LESERINNENBRIEFE :
Starker Holzschnitt
■ betr.: „Möge die Macht mit dir sein“, taz vom 4. 5. 11
Der Kommentar von Georg Seeßlen bringt die Dinge wunderbar auf den Punkt. Es geht nicht um wirkliche Veränderungen der Atom- und Industriepolitik, sondern darum: Wie bleiben wir an der Macht und wer hilft uns dabei, nämlich zentralistische Strukturen der Konzerne und Querverbindungen zur Politik. Dieser starke Holzschnitt aus dem Allgäu hat mir gut gefallen. WERNER HEGELIN, Bremen
Ein schlauer Karrierist
■ betr.: „Der Aufstand der Ingenieure“, az vom 4. 5. 11
Wäre Norbert Röttgen wirklich gescheiter, hätte er seinen Job als Umweltminister von Anfang an ernst genommen und keine Laufzeitverlängerung erfunden. Wäre vielleicht sogar zurückgetreten (und heute der Phoenix …). Aber darum ging es eben nicht, sondern nur um Karriere. So aber ist er nur ein schlauer Karrierist, der sein Mäntelchen nach dem Winde hängt. Im Gegensatz zu denen, die schon seit Jahrzehnten dafür kämpfen, Menschen und Umwelt vor Atomgefahren zu bewahren (also als wahre Konservative).
THOMAS KELLER, Königswinter
Unverantwortlich
■ betr.: „Atomkraft für Afrika“, taz vom 27. 4. 11
Die Sicht des Chefs der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), „dass auch Entwicklungsländer Kernenergie nutzen sollen“, ist wohl von der Warte der IAEO aus gesehen erwartbar, aber nichtsdestotrotz höchst unverantwortlich. Da das sichere Betreiben von Kernkraftwerken selbst in hochindustrialisierten Ländern wie Japan nicht gewährleistet ist, wie sieht das erst in Ländern aus, wo es nur wenige, gut qualifizierte Techniker gibt und zudem die Korruption blüht? Zudem sind diese Länder oft politisch instabil, was die Risiken für Nukleartechnik noch erhöht. Dabei könnte gerade in den sonnenreichen Ländern durch Solartechnik dem Strommangel abgeholfen werden. Aber solche nahe liegenden Lösungen liegen der IAEO wohl ziemlich fern. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Im Schatten der Wirklichkeit
■ betr.: „Kampf der Welten“, taz vom 29. 4. 11
Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission ist überflüssig, ohne praktische Bedeutung, ohne Entscheidungskompetenz, keine Zukunftsperspektive, keine verwertbaren und umsetzbaren Beschlüsse. In der Frage des möglichst schnellen Atomausstiegs ist eine Ethik-Kommission fehl am Platze, nicht mehr als ein unnötiger teuerer Debattierclub, eine geistreiche Unterhaltung im Schatten der Wirklichkeit. Die Diskussion gehört in den Bundestag und in die Wissenschaft. Es geht in der Atompolitik nicht um die Frage der Ethik, da unstreitig ist, dass es sich hierbei um eine menschenfeindliche, technisch unbeherrschbare, tödliche Technik handelt. Die Kommission soll bis zum 28. Mai die Regierung beraten, wie und bis wann die letzten der 17 Atommeiler vom Netz genommen werden können. Genau diese Fragen kann sie nicht beantworten. Hiefür sind ausschließlich Fachleute zuständig, nicht Philosophen und Theologen sind hier gefragt, sondern es bedarf einer Arbeitsgemeinschaft von Ingenieuren und Physikern und zusätzlich eines Auftrages an die Forschung und Universitäten, alles daran zu setzen, die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien auf breiter Basis voranzutreiben. HERMANN AUER, Haag