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Kurdenmord: Die Spur führt in den Iran

■ Polizei in Wien erläßt Haftbefehle gegen zwei Iraner / Sie stehen als Teilnehmer des Geheimtreffens zwischen kurdischen und iranischen Politikern unter Mordverdacht

Wien (dpa/ap) - Im Zusammenhang mit der Ermordung des Generalsekretärs der Demokratischen Partei Kurdistans, Abdul Rahman Ghassemlou, in Wien ist am Mittwoch von österreichischen Behörden Haftbefehl gegen zwei Iraner erlassen worden. Einer der beiden Gesuchten, der mutmaßliche iranische Geheimdienstagent Amir-Mansur Bosorgian (31), der schon kurz nach dem Anschlag verhört und später wieder freigelassen wurde, befindet sich nach Angaben der iranischen Botschaft in Wien im Botschafsgebäude. Er könne jederzeit von der österreichischen Polizei vernommen werden, hieß es. Der zweite Verdächtigte ist der mutmaßliche sechste Teilnehmer des Geheimtreffens in der vergangenen Woche. Nach offiziell unbestätigten Zeitungsberichten soll es sich um den 32jährigen Mustafa Haji alias Hajifadi, den Besitzer eines Diplomatenpasses, handeln. Auch er könnte in der iranischen Botschaft Zuflucht gefunden haben, hieß es.

An dem Geheimtreffen am Donnerstag vergangener Woche hatten drei kurdische Exilpolitiker und drei iranische Diplomaten teilgenommen; sie wollten über eine Autonomie für Iranisch -Kurdistan verhandeln. Drei Kurden wurden dabei erschossen und ein iranischer Diplomat durch einen Schuß in den Mund verletzt. Die beiden anderen Iraner waren unversehrt geblieben.

Iran hatte Irak für den Überfall verantwortlich gemacht. Kurden in Wien, die oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin und der Irak hatten dagegen die Drahtzieher des Anschlags im Iran gesehen. In kurdischen Kreisen in Wien war von einer „Falle“ für die gesprächsbereiten Kurden die Rede. Die jetzt erlassenen Haftbefehle führen die Spur in den Iran. Kurden hatten bereits in den ersten Tagen darauf hingewiesen, daß allein die Kurden bei dem Treffen getötet wurden.

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