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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Töten für den Fetisch

■ betr.: „George Clooney in weißen Seidenstrümpfen“, sonntaz-Gespräch mit Barbara Vinken vom 3./4. 5. 14

Liebe Frau Vinken, die Kraft des Tieres strömt also in Sie hinein beim Tragen eines Pelzes. Etwa so wie die Kraft des Tieres beim Sterben aus ihm herausfloss? Töten Sie für den nächsten Fetisch selbst; falls Sie das schaffen, dürfen Sie ihn tragen. RITA CZERWONKA, Karlsruhe

Das Recht bleibt auf der Strecke

■ betr.: „Kühle Realpolitik“, taz vom 2. 5. 14

Der Kommentar von Ulrich Schulte stellt die Regierungsposition korrekt dar. Die Verflechtung der Diskussion über die Snowden-Befragung mit den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP hätte er allerdings noch deutlicher darstellen können.

Die „Interessen“, die die Kanzlerin in DC vertritt, sind diejenigen der Liberalisierung der Märkte zugunsten nicht nur der sprichwörtlichen Chlorhähnchen und Hormonsteaks, sondern auch zugunsten der Belieferung Europas mit Gas und Öl aus US-amerikanischem Fracking (unter anderem auf Indianerland) und aus kanadischem Teersand. Dieser „dreckige“ Brennstoff soll mittels einer gigantischen Pipeline (Keystone XL, Dorothea Hahn berichtete in der taz) von Alberta an den Golf von Mexiko transportiert werden (unter anderem über Indianerland).

Während die CIA – die Cowboy Indian Alliance – in nie dagewesener Überwindung historischer Gegnerschaft in Washington gegen diese umweltzerstörerischen Pläne demonstriert und ihre Anhänger teilweise bereits als „Terroristen“ kriminalisiert werden, späht die NSA weiterhin die Bürger Europas aus. Der Versuch, über diese anlasslose Massenüberwachung aufzuklären und sie zu beenden, wird von der Bundesregierung folgerichtig mit Hilfe eines US-amerikanischen Rechtsgutachtens verhindert.

Sowohl ökonomisch als auch juristisch ist unsere Regierung in der Tat im Begriff, sich zum Schoßhund lebensfeindlicher wirtschaftlicher Interessen zu machen. Auf der Strecke bleiben lediglich einige antiquierte Werte wie das Recht auf Gedanken- und Meinungsfreiheit, auf Privatheit der Kommunikation … und das Recht auf politisches Asyl für einen der wichtigsten und mutigsten Aufklärer unserer Zeit. GESA MACKENTHUN, Brodhagen

Ganz reale Gefahr

■ betr.: „Wir schlittern in einen Krieg“, taz vom 2. 5. 14

Danke! – danke! – danke! – für das großartige Interview mit dem bedeutenden Russland-Forscher Stephen F. Cohen zur Ukraine-Krise. Bei solch fundierten Beiträgen weiß ich wieder, warum ich die taz immer noch nicht abbestellt habe! Diese brillante, ins Detail gehende Analyse des Krisenverlaufs (in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) ist mir mächtig in die Glieder gefahren mit dieser erschreckenden Möglichkeit eines tatsächlichen größeren oder ganz großen Krieges! Gute, kurze, knackige Fragen der Reporterin!

Mulmig war mir ja vorher auch schon, aber das Interview hat mir die Augen geöffnet für die ganz reale Gefahr, in der wir alle im Augenblick – genau jetzt! – schweben! Himmel, lass Weisheit regnen! DAGMAR DORSTEN, Berlin

Orientierung für Leben und Lernen

■ betr.: „Zeit, das Licht auszumachen“, taz vom 2. 5. 14

Der Behauptung, die Odenwaldschule habe die Ereignisse vom 9. 4. 2014 um besagten Lehrer nicht an die übergeordneten Behörden gemeldet, möchte ich widersprechen: Mir liegt eine Pressemitteilung der Odenwaldschule vom 19. 4. 2014 vor: „Das Leitungsteam (der Odenwaldschule) informierte umgehend Schul- und Heimaufsicht, die Elternvertreter sowie die Ombudsleute und die Präventionsbeauftragte im Trägerverein und leitete weitere Schritte ein.“

Das „Familienprinzip“, heißt es in Ihrem Artikel, sei „eine Einladung für Pädokriminelle“. Auch wenn dies wahr sein sollte, ist zu bedenken, dass die OSO-Familie der Ort ist, an dem Schüler im Regelfall Orientierung für Leben und Lernen in der Schulgemeinde finden können. Es ist schändlich, wenn dieser Raum von pädophilen Kriminellen genutzt wird, um sexualisierte Gewalt an Jugendlichen auszuüben. Aber, das kann noch kein Grund sein, dieses Prinzip abzuschaffen oder gar die Schule, die dem folgt, zu schließen. Jugendliche brauchen Nähe. Diese Nähe in der Pädagogik darf nicht verunglimpft oder gar abgeschafft werden. Vielmehr ist diese Nähe und das damit verbundene Vertrauen zwischen Schülern und Lehrern ohne Gefährdung durch Pädophile zu garantieren. Daran kann und wird die Odenwaldschule arbeiten – wer sonst? THILO BUSSE, pens. Lehrer, Schüler der Odenwaldschule, Abi 1962

Wundertüte taz, so muss es sein

■ betr.: „Loben Sie nicht mich …“, taz vom 2. 5. 14

Herzlichen Dank an Franziska Buhre und die taz für das grandiose Interview mit dem großen Tenorsaxofonisten, der Jazzikone Mr Sonny Rollins, welches (philosophische) Anregungen für den Leser auch jenseits der Musik liefert und zum Schluss natürlich die Wichtigkeit der Live-Musik-Veranstaltung auch in modernen Zeiten unterstreicht. Hier bewahrheitet sich wieder einmal Rainald Goetz’ unerschütterliche Aussage, die da lautet: „Tageszeitungen sind am schönsten, so viel toller als fast jedes Kunstwerk“ (Mosse-Lectures im Mai 2012, als Video im Netz). taz als Lesefreude und Wundertüte (nicht nur am Wochenende), so muss es sein! STEFAN FELL, Trier