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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Große Aufgabe

■ betr.: „Eine Art globales Kulturschutzzentrum“, taz vom 2. 4. 15

Bravo, Udo Gösswald! Endlich kommen hier einmal Ideen, die über die ermüdenden Postulate vom Dialog der Kulturen hinausgehen, und es ist bezeichnend, dass sie nicht aus dem Umfeld der Stiftung Preußischer Kulturbesitz kommen.

Die große, überwölbende Aufgabe des Humboldt-Forums muss es sein, einen globalen Diskurs über die Veränderungen der Kulturen der Welt unter den Bedingungen der Globalisierung, des Klimawandels, der Urbanisierung und der Digitalen Revolution zu führen. Dabei sollten allerdings nicht allein die Städte im Vordergrund stehen, sonst endet das Humboldt-Forum wie das Haus der Kulturen der Welt als showroom urbaner Avantgardekünstler aus dem global village. Entsprechend seiner Gründung in seinen Sammlungen, wie Gösswald zu Recht betont, muss im Humboldt-Forum der Schwerpunkt auf den gefährdeten indigenen Kulturen liegen – das heißt traditionellen, ländlich geprägten Kulturen (place-based cultures). Ein Zentrum für den Schutz von Kulturgütern würde dazu hervorragend passen; allerdings gehören dazu auch der Schutz der natürlichen Lebensbedingungen und des immateriellen Kulturerbes. Unser neuer Verein World Heritage Watch sieht sich genau diesem Ziel verpflichtet. Zu diesen Gedanken passt auch die Idee, das dem Schloss/Humboldt-Forum fast gegenüberliegende Palais am Festungsgraben zu einem Haus zu machen, in dem UN-Unterorganisationen wie die UNESCO, FAO, UNDP, UNEP und Habitat sowie große NGOs Kontakt- und Informationsbüros einrichten sollen, denn dort finden sich die (nicht-musealen!) Fachleute aus aller Welt, die allein dem Humboldt-Forum eine internationale Relevanz geben können. STEPHAN DÖMPKE, Berlin

Drogenpolitik am Ende

■ betr.: „Organisiertes Kiffen im Park“,taz vom 1. 4. 15

Aufhebung der vom Verfassungsgericht festgestellten Straffreiheit bei Eigengebrauch? Verfassungsfeindliche Entscheidungen, weil die eigene Drogenpolitik offensichtlich am Ende ist? Gilt das Grundgesetz jetzt nur da, wo Innensenatoren es für richtig halten? Des weiteren: Eine Facebookseite, die sich gegen diesen Verfassungsbruch wendet, wird abgeschaltet. Wenn ich bedenke, dass rassistische, homophobe und antisemitische Hetzseiten weitgehend ohne Behinderung ihre Menschen verachtende Propaganda verbreiten können, dann sehe ich hier ein eklatantes Problem. Prohibition gefährdet die Demokratie.

MICHAEL KLEIM, Gera

Streben nach Glück

■ betr.: „Lasst sie arbeiten!“, taz vom 31. 3. 15

Es geht um die Würde des Menschen! Nicht um Geld – doch das scheint ja kaum noch jemand zu verstehen. (Präambel der Charta der Vereinten Nationen, Artikel 1 des Grundgesetzes) Menschen sind eben kein Humankapital, keine austauschbare Masse! Der (gesunde) Mensch strebt nicht nach Geld – sondern nach Glück. Danke für diesen Beitrag, der versucht, die Entwurzelung zu stoppen, Menschlichkeit und Erdung in unsere Gesellschaft zu tragen.

Jeder weiß, dass die Arbeitsplätze da sind – auch für Ungelernte. Doch wird nicht durch Besteuerung der Arbeit gerade die Schaffung von Arbeitsplätzen behindert? Sollten nicht besser Verbrauch oder noch besser Kapitalertrag höher besteuert werden? Wenn Kapitalertrag höher besteuert werden würde, schwände der Anreiz, Kapital anzuhäufen. Der Schaffung von Arbeit und Würde nur zuträglich! NORBERT VOSS, Berlin

Harte, ehrliche Arbeit

■ betr.: „Hau ab, du Flasche!“, taz vom 23. 3. 15

Ein wichtiger Artikel über eine Thematik, die mir bisher, wie wahrscheinlich den meisten Menschen, nicht bekannt war.

Das Sammeln von Flaschen ist eine Tätigkeit, die in keiner Form kriminalisiert werden darf und vielen Menschen hilft, sich durch eigenhändige Arbeit einen Verdienst zu erwerben. Es ist eine harte und ehrliche Arbeit, für viele lebensnotwendig. Mittlerweile zu einem so großen Markt geworden, den auch Wohlfahrtsverbände für sich entdeckt haben, und da beginnt der Unsinn. Flaschenbons sollen in Supermärkten gespendet werden, dafür haben große Sozialeinrichtungen Briefkästen aufgehängt. Wozu dieser Umweg? Man nimmt den Armen etwas weg unter dem Motto: „Armen zu helfen“. Wer profitiert wirklich davon? Asylbewerber und Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten, werden aber immer mehr eingeschränkt, sich selbst versorgen zu können. Nicht mehr verkaufbare Nahrungsmittel werden zum Beispiel von der Tafel abgeholt, aufgrund bestehender Verträge können die Geschäfte auch nicht eigenständig mehr die Ware an Bedürftige abgeben. Die Aufstellung von Giveboxen wurde teilweise verboten. Bedürftigen Menschen wird es unverständlicher Weise immer schwerer gemacht, da man mit der Armut auch Geld verdienen kann. MARINA MASER, Berlin

Als erfolglos erwiesen

■ betr.: „Drogenpolitik. Da glimmt kein Gras mehr“, taz.de vom vom 30. 3. 15

„Er glaubt, dass wenn Cannabis schwerer zugänglich ist, der Konsum abnimmt.“ Und glaubt er (Justizsenator Thomas Heilmann, CDU, d. Red.) auch noch an den Weihnachtsmann?

Genau dieses Konzept wurde doch jahrzehntelang weltweit gefahren und hat sich als erfolglos erwiesen. Aber die Dummen sterben nicht aus, ganz im Gegenteil, sie bekommen noch gut bezahlte Jobs und dürfen sich austoben. Und ich muss mit meinen Steuern den Schwachsinn noch finanzieren.

Es würde uns alle billiger kommen, wenn man dem Mann eine Umarmungsjacke schenkt, ihn wegsperrt und vergisst. SPUTNIK1969, taz.de