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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Arbeitszeiten verkürzen

■ betr.: „Konzentration auf die Fitten“, taz vom 25. 5. 11

Es gibt wenige E1-Euro-Job-Maßnahmen, die wirklich sinnvoll sind. Und die gehören gefälligst aus anderen, (sozial-)pädagogischen Töpfen finanziert. Ein großer Teil der Maßnahmen besteht aus sinnlosem Zeitvertreib, in vielen wird gesellschaftlich zwingend notwendige Arbeit geleistet. Die neuerdings von Caritas u. a. geforderte Öffnung für nicht zusätzliche und sogar nicht durch öffentliches Interesse begründete Arbeit ist arbeitsmarktpolitisch völlig kontraproduktiv. „Spaltung auf dem Arbeitsmarkt“ heißt: nur noch wenige verfügen über reguläre Arbeitsplätze, der abgehängte Rest kommt in Leiharbeit, Praktikum, Bürgerarbeit, E1-Euro-Jobs und andere Maßnahmen. Ein funktionierender Arbeitsmarkt erfordert eine Verknappung der Arbeit durch radikale Verkürzung der Arbeitszeit und Rücknahme der massiven Arbeitsverdichtung der letzten Jahre und Jahrzehnte. Dazu ggf. mehrjährige Qualifizierung in Mangelberufe.

In Bochum verfügt die Hälfte der Hartz-IV-Berechtigten über einen Berufsabschluss, nicht wenige sind Akademiker. Auch die „Ungelernten“ können was: sie sind erfahrene Maschinenführer, Lageristen, Gartenbauhelfer … Vor mehreren Jahrzehnten hätten sie alle Arbeit gehabt. Ihre Arbeitsplätze sind auch nicht „verschwunden“, sondern werden zum Teil von besser Qualifizierten ausgefüllt, die aus Angst vor Hartz IV jede Arbeit für jedes kleine Geld annehmen.

Existenzgründende und arme Selbständige haben es schwer unter Hartz IV: Ihre Förderung ist nur geringfügig. Ihre Kosten werden häufig nur zum Teil anerkannt, und das mit großer Verzögerung. Dadurch kann eine laufende Existenzunterdeckung entstehen. Mir sind einige Fälle bekannt, in denen durchaus tragfähige, aber nicht Existenz deckende Selbständigkeiten durch schikanöses Verhalten der SGB-II-Behörden zum Aufgeben gezwungen wurden. Selbständige sind bei der ARGE auch nicht sonderlich beliebt. Es wird behauptet, sie könnten „sich armrechnen“. Das ist ebenso daneben wie die Mär, in der Verwaltung würde immer noch „das Geld im Schlaf verdient“. NORBERT HERMANN,

Bochumer Arbeitsgemeinschaft Prekäre Lebenslagen

Alles bleibt beim Alten

■ betr.: „Wissenschaft im Ausverkauf“, taz vom 27. 5. 11

1:0 für Herrn Ackermann! An staatlichen Unis züchtet er seinen Heuschrecken-Nachwuchs und spart nebenbei noch Steuern. Danke Herrn Grottian für die Offenlegung!

Spätestens jetzt verstehen wir’s: Die finanzwirtschaftsfreundliche Gehirnwäsche beginnt an der Uni, und die Absolventen landen früher oder später im Kreis der Wirtschaftsweisen und KanzlerInnenberater. Resultat: Alles bleibt beim Alten! Keine Bankengewinn gefährdenden Experimente! Wenn solche Missstände auch durch die finanzielle Austrocknung der Unis gefördert werden, so dürften sie in diesem Fall der Regierung gar nicht so unlieb sein. Bald wird gewählt, und spätestens 2013 schlägt es 13! SABINE MIEHE, Marburg

Transparenz an Hochschulen

■ betr.: „Wissenschaft im Ausverkauf“, taz vom 27. 5. 11

Beim „Joint-Venture“ zwischen der Deutschen Bank sowie der Berliner TU und der Humboldt-Universität handelt es sich um das Überschreiten einer roten Linie. Weil hier nicht nur ein bekanntes Großunternehmen massiv in die Freiheit von Forschung und Lehre eingreifen, sondern jenes ebenso der Öffentlichkeit verschweigen kann. Sodass sich am Ende auch PR als Wissenschaft verkaufen lässt, um Menschen bei wichtigen Sachverhalten, wie beispielsweise den Gründen für die Finanzkrise, die ebenfalls in den Bereich eines Institutes für angewandte Finanzmathematik fallen, in ihrem kritischen Urteilsvermögen bewusst auf eine falsche Fährte zu locken. Weswegen die Politik aus diesem neuen akademischen Skandal die nötigen Lehren ziehen sollte mit einem Gesetz, das derartige Kooperationen künftig strikt untersagt und die Hochschulen zu wesentlich transparenteren Strukturen zwingt! RASMUS PH. HELT, Hamburg