LESERINNENBRIEFE :
Über Wörter Gedanken machen
■ betr.: „AK Asyl muss draußen bleiben“, taz.nord vom 25. 3. 15
Ich finde es begrüßenswert, dass sich Ihre Journalist*innen kritisch mit gesellschaftlichen Institutionen wie z.B. der Ausländerbehörde Göttingen auseinandersetzen. Es scheint aber, dass sie sich nicht immer der Bedeutung der Sprache bewusst ist. Gegen Ende des Artikels findet sich eine Metapher, die einen eindeutigen kolonialen Bezug hat. Ich kann mir nicht erklären, wie Ihnen der Zusammenhang zwischen ‚Schwarzer Peter“ und der Abwertung von schwarzen Menschen entgehen konnte. Der Einsatz solcher Metaphern ist ein Faustschlag für von Rassismus negativ Betroffene. Die taz hatte im letzten November selbst über die Proteste gegen das rassistische „Zwarte Piet“ Nikolausfest gesprochen, Diskussionen über das gleichnamige Kinderspiel gib es immer wieder. Ich appelliere hiermit an Sie: Bitte machen Sie sich beim Schreiben Gedanken über die Bedeutungszusammenhänge von Wörtern. Sprache ist immer politisch und muss deshalb mit Bedacht eingesetzt werden. PAUL ESSER, Berlin
Früher gar nicht so schmal
■ betr.: „Vom Hamburger Bad“, taz.nord vom 21. 3. 15
Kann ja sein, dass es in Hamburg Hamburger Bäder gab, kann auch sein, dass es in Altona solche Bäder gab. Das abgebildete jedenfalls ist in Ottensen, ich habe auch so eins. Die fraglichen Häuserblocks sind von 1935, und im Neuzustand sahen diese Räume gar nicht so schmal aus, weil sie kürzer waren: Sie waren hinter dem Klo fast zu Ende, hatten jedoch hinten oben das kleine Fenster zum Lüften, und die jetzige Dusche war die von einer Tür links davon aus der Küche begehbare Speisekammer. Welchen Sinn sollen sonst zwei kleine Fenster übereinander haben? Ein umgebautes Bad kann nicht als Beispiel für Ihre These herhalten. Abgesehen davon ist die originale Badtür bei der Modernisierung etwa einen halben Meter in Richtung Flur versetzt worden. Erst beide Maßnahmen zusammen machen das Bad zu einem Schlauch. Es gibt in Altona eine namhafte Baugenossenschaft, die Ihnen das genau erklären kann. NORBERT SCHLÖBOHM, Hamburg