LESERINNENBRIEFE :
Verdummung und Panikmache
■ betr.: „Der Privatversicherungsbluff“, taz vom 7. 1. 11
Danke, dass Rainer Kreuzer die leider sehr erfolgreiche Kombination von Verdummung und Panikmache seziert und nachweist, dass mit der sogenannten dritten Säule, der privaten Vorsorge, unsere Sozialversicherung an Stabilität verliert, statt zu gewinnen. Bleibt nur zu ergänzen, dass ein relativ sicheres Solidarsystem zugunsten der Profitinteressen privater Versicherer ausgehöhlt wurde und wird. So wurden ja auch schon andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge (Verkehr, Wasser, Müllabfuhr …) privatisiert, bis man begriff, dass die Leistungen der Privaten schlechter und teurer wurden als das, was die angeblich unfähigen öffentlichen Hände zuvor geboten hatten. VOLKER JANSEN, Ravensburg
Einkommen verlagert
■ betr.: „Der Privatversicherungsbluff“, taz vom 7. 1. 11
Der Beitrag von Rainer Kreuzer klärt im besten Sinn auf über einen lang gepflegten Mythos der Sozialversicherungsprivatisierung: Nicht die angebliche Alterung der Gesellschaft ist das Problem, sondern die Verlagerung der Einkommen von der Arbeit vieler zu den Renditen weniger. Man könnte auch folgern: Nicht das Fehlen von Nachwuchs oder dessen Arbeitslosigkeit ist das Problem, sondern „Einkommenslosigkeit“ und aufgrund dessen sinkende Beiträge.
THOMAS SELTMANN, Berlin
Beitragszahler sind die Verlierer
■ betr.: „Der Privatversicherungsbluff“, taz vom 7. 1. 11
Ein sehr gelungener Kommentar von Rainer Kreuzer, der die Manipulationen und Schwachstellen bei der Privatisierungswelle in den Sozialversicherungen offenlegt. Wenn man die Spendenlisten der Parteien betrachtet, fällt es nicht schwer, zu erahnen, wer hinter diesen Manipulationen steckt und wer das große Geld bei der Privatisierungsorgie der Sozialversicherungen verdient. Man sollte immer wieder deutlich darauf hinweisen, dass die große Mehrheit der Beitragszahler die Verlierer sein werden.
KARL-HEINZ SCHLENKER, Balingen
Fantasie ist gefragt
■ betr.: „Der Privatversicherungsbluff“, taz vom 7. 1. 11
Rainer Kreuzer schreibt, dass ein Arbeiter heute das Dreifache produziert im Vergleich zu 1970. Seine Aussagen kann man dahin gehend erweitern, dass wir heute die menschlichen und technischen Möglichkeiten haben, alles zu leisten, was für ein Leben in Menschenwürde für uns alle erforderlich ist. Nun ist Fantasie von uns allen gefragt, um diesem Ideal näher zu kommen. Angeregt durch Kreuzer, möchte ich sagen: Beendet den Wahn, euer Vermögen gewinnbringend anzulegen! Da die Ersparnisse der einen die Schulden der anderen sind, würden dann auch die entsetzlichen Verschuldungen, z. B. der öffentlichen Hände, ein Ende finden. Wir können doch heute das leisten, was wir heute brauchen! Wir müssten einen Weg finden, Schulden auf der einen Seite und Ersparnisse auf der anderen Seite allmählich zerschmelzen zu lassen. Wir könnten Versicherungen so einrichten, dass darin das Versprechen liegt, uns gegenseitig zu helfen, so gut wir können. Damit würden wir jedem ein Leben in Menschenwürde ermöglichen. ULF CLAUSS, Hannover
Privat vorsorgen ist notwendig
■ betr.: „Der Privatversicherungsbluff“, taz vom 7. 1. 11
Die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung ist düster. Die Anzahl der Alten steigt, sie stehen einer immer kleineren Gruppe von Jüngeren gegenüber. Während 1950 auf 100 Einzahler noch 25 Rentenbezieher entfielen, waren es 2001 schon 44. Sollte sich die Quote in diesem Tempo weiterentwickeln, prophezeien Experten für das Jahr 2050 sogar ein Verhältnis von 100 zu 78. Und dann? Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass die Arbeitgeber, die selbst die gegenwärtige paritätische Finanzierung der Sozialversicherung zunehmend infrage stellen, sich bereit erklären würden, noch einen gewichtigen Teil ihrer Gewinne in das marode Rentensystem zu pumpen. Deshalb: Frühzeitig privat vorzusorgen ist kein Hereinfallen auf die Ideologie der privaten Versicherungswirtschaft, sondern pure Notwendigkeit für den, der nicht in Altersarmut enden will. Wer die zusätzliche private Altersvorsorge in diesen Zeiten als „Bluff“ abtut, handelt ziemlich fahrlässig. HASSO SULIAK, Berlin