LESERINNENBRIEFE :
Finger weg!
■ betr.: „Zur Entscheidung gezwungen“, taz vom 12. 1. 11.
Die von Heike Haarhoff konstatierte Kluft zwischen prinzipieller Organspenden-Zustimmung der Deutschen und individuell dokumentierter Bereitschaft ist leicht erklärbar. In einem Gesundheits-/Krankheitssystem, in welchem Ärzte sich von Pharmakonzernen bestechen lassen, in welchem Medikamente-Studien gefälscht beziehungsweise negative Ergebnisse verheimlicht, die gefährlichen Präparate dennoch höchst profitabel auf den „Therapie“-Markt geschüttet werden, ist auch äußerste Vorsicht geboten bei der Frage: Organspende – Ja oder Nein? Denn: Wer garantiert im korruptionsanfälligen, milliardenschweren Krankheitsmarkt, dass mein klinischer Tod nicht durch Manipulation vorzeitig absichtlich herbeigeführt wird, um mich kommerziell „auszuschlachten“, nachdem ich einer generellen Organspende zugestimmt habe? Das „Entscheidungs-Erzwingungsgesetz“ eines Herrn Kauder auf der Basis eines „Ja – Nein“ ließe den Bürgern erst dann eine echte, selbstbestimmte Wahl, wenn jeder auch in seiner individuellen Dokumentation die Organspende-Empfänger (zum Beispiel Angehörige, Freunde) namentlich auflisten könnte. Für den Rest der Republik hieße das: Finger weg von meinem Bioplasma-Resthaufen! Aber ich ahne schon die psychologischen Kampagnen der Massenmedien, um sogar in 10-Sekunden-Spots vor der „Tagesschau“ an die sozialethische Verantwortung der Bürger zu appellieren. WOLFGANG SEITZ, Karlsruhe
Der Mensch ist keine Maschine
■ betr.: „Unionsfraktionschef wirbt um Reform der Organspende“, taz vom 12. 1. 11
Schon der erste Satz beleuchtet mit der Formulierung „Mangel an Spenderorganen“ die Problematik. Wieso „Mangel“? Wo steht geschrieben, dass Organe Sterbender – der Hirntod ist nur eine Stufe im Prozess des Sterbens – quasi Medikamente für andere Menschen sind? Herr Kauder will eine Entscheidung von jedem. Was will er dafür tun, dass überhaupt eine angemessene Aufklärung über diesen ganzen Problembereich stattfindet? Welcher unbedarfte Laie weiß denn schon etwas über den Hirntod und Details der Organentnahme? Dieser moderne Kannibalismus, der dazu führt, dass Menschen sehnlichst auf den Tod anderer warten, ignoriert jeden Respekt vor Sterbenden, jedes Gefühl dafür, dass die Unverletzlichkeit des Körpers auch im Tode gelten müsste. Die Auffassung vom Menschen als Maschine, deren Einzelteile beliebig ausgetauscht werden können, ist hier auf einen Höhepunkt geführt. Aber der Mensch ist keine Maschine. Der Körper wehrt sich lebenslang gegen ein fremdes Organ; nach einer Organübertragung muss der Betroffene lebenslang Mittel nehmen, die sein Immunsystem lahmlegen.
Es ist klar, dass, nachdem man aus Organ-„Spenden“ eine blühende Industrie gemacht hat, hier nichts mehr aufzuhalten ist. Trotzdem sollten wenigstens die Medien den Versuch einer umfassenden Aufklärung unternehmen. Eine Entscheidung in einer Sache zu verlangen, über die beim größten Teil der Bevölkerung keinerlei Detailkenntnis vorhanden ist, das ist übel. ELISABETH KASCH, Reinbek
Müssen muss Langhans nicht
■ betr.: „Ich muss jetzt erst mal Scheiße fressen“, taz vom 11. 1. 11
„Müssen“ muss Herr Langhans gar nichts. Er „will“, und das ist festzuhalten. Wo finden sich die Ideale des Alt-68er, des Gegners des Kapitalismus, des Ablehners alles Konventionellen und Kommerziellen wieder? War er wirklich jemals politisch oder kritisch oder hat er, um es mit seinen eigenen Worten zu formulieren, „sich frei erfunden“? Er bringt es selbst auf den Punkt. Er gehört zu der Gruppe, der „Erfolglosen“, „die müssen dringend etwas ändern, damit sie wieder ins Geschäft kommen“. Vielleicht ist er gar nicht tief gesunken, um sich des fragwürdigen Senders RTL zu bedienen und in das Dschungelcamp zu ziehen, sondern hat sich schon immer in diesen Tiefen bewegt. INGA PANNEN, Bad Münstereifel
Herr Langhans ist ein Langweiler
■ betr.: „Ich muss jetzt erst mal Scheiße fressen“, taz vom 11. 1. 11
Ich bin immer wieder begeistert, dass es die taz schafft, die Leser zu provozieren. Die Seite 13 konnte mensch ungelesen wegwerfen und die noch vorhandenen Dioxin-Eier darin einwickeln. Herr Langhans ist doch ein Langweiler, und wenn ihn seine Seniorinnen-Groupies nicht mehr bezahlen, muss er mal arbeiten. Dann kann er seinen Harem auch verjüngen. Schrecklich, auf diese geistlose Art vermarktet zu werden. PETER TRENN, Berlin