LESERINNENBRIEFE :
Gefährliche Exportförderung
■ betr.: „Deutsches Geld für AKW in Indien?“, taz vom 17. 12. 11
Deutschland ist aus der Atomkraft ausgestiegen. Es mutet wirklich grotesk an, dass man nun genau die Technologie, die man im eigenen Land nicht verwendet, in die Schwellenländer exportieren will.
Die Gefahr der Proliferation wird erhöht. Statt die sehr komplexe nukleare sollten wir besser „Erneuerbare Energien“ beziehungsweise die dafür erforderlichen Technologien exportieren, was leider viel zu wenig geschieht! CHRISTIAN LUKNER, Bonn
Tabuthema Tod/Organspende
■ betr.: „Keiner, der die Klappe hält“, taz vom 16. 12. 11
Im Artikel wird der Eindruck erweckt, Patientenverfügung (PV) stünde im Gegensatz zu Organspende. Das ist falsch. Ein Verfügender kann in einer PV entweder seine Ablehnung zur Organspende bekunden oder aber seine Bereitschaft dazu. Er kann auch beides sein lassen. Es ist nicht die PV, sondern der hierin ausgedrückte Wille des Ausstellenden, der zum Ausdruck gebracht wird. Wenn in einer PV einerseits Intensivmedizin abgelehnt, andererseits Organspende gewünscht wird, liegt ein Widerspruch vor, da Organspende immer Intensivmedizin voraussetzt. Dieser Widerspruch muss zwischen Betreuer/Bevollmächtigtem/Angehörigen im Sinne des Betroffenen geklärt werden. Was die Macht der spanischen Transplantationsbeauftragten anbelangt, so empfinde ich die spanische Regelung als brachial. Aus meiner Sicht wird hier das Tabuthema Tod/Organspende einseitig für Transplantationsinteressen ausgenutzt, wenn nicht missbraucht. HARALD CZACHAROWSKI, Bremen
Windkraftanlagen zu laut
■ betr.: „Ihr habt doch ’nen Dachschaden“, taz vom 17. 12. 11
„Wer Atomstrom nicht akzeptiert, kann nicht auch … gegen Windräder in der Nähe seines Grundstücks sein.“ Doch, der kann, wenn er weiß, dass etwa die Lärmgrenzwerte für solche Anlagen – wie für alle anderen Industrieanlagen auch – deutlich über dem liegen, was etwa die Weltgesundheitsorganisation für verträglich hält. Zu einer ökosozialen Marktwirtschaft würde auch eine anständige, „faire“ Regelung einer solchen Frage gehören. KILIAN BECKER, Wegscheid
„Bildung hilft!“
■ betr.: „Mythos Jungfernhäutchen“, taz vom 17. 12. 11
Starke Worte für kleine chirurgische Bastelarbeiten, Komasaufen kann das Frauenbild nachhaltiger ruinieren.
Operationen an Schamlippen und Jungfernhäutchen haben ausschließlich regionale Gemeinsamkeiten. Die Rekonstruktion des Hymens zählt keineswegs zu den Schönheitsoperationen. Sie setzt einen entwürdigenden, „kulturell bedingten Zwang voraus, ist eine eher unärztliche Manipulation für ein einmaliges Ereignis. Die Korrektur der Schamlippen ist dagegen eine einmalige Anschaffung fürs Leben, geschieht freiwillig und beinhaltet je nach Geschmack auch noch einen Spaßfaktor. „Bildung hilft!“ – mit Sicherheit mehr als alle Codices der Bundesärztekammer oder gar des Gesetzgebers. Denn nur dadurch kann die bereits zur Vermarktung anstehende G-Punkt-Transplantation vermieden werden.
JÖRG WIEHMEYER, Regensburg
Erwachsene Sexulität?
■ betr.: „‚Designermösen‘ sind unerforscht“, online-taz v. 19. 12. 11
Eine zurechtoperierte Mädchen-Vagina kann also Mittel sein für die Entfaltung erwachsener Sexualität? Oder was ist sonst noch unter „selbstbewusster Sexualität“ zu verstehen? ALLERLEIRAUH, taz.de