittlerweile jedem regelmäßigen taz-Leser geläufig. Etwas mehr kritische Reflexion und etwas mehr Fachwissen würde man sich aber doch wünschen. Oder ist der Sportteil der taz eine Art Hobbythek?

Eine im März 2014 publizierte Studie der Universität Toronto zu den Langzeitfolgen von MMA bescheinigt den Sportlern ein höheres Hirnschadenrisiko als Boxern, Football- und Eishockeyspielern. Jüngst ist der K1 und MMA Fighter Gary Goodridge mit Dementia pugilistica diagnostiziert worden – im Alter von 46 Jahren. Und in New York forderte der ehemalige MMA Fighter Nick Denis, die Zulassung von MMA im Staat New York an die Gründung eines Gesundheitsfonds für die Kämpfer zu knüpfen, der auch die Spätfolgen absichert. Ist es wirklich zu viel verlangt, dass die Redakteure der taz ihre Hobbys kritisch reflektieren? FLORIAN NELLE, Pulheim, Lehrer für Kung Fu, Tai Chi und Qigong

Mit den Richtigen verbündet?

■ betr.: „Ich schieße nicht, ich fotografiere“, taz vom 5./6. 4. 14

Absolute Sicherheit gibt es nicht. Doch die Tatsache, dass gerade ein Polizeikommandant dieses schreckliche Attentat auf die Kriegsfotografin Anja Niedringhaus verübte, zeigt, wie schlecht es um Afghanistan steht. Der „Westen“ muss sich insgesamt fragen lassen, was sein Engagement in diesem Land bewirkt hat. Hat man sich genug für demokratische und rechtsstaatliche Verhältnisse eingesetzt? Hat man genug getan für die Versöhnung der Volksgruppen? Hat man sich mit den Richtigen verbündet?

Den völkerrechtlich nicht astreinen Einmarsch der US-Amerikaner 2001 nach den furchtbaren Anschlägen vom 11. September unterstützte ich durchaus. Wir müssen weltweit gegen Terror und Unterdrückung vorgehen. Wir dürfen aber nicht mit unserer „westlichen Brille“ andere Völker und Kulturen betrachten. Auch müssen wir eingestehen, dass die Kolonialherren des 19. Jahrhunderts und die Gewinner der beiden Weltkriege an den gegenwärtigen Spannungen in der arabischen und schwarzafrikanischen Welt mitschuldig sind, übrigens auch an dem Völkermord vor 20 Jahren in Ruanda und Jugoslawien. So hat man Grenzen willkürlich gezogen ohne Rücksicht auf Siedlungsgebiete und kulturelle Eigenarten, hat den einen Stamm bevorzugt, den anderen diskriminiert. So darf heute auch die staatliche Neuordnung kein Tabu sein. Palästinenser und Kurden haben ebenso das Recht auf Selbstbestimmung wie die Stämme Afghanistans oder des Kongo. CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten

Tote in Kauf genommen

■ betr.: „Bis zur letzten Faser“, sonntaz vom 5./6. 4. 14

Bereits 1974 wurde Asbest in den USA kategorisch verboten! Die Regierung in Bonn gewährte dem Konzern Eternit ein Moratorium von 15 Jahren, um die tödliche Faser Asbest gegen gesundheitlich unbedenkliche Materialien zu substituieren. So lange benötigt ein Konzern wie Eternit für ein solches Vorhaben. Man hat also, im Gegensatz zu den USA unzählige Tote in Kauf genommen, sicher auch der Profitmaximierung wegen, was im Umkehrschluss wohl bedeuten muss, dass die Regierung in Bonn erhebliche Mitschuld an den von Ihnen geschilderten Krankheitsfällen hat.

Anlässlich einer Exkursion 1970 im Eternitwerk Hatschek in Vöcklabruck, Österreich, konnte beobachtet werden, wie große Jutesäcke, gefüllt mit Asbest mit dem Messer aufgeschlitzt und der Inhalt in die Wanne geschüttet wurde. Bereits 1982 wurde über Todesfälle durch Asbestose bei Hatschek berichtet und 1988 waren schon 64 Mitarbeiter von Hatschek verstorben. Das konnte dem Gesundheitsminister Blüm nicht verborgen geblieben sein, zumal damals auch die Zeit über den Fall berichtet hatte. Trotzdem dauerte es noch 5 Jahre, bis Asbest in der BRD 1993 verboten wurde. Eternit betrieb damals in der BRD 42 Werke! Dasselbe wird mit den Nanoteilchen gespielt, weil die Technologie erhebliche Gewinne lukriert.

Hätte die Regierung in Bonn die Asbestfaser ebenfalls 1974 verboten, wären die Krankheitsfälle, die Sie schildern, erst gar nicht aufgetreten. Die Latenzzeit für Asbest (vom ersten Kontakt bis zum Ausbruch der Krankheit) beträgt 15 Jahre, 1974 + 15 = 1989, später hätte es demnach keine Asbestosekranken mehr geben dürfen.

Deshalb muss die Regierung in Regress genommen werden, es gab überhaupt keinen vernünftigen Grund für ein Moratorium, außer den Profit von Eternit. P. A. WALTHER, Günzburg