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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Beitrag klingt nur bitter

■ betr.: „Der Kiez sagt Du“, taz vom 30. 7. 11

„Duzen vs. Siezen“ ist zwar ein wichtiges Thema für die sich wandelnden Berliner Kieze. Jedoch scheint Ihre Kolumne „Der Kiez sagt Du“ weder wertvolle Beobachtungen zum sozialen Wandel bzw. zur Gentrifizierung und dem verschwindenden Proletariat zu enthalten, noch ist sie ein nachdenklicher Kommentar zu Höflichkeit oder Erwachsensein. Ihre einzige Errungenschaft ist das Nachzeichnen der undeutlichen Unterschiede zwischen Ihnen und vagen Gruppen von Menschen wie Kreuzbergern, Ausländern, Deutschen, Jungen und Alten. Eierwärmer sind ja tatsächlich lächerlich, aber der eigentliche Kampf richtet sich nicht gegen diese oder deren VerkäuferInnen und Barfrauen, sondern gegen die zugrunde liegenden Zustände, die diesen Wandel ermöglichen, wie eben die Nachfrage nach Eierwärmern und hippen Bars. Ich glaube, Sie wollten sagen, dass Gentrifizierung sich hinter einem freundlichen, duzenden Gesicht versteckt, aber leider klingt Ihr Beitrag nur bitter. Schade, dass ein interessantes Thema sich mit so langweiligen Worten auflöst.

JEFF PURCHLA, Berlin

Viele klammern sich am Alten fest

■ betr.: „Gaslaternen. Der Letzte macht das Gaslicht aus“,taz vom 26. 7. 11

Der Streit ist typisch, aber auch kreativ? Wie wär’s denn mit einer elektrischen Leuchte, die wie ein Gaslaterne aussieht und auch die gleiche Lichtfarbe hat? Sie ist kein Fantasieprodukt, sondern Realität, vom OUT e.V. entwickelt, von der Berliner Firma Semperlux produziert und sie verbraucht noch viel weniger Energie als herkömmliche Straßenlaternen. Diese neue LED-Leuchte wurde auf der 3. Berliner Innovationskonferenz vorgestellt. Jetzt der Haken: sie ist teurer, trotzdem lässt inzwischen das Vergaberecht zu, die Lebenszykluskosten zu vergleichen, und dann könnte es klappen. Es fehlt nur an der Kreativität von Beschaffern, der Politik und der Bevölkerung, zu viele klammern sich erst einmal am Alten fest. THOMAS ZULEGER, Berlin

Ein Blick auf die Karte hilft

■ betr.: „Strittige Flüge im Dunkeln“, taz vom 20. 7. 11

Da die Abflugrouten Richtung Osten gänzlich von den Angaben im Planfeststellungsverfahren abweichen, ist es nur zu verständlich, dass die Bürger wenig begeistert sind, jetzt mit Lärmteppichen konfrontiert zu werden. Dass der Stadtbezirk Köpenick einiges abbekommen würde, war lange klar. Die Starts in Richtung Osten erfolgen anteilig an schätzungsweise 35 % der Tage im Jahr und werden sonst nach Westen abgehen. Für die Lärmbelastungen im Osten sind also die Landerouten sehr viel existenzieller. Dass die Starts teilweise über die Müggelberge hinweggeführt werden sollen, überraschte mich aber auch. Bei einem genauerem Blick auf die Karte räume ich allerdings ein, dass sich die Deutsche Flugsicherung ernsthafte Gedanken über die Verringerung des Fluglärms gemacht hat. Die Flugzeuge würden praktisch durch einen unbewohnten Korridor zwischen Berlin-Friedrichshagen und Rahnsdorf fliegen und auch Schöneiche nur nahe tangieren. Einzig betroffen wäre das kleine Dorf Münchehofe, was aber schon wieder sehr weit weg liegt vom Flughafen, also mit deutlich weniger hörbarem Lärm überflogen wird. Wenn man dadurch die Lärmhölle Erkner, Woltersdorf und umliegende Siedlungen leicht entlasten könnte, wäre das gerechtfertigt. Erkner und Berlin-Hessenwinkel wäre sonst sowohl bei den Starts als auch bei den Landungen betroffen. MARKO FERST, Gosen