LESERINNENBRIEFE :
Eine wirkliche Vielfalt ermöglichen
■ betr.: „Der Kassensturz“, taz vom 20. 5. 11
Mit der Einführung des Gesundheitsfonds und dem Risikostrukturausgleich für 80 ausgewählte Krankheitsbilder wurden die Weichen gestellt hin zur staatlichen Planmedizin, konzipiert für Einheitsmenschen mit Einheitskrankheiten. Eine Alternative wäre, eine wirkliche Vielfalt der Kassen zu ermöglichen, zugeschnitten auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse der Versicherten.
ANNETTE HUND, Berlin
Genossenschaft für die Gesundheit
■ betr.: „Der Kassensturz“, taz vom 20. 5. 11
In der Rentenversicherung wird seit den beiden Weltkriegen und fortgesetzt von Konrad Adenauer und seinen Nachfolgern auf Kosten der Versicherten „reformiert“ – und in der Krankenversicherung desgleichen. Die „Verantwortung“ für miserable bis katastrophale Folgen dieser „Reformen“ tragen die „verantwortlichen“ PolitikerInnen. Erschließt sich irgendjemandem, weshalb es a) überhaupt ein gesetzliches und ein privates System gibt? b) es innerhalb des gesetzlichen Systems unzählige Kassen gibt? c) die Vorstände dieser Kassen sich mitunter wie Vorstände von Groß-Aktiengesellschaften honorieren, hofieren und chauffieren lassen? Erschließt sich jemandem, weshalb (manche) Ärzte Großverdiener sein müssen?
Man müsste allen, nicht nur den gesetzlich Versicherten, zurufen: Versicherte aller (Bundes-)Länder, vereinigt euch als Genossenschaft! Gründet, verwaltet und pflegt euer eigenes Gesundheitswesen – unabhängig vom Staat und unabhängig von privaten Aktiengesellschaften. HARALD WILLJUNG, Ellwangen
SPD ist nicht empört
■ betr.: „Die Wähler fahren Achterbahn“ von Hans-Peter Bartels, taz vom 19. 5. 11
Neben vielem Richtigen hat Bartels die vielen Nichtwähler nicht erwähnt und überdies Unsinn erzählt: Mehr Überhangmandate sind nur zu erwarten, wenn der Bundestag weiter die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts missachtet und keine wirklich funktionierende Wahlrechtsänderung (Termin 30. 6.) macht, die eben diese Wahlverfälschung unmöglich macht. Von der SPD ist wegen der Terminverschleppung Empörung nicht zu hören.
THOMAS KELLER, Königswinter
Lesben anfeinden in Ordnung?
■ betr.: Beilage „BrennPunkt“ in der taz vom 20. 5. 11
In „Belächelt und angefeindet“ wird vom bösen Vorurteil geschrieben, dass Frauen, die Fußball spielen, lesbisch seien. Frauen, die Fußball spielen, würden als Lesben diskriminiert. Es könne sie sogar das Leben kosten. So, wie der Artikel geschrieben ist, scheint es völlig in Ordnung zu sein, dass Lesben angefeindet werden. Es ist offensichtlich kein Skandal, dass Lesben diskriminiert und zum Teil aufgrund ihrer sexuellen Orientierung umgebracht werden. Ein Skandal ist es „nur“, dass Fußballerinnen eventuell fälschlicherweise mit diesem „bösen Vorurteil“ belegt werden und dann die Diskriminierungen erfahren, denen Lesben eben – im Artikel völlig unwidersprochen – so ausgesetzt sind. Dass so etwas über die taz Verbreitung findet, ist schon ärgerlich. CHRISTIANE WOHLTMANN, Hamburg
Foul gespielt
■ betr.: „Beilage „BrennPunkt“ in der taz vom 20. 5. 11
Was erfahren wir von der CIR über die Frauen-Fußball-WM, die immerhin den Aufhänger für vier Seiten Information abgibt: Frauen, die Fußball spielen, werden als Lesben angesehen, diskriminiert und/oder sie sind tatsächlich Lesben und werden deshalb andernorts umgebracht. Weiter ist zu lesen: Der Frauenfußball hat keine große Fangemeinde, keine finanzkräftige Lobby, er stößt auf Ablehnung, zumindest erfährt er kaum Anerkennung, und unsere Nationalspielerinnen können von ihrer Arbeit zumeist nicht leben, weil es an guten Werbeverträgen mangelt. Wir erfahren weiter, dass eine der Spielerinnen verwerflich (welch ein schönes Wort!) eitel ist, und allen fehlt der Sinn für Fair Trade. Was, zum Teufel, hat nun die christliche Organisation dazu bewegt, dermaßen foul zu spielen?
BIRGIT KÜBLER, Regensburg
Super, richtig und wichtig
■ betr.: „Lehrstück der Schuldumkehr“, taz vom 18. 5. 11
Der Artikel von Gerhard Roese ist super, richtig und wichtig! Endlich wird klar gesagt, dass die sexualisierte Gewalt schlimm ist, aber was sie noch mal obendrein potenziert, ist die Reaktion der Umwelt, dass die Opfer oftmals weder Glauben noch Anerkennung finden. Und es als „Kavaliersdelikt“ zu benennen oder es zu bagatellisieren, ist seelische Gewalt in seiner schlimmsten Form. Ist es doch gerade die Verschleierung hinter der (zumeist auch narzisstischen) Verführung, die über Jahre und Jahrzehnte das Vertrauen in die eigenen Gefühle und den eigenen Körper so nachhaltig zerstört. Die Aufforderung der Bundes-Beauftragten Frau Dr. Bergmann – darüber zu sprechen – ist daher auch von wenig Sachverstand geprägt. Solange das Sich-Outen nicht eine empathisch angemessene Reaktion der Umwelt hervorruft, kann man allen Betroffenen nur dringend davon abraten, darüber zu sprechen. REGINA WEISER, Psychotherapeutin, Bochum