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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Christliche Fundamentalisten

■ betr.: „Kölle halal“, taz vom 30. 1. 15

Bei den Diskussionen über den Islam fällt mir auf, dass abgesehen von den Gewalttaten der Terroristen auch immer argumentiert wird, der Islam an sich passe nicht ins aufgeklärte Europa, weil er angeblich Frauen abwertet, Homosexuelle diskriminiert, patriarchal und autoritär ist, undemokratisch und aggressiv, antisemitisch und sich gegen die Selbstbestimmung der Menschen stellt (zum Beispiel beim Recht auf Schwangerschaftsabbruch) und auch gegen die sexuelle Aufklärung. Jedoch sind dies alles Punkte, die von den meisten Islamkritikern genauso vertreten werden, weil auch sie zumeist erzkonservativ und religiöse Fundamentalisten sind, nur eben christliche. Vielleicht sollten wir daher lieber das rechtskonservative Gedankengut an sich bekämpfen, weil das nicht mehr zu Europa oder ins 21. Jahrhundert „gehört“? MARKUS MEISTER, Kassel

Militante Veganer

■ betr.: „Tierschützer distanzieren sich“, taz vom 27. 1. 15

Es gibt Tierschutzorganisationen, die seriös und notwendig, und andere, die so überflüssig wie ein Kropf sind. Zur zweiten Kategorie gehört „Animal Peace“. Silke Ruthenberg ist sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst, dass der „Held der Freiheit“ inzwischen in einem Kühlhaus der Fleischreifung entgegendämmert. Erstaunlich, wie militant angeblich der Friedfertigkeit verpflichtete Veganer agieren.

Übrigens, absolutes Grünland, wie Steppen Afrikas oder Asiens, können nur via Viehbeweidung genutzt werden. Beim Verzehr von Gras beißt der Veganer letztlich in selbiges, was nicht lebenserhaltend ist. Ansonsten: Reichlich geschmacklos, sich am Tod eine Rinderhalters aufzugeilen. REINHARD SCHARNHÖLZ, Kerpen

Wie uselig

■ betr.: „Wir halten es nicht aus“, Leserbrief vom 29. 1. 15

Sie sprechen mir aus der Seele, lieber Herr Retzmann. Tag für Tag wünsche ich mir einen neutralen Wetterbericht in der taz – und keine Polemik in der Richtung: „Menno, wir können immer noch nicht in den Biergarten, wie uselig, wir armen Menschen.“ (Und das direkt neben Berichten aus Syrien oder über KZ-Überlebende.) In der Hinsicht unterscheidet sich meine liebgewonnene Zeitung nicht von anderen, in denen Schreibende und Lesende sich über einen warmen Winter freuen. Wird er doch kalt, dann ab in die Sonne, Klimawandel ist sekundär oder ein Horrorszenario von den bösen Ökos. Vielleicht erlebe ich ja noch einen wertefreien Wetterbericht in der taz – ich freu mich drauf. PETRA GROSSE-STOLTENBERG, Hattingen

Macht uns etwas Mut

■ betr.: „Warum Dresden?“, taz vom 24./25. 1. 15

Was mit dem Bau der Waldschlösschenbrücke und dem damit verbundenen Verzicht auf den Weltkulturerbe-Titel begann, findet nun mit Pegida seinen traurigen Höhepunkt: Dresden hat sich weltweit endgültig als „Stadt der Intoleranten“ (eigentlich sollte man drastischere Formulierungen verwenden) etabliert. Das wird auch bleiben, wenn der Spuk vorbei ist und alle wieder nach Mallorca fliegen, um dort deutsches Brauchtum zu pflegen.

Ich bin in dieser Stadt geboren und lebe hier seit über 50 Jahren. Was jetzt zum Ausbruch kommt, fühle ich schon seit längerer Zeit: Touristen sollen Semperoper und Zwinger bestaunen, im Restaurant keine Sonderwünsche äußern und dann wieder verschwinden. Fremdes und Ungewohntes wird als störend empfunden. Es gibt viele in Dresden, die das als sehr schmerzlich empfinden; schade dass die taz nun auch noch in diese Wunde sticht. Gut, damit müssen wir nun auf lange Zeit leben. Ihr könntet aber denen, die hier leben und anders denken, auch mal etwas Mut machen. VOLKMAR THIEME, Dresden