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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Experte auf einem Gebiet

■ betr.: „Das Guttenberg-Syndrom“ von R. Kreuzer, taz vom 10. 3. 11

Es war ja klar, dass nach den (vereinzelten) Plagiatsfällen bei Doktorarbeiten der Doktortitel ganz abgeschafft werden solle. Die Argumentation ist plump: Er sei „anachronistisch“, „wertlos“ und ja sogar kontraproduktiv, denn intensive Beschäftigung mit einem „Problem (…) wäre dysfunktional“. Und genau das ist der Denkfehler, dem leider auch der Autor des Textes aufsitzt.

Durch den stetigen Wissenszuwachs, die globale Vernetzung und Schnelligkeit, in der – oft tiefgreifende – Entscheidungen getroffen werden (müssen), erscheinen Problemstellungen zunehmend komplexer. Ein einzelner Wissenschaftler – mit oder ohne Doktor – kann kein Experte mehr sein in seinem ganzen Fachgebiet. Aber gerade deswegen ist die Promotion so wichtig: weil sie zeigt, dass der Wissenschaftler in der Lage war und ist, sich in ein – wenn auch begrenztes – Spezialgebiet einzuarbeiten und, bedingt durch den Publikationszwang in den meisten Promotionsstudiengängen, Ergebnisse vorzulegen, die von der globalen Wissenschaftsgemeinde akzeptiert werden. Überdies zeigt die erfolgte Promotion an, dass diese Person ein Experte ist auf mindestens einem Gebiet, dem der Doktorarbeit.

Natürlich hat Kreuzer Recht, wenn er meint, viele würden bloß promovieren, um ebendiesen Titel zu erlangen. Und auch das Niveau von Doktorarbeiten, das klafft bedenklich auseinander. Aber daraus abzuleiten, die Promotion wäre überkommen und überflüssig, ist genau der Schluss in die falsche Richtung: Den Titel kann man getrost abschaffen, die meist mehrjährige Beschäftigung mit seinem Gebiet ist wichtiger denn je. PAUL ZIEGLER, München

Weniger Verbrauch

■ betr.: „Verbraucher zahlen E10-Zeche“, taz vom 10. 3. 11

$10 heißt immer noch 90 % Erdöl. Konsequenter wäre E85 oder besser BtL-hybrid: Elektro, dann ergänzend Bio. Moralische Bedenken wie „Teller oder Tank“ sind ernst zu nehmen, aber langfristig?

Sehen dann die Kritiker auch unser aller Flächen für Brenn- und Möbelholz, Fleisch, Freizeit, Fernreisen, Billigkonsum, Weihnachtsbäume, Haustiere, Wolle, Zierpflanzen? Wir brauchen wieder reparaturfreundliche Langlebigkeit, mehr regional und saisonal, über Winter bis Juni kühlenergiefrei lagerbare Lebensmittel, Passivhaus, statt A++ nun A+++, über 110 lumen/Watt, unter 3,3 Liter/100 km (gibt es ja als gutes Auto oder Fahrrad) und damit bald aerodynamisch leichte normale 4-Sitzer unter 1,9 Liter und Tandemsitzer unter 09, Liter Benzinäquivalent auf 100 km. JOHANNES LAUBROCK, Aurich

Super tanken

■ betr.: „Jetzt kommt der Infosprit“ u. a., taz vom 9. 3. 11

Alle Medien verbreiten, dass die Mehrheit der Verbraucher lieber das teuere Super plus als E10 tankt. So schreibt es auch die taz am 9. März. Aber das stimmt doch gar nicht! Wer dem E10 misstraut oder ihn aus anderen Gründen nicht haben will, tankt doch – wie bisher – Super-Kraftstoff, der nicht teurer als E10 ist und die gleiche Oktanzahl 95 wie E10 hat. Warum also sollte man auf Super plus umsteigen? Warum wird das den Menschen als – angeblich einzige – Alternative suggeriert? HELMUT WEIGT