LESERINNENBRIEFE :
Was die Poesie alles kann!
■ betr.: „Wo bleibt die Öffnung für die Lyrik?“, taz vom 7. 10. 11
Es ist doch furchtbar einfach: man schlage ein Buch von Tranströmer auf (oder von Benn, Mayröcker, Gustafsson) und das Repertoire der Lyrik mit Absichten und Methoden öffnet sich sofort und ein „standing“ stellt sich dabei wie von selbst ein. Was die Poesie alles kann! Sie öffnet den Lesern die Augen! Den Staub, den Dirk Knipphals zu finden meint, haben er und seine Kritikerkollegen übrigens selbst aufgewirbelt: durch ständige Wiederholung der immer gleichen, klischeenahen Urteile. JÜRGEN STELLING, Berlin
Der Beleg ist fragwürdig
■ betr.: „Das Gerücht im Gericht“, sonntaz vom 9. 10. 11
Ich finde die Rubrik „Open taz“ ganz hervorragend. Die „Open taz“ des vergangenen Samstags hingegen war etwas fad. Das Thema Hefeextrakt ging inzwischen durch alle Gazetten, Wissenssendungen etc. Ein informierter taz-Leser hätte mit einem Klick im Internet viele Informationen und Hintergründe bekommen. Dass Sie das so genannte Hohenheimer Konsensuspapier zu Glutamat und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung u. a. als Beleg für die (vorläufige) Unbedenklichkeit des Geschmacksverstärkers Mononatriumglutamat heranziehen, finde ich allerdings fragwürdig. Seit langem ist bekannt, dass dieses Papier mit freundlicher Unterstützung der Glutamatindustrie und hier des damaligen Herstellers Ajinomoto erarbeitet wurde. Ein Hinweis findet sich u. a. hier:
http://www.foodwatch.de/kampagnen__themen/lebensmittelwirtschaft/produkte/interview/index_ger.html
ANNETTE SABERSKY, Hamburg
Gefahr erkennen und benennen
■ betr.: „Die UNO darf nicht länger zögern“, taz vom 10. 10. 11
Macht sich jetzt die taz zum Fürsprecher einer kommenden militärischen Intervention in Syrien? Zwar spricht sich Baltissen nur für „die Androhung militärischer Gewalt“ aus. Aber von dieser bis zu einer tatsächlichen Militärintervention war es in Libyen nur ein kleiner Schritt. Ob die vermeintliche „Befreiung“ Libyens noch zu einem „neuen Afghanistan“ wird, wissen wir nicht. Auch in Afghanistan war die Isaf-Intervention anfangs vielfach begrüßt worden, während inzwischen auch viele einstige Unterstützer einer Militärintervention nun die ausländischen Militärs als Besatzer empfinden. Nach dem Fiasko im Irak und Afghanistan erscheint die Libyen-Intervention geschickter. Wem aber nützt sie letztendlich? Geht es nicht am Ende um Einfluss und Wirtschaftsverträge? Soll das jetzt in Syrien wiederholt werden? Passend zum genannten Kommentar berichtet Karim El-Gawhary aus Kairo, der syrische Oppositionelle Muhammad Mamoun al-Homsi fordere einen Eingriff der Nato in Syrien – während der leitende Rat der syrischen Opposition genau das ablehne. Es ist zu hoffen, dass sich die Nato nicht in ein neues, blutiges Abenteuer in Syrien stürzt und dass eine kritische taz diese Gefahr erkennt und benennt. AGLAJA BEYES-CORLEIS, Berlin
Rückschritt in der Kinderbetreuung
■ betr.: „Herkules und die Schönheit“, tazzwei vom 11. 10. 11
Das Feilen an den Details des Betreuungsgeldes kann sich Frau Schröder getrost sparen, da die „Herdprämie“ schon in ihren Grundsätzen an Absurdität nicht zu überbieten ist. Die in Deutschland noch zu wünschen übrig lassende Chancengleichheit für Kinder wird durch ein Betreuungsgeld wohl kaum verbessert werden. Anstelle die Geldleistungen auszubauen, sollten die zwei Milliarden Euro lieber in sinnvolle Dienstleistungen investiert werden wie Betreuungsplätze für unter Dreijährige und Ganztagskitaplätze. Alles andere wäre ein Rückschritt im schon rückständigen System der Kinderbetreuung! NELE GROHER, Frankfurt am Main
Grüne keine SPD-Anhängsel
■ betr.: „Wir dürfen das Lager nicht spalten“, taz vom 8. 10. 11
Einige Politiker der SPD haben leider immer noch nicht verstanden, dass die Grünen kein Anhängsel der SPD sind. Auch wenn grün-rote oder rot-grüne Bundestagskoalitionen angestrebt werden, sollte man doch grundsätzlich zwischen Parteien unterscheiden. Schließlich stellen sie auch eigene Programme und Kandidaten auf. Als grünes Mitglied weigere ich mich, als Anhängsel der SPD betrachtet zu werden. BJÖRN ENGEL, Lüdenscheid