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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Rassismus am Werk

■ betr.: „Fürther Gericht verurteilt Asylheimbeschäftigte“, „Krankenhaus weist todkrankes Baby ab“, taz vom 16. 4. 14

Ein 1,5-jähriger Junge eines asylsuchenden Paares verliert Gliedmaßen und ein Baby einer ghanaischen Frau wird am Krankenhaus abgewiesen und stirbt daraufhin. Wäre den beiden Kindern von den verantwortlichen Personen rechtzeitig geholfen worden, könnten sie womöglich gesund beziehungsweise am Leben sein. Doch eben diese Personen hielten eine schnelle Hilfe nicht für notwendig.

Verwiesen wird hierbei auf „Bürokratie, Missverständnisse oder Kommunikationsprobleme“. Welche Kommunikationsprobleme können das sein, wenn todkranke, vor Schmerzen schreiende Kinder vor einem liegen? Wer bitte, versteht diese Sprache nicht, wer will sie nicht verstehen? Hier scheint Rassismus am Werk zu sein. Rassismus in einer perfiden Form, denn so geäußert ist er am schwersten zu greifen: ohne Worte, nur durch Handeln. Ich hätte mir von der taz mehr Mut gewünscht, den alltäglichen Rassismus zu benennen. Stattdessen kein Wort darüber. YVONNE IRLE, Berlin

Windrad gegen Milan

■ betr.: „Milane oder Windräder?“, taz vom 12. 4. 14

Der Professor Gesang fordert, dass im Konflikt zwischen Natur- und Klimaschutz „vor allem die philosophische Ethik der Maßstab sein sollte“. Er vergleicht philosophische Theorien und kommt zu dem Urteil, dass der Milan aus ethischen Gründen dem Windrad zu weichen habe, da der Klimawandel alle Spezies bedroht.

Der Taschenspielertrick geht so: Unstrittige Tatsache ist, dass der bedrohliche Klimawandel durch die menschengemachte Luftverschmutzung verursacht wird. Also würde aus der Ethik erst mal folgen, dass diese Ursache abgestellt wird. Stattdessen unterstellt Herr Gesang jetzt eine gar nicht philosophische Gesetzmäßigkeit: Die Luftverschmutzung lässt sich nicht reduzieren ohne neue Energiequellen zu erschließen. Diese müssen wettbewerbsfähig sein im globalen Maßstab, also sind in Deutschland große Windräder zu entwickeln und aufzustellen, die dann letztlich leider dem Milan den Garaus machen.

Hier wird dem Leser ein höchst interessengeleitetes politisch/wirtschaftliches Konzept untergejubelt. Und wenn das Superkonzept nicht funktioniert, richte ich als Klimaschützer noch mehr Unheil an als bereits durch mein Autofahren. Mein Vorschlag wäre dagegen: Lasst uns unseren Energieverbrauch um 0,001 Prozent verringern – dann wäre dem Klima genauso viel geholfen wie durch das eine Windrad am Hegauer Vulkan Hohenstoffeln, und der rote Milan dort wäre gerettet. ULRICH MEMMLER, Dörsdorf

Verantwortungslos

■ betr.: „Weniger Geld für Bio“, taz vom 17. 4. 14

Pestizide in Bienenpollen, Feinstaubbelastung bereits im April den Jahreswert erreicht, weniger Geld für ökologischen Landbau und mehr Zeit für Klimaschutz. Das ist schwer auszuhalten. Vermutlich ist der „Nichtstunvirus“ von der Kanzlerin auf sämtliche Ministerien übergesprungen. Wenn es vordergründig nicht um Wirtschaftsdaten, Arbeitsplätze, Finanzinstitute, Energiekonzerne, Rüstungsindustrie und ähnliche Lobbyarbeit geht, läuft in dieser Regierung scheinbar gar nichts. Zu den vielen AnkündigungsministerInnen ist jetzt auch Landwirtschaft (wie heißt der eigentlich) und Umwelt, „Gern-Schnellfahr-Hendricks“ dazu gekommen. Eine Politik, die weder nachhaltig noch zukunftsorientiert ist, sondern nur noch verantwortungslos und selbstverliebt. WOLFGANG WEDEL, Nürnberg

Ganz schön dicke mit Diekmann?

■ betr.: „Natürlich ärgere ich mich über die taz“, taz vom 17. 4. 14

Liebe tazler, dass es Menschen gibt, die bei einem Blatt wie der Bild-Zeitung arbeiten, weil sie sonst keinen Job haben, kann ich verstehen. Dass ein Mensch wie Alice Schwarzer sich damals bei Bild „prostituiert“ hat, war mir schon völlig unverständlich. Und dass ein Mann wie Kai Diekmann so sehr zur taz.community gehört, dass einem Interview mit ihm eine ganze Seite eingeräumt wird, lässt mich fassungslos zurück. Wozu?

Wer in der Redaktion hat denn dafür gestimmt oder ist dafür verantwortlich, dass diese Seite vergeudet wurde? Dass Kai Diekmann Genossenschaftler ist, weiß ich schon länger. Ich war aber davon ausgegangen, dass eine Genossenschaft keinem verwehren kann, Mitglied zu werden. Ihr, also die tazler im weitesten Sinne, scheint mit Menschen wie Diekmann aber doch ganz schön di(e)cke zu sein. Vielleicht müsste ich mal ein Jahr aussetzten, um zu sehen, ob ich eure Zeitung überhaupt noch brauche.

CHRISTIAN SCHUHMANN, Barum

Zu angepasst, zu ichbezogen

■ betr.: „Natürlich ärgere ich mich über die taz“, taz vom 17. 4. 14

Dieckmann sagt: „Ich finde, dass die taz dort zu wenig das abbildet, was die taz eigentlich ausmacht: die Frechheit, dieses Stachelige, auch mal Geschmacklose. Wir waren ‚Wir sind Papst‘ und Sie ‚Oh, mein Gott‘. Wir waren nach der Wahl Angela Merkels zur Bundeskanzlerin ‚Miss Germany‘, Sie waren ‚Es ist ein Mädchen‘. Das finde ich bei der taz auf Twitter nicht wieder. Da ist es zu sauber und zu ordentlich, viel zu politisch korrekt.“ Recht hat er, und es betrifft auch die Kern-taz. Ihr seid mittlerweile zu angepasst, zu ichbezogen, zu langweilig. MAIK HARMS, Hamburg