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Archiv-Artikel

Kurzkritik: Saturday Night Fever im Musical-Theater Augen auf, Ohren zu!

Eingeschweißt in einen wurstpellig engen Anzug lächelt dieser stahlmuskelzarte Schönling uns pausenlos vor, wie weiß er seine Zähne geputzt hat. Die Hüfte hüpft immer wieder aus der Körperachse, beginnt zu rotieren. In Kombination mit einem eleganten Ausfallschritt, den rechten Arm in die Höh’, den linken gen Boden gereckt, so ist im Musical-Theater ein ordentliches Sexgott-Double von John Travolta alias Tony Manero zu erleben. Umschwirrt von raffinierten Licht- und Glitzereffekten – und der hochleistungssportlichen Rasanz einer discotanzstilistisch Jahrzehnte umspannenden Choreografie: kraftvoll, schnell, voll entzückender Bewegungsornamentik. Erstklassige Unterhaltung.

Aber für die „Saturday Night Fever“-Produktion mochte man doch nicht auf die musicaltypische Überflüssigkeit verquatschter Szenen verzichten, um mit mäßigem Schauspielhandwerk einen Plot sowie psychologische Motivationsklischees zu illusionieren. Dabei ist der Witz der Disco-Siebziger die absolute Abwesenheit aller Fragen. Tanz, Kleidung, Körper, Klang der Bee-Gees-Songs: alles pure Oberfläche. Schmeichelhafter Spiegel für sich selbst. Ein Theater mit überspannten Gesten, die nichts darstellen als ihre eigene Übertreibung, die nichts bedeuten, aber alles heißen könnten – und immer sehr schön aussehen. Ein Fest für die Augen. Die Ohren kann man sich ja zuhalten.

Jens Fischer

„Saturday Night Fever“ läuft noch bis 19.3. im Musical-Theater Bremen.