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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

„Nach uns die Sintflut“

■ betr.: „Eon will nicht für seinen Atommüll bezahlen“, taz vom 21. 11. 14

Dass ein Salzstock wie Gorleben eine denkbar ungeeignete Lagerstätte für gefährlichen Atommüll darstellt, lässt sich schon anhand eines einfachen Experiments jedem Kindergartenkind begreiflich machen: Man gehe in ein Salzbergwerk, nehme von dort einen Salzstein mit nach Hause, lege ihn für ein paar Tage in einen Krug Wasser und siehe da, der Salzstein beginnt sich aufzulösen.

Auf welche Beweise warten Eon & Co. eigentlich noch? Ich befürchte darauf, dass die Fässer mitsamt dem Salzstock davonschwimmen. Bis dahin bleibt unseren Energieriesen ja noch genug Zeit zum Geld scheffeln und weiterhin nach der Devise „Nach uns die Sintflut“ zu Lasten zukünftiger Generationen Profit zu machen.

MICHAELA DIEROLF, Wimsheim

Kosten für die Allgemeinheit?

■ betr.: „Eon will nicht für seinen Atommüll bezahlen“, taz vom 21. 11. 14

Die spannende Frage ist, ob zum Beispiel die Stadt Bielefeld aufgrund ihrer rund 17-prozentigen Beteiligung am Atomkraftwerk Grohnde und jahrelanger Erwirtschaftung von Gewinnen bereit ist, sich jetzt an den Kosten der Standortsuche für ein atomares Endlager zu beteiligen? Oder erwartet die Stadt Bielefeld, dass diese Kosten von der Allgemeinheit (= dem Steuerzahler) getragen werden und versteckt sich als Miteigentümer hinter Eon?

MARTIN SCHMELZ, Bielefeld

Skrupellose Finanzwirtschaft

■ betr.: „Luxemburg. Das Geld der anderen“, von Christian Jakob, taz vom 24. 11. 14

Juncker fordert nun ein 300 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm, um in Europa die perspektivlose Jugendarbeitslosigkeit von bis über 50 Prozent zu bekämpfen. Woher diese Steuereinnahmen kommen sollen, sagt er nicht. Ist das derselbe Juncker, der als Premierminister Luxemburgs in den letzten Jahrzehnten „nichts davon wusste“, dass sich über Luxemburger Steuersparmodelle eine Unzahl europäischer Konzerne Billionen Steuern „ersparen“ konnten? War dies nicht sogar einer der Gründe für die Zahlungsunfähigkeit einzelner Staaten?

Sollte Juncker jetzt nicht endlich als Erstes dafür sorgen, dass Konzerne ihre Steuern (wie der kleine Mann auch) vor Ort zahlen müssen, statt Anreize zu schaffen, in Luxemburg Muttergesellschaften anzumelden und Briefkästen zu etikettieren? Dann würden noch weit mehr als 300 Milliarden Steuergelder zur Verfügung stehen, um Schulabgängern eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Es gilt nach wie vor, unserer skrupellosen Finanzwirtschaft endlich Grenzen zu setzen. Dort versickert das Geld in den Taschen weniger.

KURT LENNARTZ, Aachen

Kluger politischer Schachzug

■ betr.: „Regierung räumt ein: Rente mit 63 teurer als erwartet“, taz vom 21. 11. 14

Auch wenn ich nicht von der Rente mit 63 profitiere, weil diese zu spät für mich umgesetzt wird, freue ich mich für diejenigen Arbeitnehmer, die diese für ihre Lebensarbeitsleistung bekommen.

Am meisten aber freue ich mich jetzt für die jüngeren Menschen, die bisher aus den verschiedensten Gründen auf dem Ausbildungsmarkt abgedrängt wurden. Durch die demografische Entwicklung der früheren Verrentung nach 45 Versicherungsjahren müssen sich jetzt endlich auch diejenigen Arbeitgeber bewegen, die bisher bei Bewerbungen nur Abiturienten mit besten Zeugnissen bevorzugten. Diese Diskriminierung dürfte wegen der demografischen Entwicklung zurückgehen. Wer gute Mitarbeiter haben will, muss in die Ausbildung aller jungen Menschen investieren und sich nicht mit vorgeschobenen Gründen zurücklehnen, weil er bereits entsprechend gut vorgebildete Bewerber eingestellt hat. Das öffentliche Jammern der Arbeitgebervertreter und deren Lobbyisten ist bereits zu hören.

Über den Umweg der Rente mit 63 werden die Arbeitgeber sich nun darüber hinaus an der Berufsausbildung finanziell beteiligen müssen. Allein deswegen lohnt sich die Rente mit 63! Das war ein kluger politischer Schachzug. LUDWIG DÜRR, Düsseldorf

Zweimal gegen die gleiche Wand

■ betr.: „Die schlechteste Kandidatur“, Leichtathletik-Weltverband vergibt WM 2019 an Katar, taz vom 21. 11. 14

Zweimal gegen die gleiche Wand zu rennen (selbst wenn es nicht derselbe Kopf ist), das möge den Entscheidungsträgern des Leichtathletik-Weltverbands bis mindestens 2019 noch ordentlich Kopfschmerzen bereiten.

Wer sich wider besseres Wissen derart hinwegsetzt über die Missachtung von Menschenwürde und Menschenrechten, wer Konzessionen erteilt ohne Rücksicht auf Integrität, Compliance und sportives Fairplay selbst des eigenen Verbands, der jedenfalls sollte nicht nur eine Unmenge Geld damit „verdienen“. Sportler, Zuschauer und die Medien inklusive der Fernsehanstalten müssten eine Phalanx bilden und auf die Teilnahme an der „Sport“-WM in Katar verzichten um somit dem fortschreitenden Werteverfall endlich eine Stirn zu bieten, hinter der mehr steckt als nur merkantile Leitgedanken.

MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram