LESERINNENBRIEFE :
Ein völliger Fehlgriff
■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“, taz vom 16. 2. 15
Als unbestrittener Meister der verkürzten Darstellung hat Herr Küppersbusch einen wesentlichen Aspekt des Ukraine-Konflikts unterschlagen: den Maidan.
Die Menschen dort hatten am Ende genug von Despotie und Korruption, die auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stillstand bedeuten. Und genauso wenig wie Ronald Reagan den Aufstand in der DDR und die Maueröffnung initiiert hat, hat der Westen die Revolte in Kiew vor genau einem Jahr gelenkt. Die Frage der wirtschaftlichen Einbindung der Ukraine in Ost oder West spielt da eine eher untergeordnete Rolle und war bestenfalls Auslöser, aber nicht Ursache des politischen Prozesses.
Naiv ist die Vorstellung von der „segensreichen Kraft von Handel und Wandel“, als wäre Putin noch an einer Freihandelszone mit der EU interessiert, wo sich sein Machterhalt doch gerade darauf stützt, sich vom Westen ideologisch abzugrenzen und sein Volk in einer Art Wagenburgmentalität hinter sich zu scharren. Naiv überhaupt die Idee, man hätte mit Handels- und Wirtschaftspolitik noch Einfluss auf die Entwicklung der russischen Gesellschaft, weil es ja genau das war, was Putin die ganze Zeit gestört hat, wenn Merkel mit Wirtschaftsvertretern anreiste und dann immer wieder westliche Demokratiestandards für Russland einforderte.
Jetzt von der Bundeskanzlerin ein „gestaltendes, in die Zukunft denkendes Moment“ einzufordern, ist in Anbetracht der Aktualität, dass es noch nicht einmal möglich ist, einen tragfähigen Waffenstillstand zu verhandeln, ein völliger Fehlgriff. HARTMUT GRAF, Hamburg
Da braucht’s keine Gentechnik
■ betr.: „Rohstoffe. Wenn der ‚Peak Phosphor‘ droht“,taz vom 6. 2. 15
„Neben dem Recycling haben Wissenschaftler jedoch auch noch andere Lösungsmöglichkeiten in petto. So züchtet man Pflanzensorten, die den im Boden schlummernden Phosphor effizienter nutzen – teilweise mit gentechnischen Verfahren.“
Was für ein Unsinn. Es wäre ratsam, wenn sich Wissenschaftler den natürlichen Mechanismen der Phosphorversorgung durch das Zusammenspiel von Pflanzen und Mykorriza-Pilzen deutlich mehr widmen würden. Da braucht’s keine Gentechnik. Mit Hilfe der Mykorriza-Pilze können Pflanzen selbst Phosphor aus dem Boden mobilisieren, wenn man diese Pilze fördert. Man braucht daher weniger oder keinen Phosphordünger von außen zuzuführen. Mineralischer Stickstoffdünger zerstört allerdings ausgerechnet diese Mykorriza-Pilze und verschärft so das Phosphorproblem. Diese Zusammenhänge sind zwar grundsätzlich bekannt, werden aber leider überhaupt nicht weiter erforscht. ANDREA BESTE, Büro für Bodenschutz und Ökologische Agrarkultur, Mainz
Genaue Informationen
■ betr.: „Krankenkassen. Neue Pillen ohne Mehrwert bleiben beliebt“, taz vom 18. 2. 15
Es gibt die beiden pharmaindustrie- und reklameunabhängigen monatlich erscheinenden Mitteilungen „Arzneimittel-Telegramm“ und „Arzneimittelbrief“. Während meiner 20-jährigen Tätigkeit als Allgemeinarzt in Neukölln hatte ich beide abonniert und konnte mich sehr genau über neu zugelassene Präparate informieren. Oft genug wurde von deren Verschreibung abgeraten, und wenn Vorteile aufgeführt wurden, dann konnte ich mich darauf verlassen, dass sie Hand und Fuß hatten.
Vielleicht wären die Krankenkassen Deutschlands gut beraten, allen niedergelassenen Ärzten die beiden Schriften kostenlos zukommen zu lassen, so wie die Pharmaindustrie reichlich kostenlose Publikationen verteilt. WILLI HOFMANN, Berlin