Kusch lässt Köpfe rollen : Anwalt und Henker
Alle machen Fehler, nur er selber nicht. Nach dieser Devise verarbeitet Justizsenator Roger Kusch die Pannen in seinem Ressort. Mal holt er zum Rundumschlag gegen die Staatsanwaltschaft aus, dann wieder erklärt er Richtern, wie sie Recht zu sprechen haben. Mit seiner ausgeprägten Bereitschaft, Köpfe rollen zu lassen, hat sich der gebürtige Stuttgarter den Spitznamen „lächelnde Guillotine“ redlich erarbeitet. Jeder, der ihn an Kuschelpädagogik und humanen Strafvollzug erinnert, gerät in sein Visier. Im Februar schoss Kusch die Vize-Anstaltsleiterin der JVA Billwerder ab, kurz darauf ernannte er in Abwesenheit des erkrankten Leitenden Oberstaatsanwalts Martin Köhnke einen neuen Behördenchef und erweckte damit den Eindruck der Amtsenthebung Köhnckes. Erst als Ole von Beust seinen Studienfreund ins Gebet nahm, musste dieser zurückrudern.
Repression statt Resozialisierung lautet das Motto des beratungsresistenten Alleinentscheiders. Zielstrebig treibt Kusch den Ausbau des überdimensionierten Superknastes in Billwerder voran, der 2005 fertiggestellt werden soll. Die gerade verkündete geplante Schließung der sozialtherapeutischen Anstalten in Bergedorf und Altengamme ist Teil des Umbaus des Strafvollzuges zum reinen Verwahrvollzug unter Ausblendung der gesetzlich vorgeschriebenen Re-Integration Gefangener in die Gesellschaft. Die Opposition hat den 49-Jährigen längst ganz oben auf ihre Abschussliste gesetzt. Doch noch hält der Bürgermeister seine schützende Hand über Kusch. mac/foto: H.S.