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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Lebensfeindliche Zyniker

■ betr.: „Tierquälerei im Putenstall“, taz vom 19. 4. 11

Herzlichen Dank für Ihre kritische Berichterstattung. Es ist so wichtig, dranzubleiben, ein paar Menschen wachen doch immer auf und ändern ihr Konsumverhalten. Wir haben es in der Hand. Seit über 30 Jahren bin ich in der Tierrechtsbewegung aktiv, und es hat sich nichts geändert. Im Gegenteil, die Foltermethoden werden perfider, roher, und die verantwortlichen Politiker scheren sich einen Dreck um diese Thematik trotz zahlreicher engagierter Proteste. Unter Rot-Grün standen wir einmal vor einer bedeutenden Wende: Verbot der Käfighaltung, Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus zum Beispiel, aber unter Schwarz-Gelb wurde alles rückgängig gemacht. Diese eiskalten, lebensfeindlichen Zyniker, die uns die Schaffung von Lebensqualität vorlügen, bewirken das Gegenteil.

Bleiben Sie dran, die taz ist eine wohltuende Ausnahme in allem, ich lese sie regelmäßig. Unabhängigkeit ist es, klar.

SABINE BECKER, München

Wo bleibt die Religionsfreiheit?

■ betr.: „Dieses Geld stinkt“, taz vom 19. 4. 11

Nein, es ist nicht „recht und billig, dass der Staat an die Kirche Geld überweist“. Die Leistungen, die die Kirche dafür erbringt, werden mit Arbeitskräften erbracht, die ihren Job verlieren können, wenn sie aus der Kirche austreten oder nicht nach deren Vorstellungen leben. Beispiele gibt es dafür genug.

Und es darf nicht sein, dass der Staat diese Form von Erpressung finanziert. Wo bleibt hier die Religionsfreiheit? Dass die Kirchen sich seit Jahrzehnten obendrein dafür bezahlen lassen, dass ihnen vor über 200 Jahren ein Teil ihrer übermäßigen Besitztümer abgenommen wurde, die sie sich vorher ergaunert und erbettelt hatten, ist ein zusätzlicher Skandal! Ich fände es jedenfalls besser, wenn die Kirchen ihre Mixas künftig wenigstens selbst bezahlen.

ELKE HUBER, Freising

Einige interessante Knubbel

■ betr.: „Thema der Woche: Selbstversuch mit Burka in Paris“, LeserInnenbriefe, taz vom 16. 4. 11

Es gibt da einige interessante Knubbel in den Argumenten der BefürworterInnen des Burkaverbots, die darauf hinweisen, dass es manchen anscheinend weniger um die individuelle Freiheit der Person unter dem Schleier geht als vielmehr um ihr eigenes Unbehagen bei solchem Anblick:

Wenn jemand zum Beispiel behauptet, ein Recht darauf zu haben, seinem/ihrem Gegenüber in die Augen sehen zu können. Hm. Dann dürfte auch niemand in der Öffentlichkeit Sonnenbrillen oder breitkrempige Hüte tragen. Und was ist mit Blinden?

Genauso schwammig der Vorwurf, Burkaträgerinnen verweigerten sich der sozialen Interaktion. Pff. Darauf habe ich auch gelegentlich keine Lust, und wenn ich dann doch auf die Straße muss, ist das Vermeiden von Blickkontakt eine simple Methode, meiner Umwelt mitzuteilen, sie möge mich bitte nicht behelligen. Wer das für arrogant hält, mag es meinetwegen tun – ich wollte damit nur erklärt haben: Wer seine Zustimmung zum (durchaus diskutablen, wenn auch nicht ausschließlich auf den Islam bezogenen) Verbot religiöser Symbole mit deren Verstoß gegen das persönliche ästhetische Empfinden begründet, beweist damit eben nicht die eigene Aufgeklärtheit, sondern macht sich gerade die Borniertheit der Argumentation, nacktes Fleisch sei Sünde, unter umgekehrten Vorzeichen zu eigen.

FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Solidarischer Trost

■ betr.: „Goodbye! Goodbye?“ Kolumne von K.-P. Klingelschmitt, taz vom 19. 4. 11

Lieber K.-P., die Generation 50 plus (undogmatisch) links wünscht sich, da bin ich sicher, noch viele weitere „Tales of Brave Ulysses“ mit einem großen Quantum solidarischen Trostes.

PETER HABERKORN, Bolanden