■ Kurdenabschiebung – ganz sachte: Heckelmann ist prima
So haben wir uns ein Asylverfahren doch immer vorgestellt. In Berlin wird man künftig keine bürokratische Schikane oder Ruck- zuckabschiebungen von Flüchtlingen kennen. Darf es ein bißchen mehr an Fürsorge sein? fragt ab jetzt unser besorgter Innensenator Heckelmann die Kurden und Türken. Droht einem von ihnen die Abschiebung, dann wird es selbstverständlich eine Einzelfallprüfung durch die Ausländerbehörde geben, damit da auch garantiert kein Versehen geschieht. Anschließend werden sich der Senator und sein Staatssekretär jeden einzelnen Fall noch einmal genau ansehen; ganz echt verprochen. Und damit der arme Abschiebekandidat wirklich bestens versorgt ist und das Verfahren nicht hilflosdurchstehen muß, bekommt er auf Kosten des Landes Berlin auch noch einen Anwalt.
Sollte wirklich nichts mehr zu machen sein, schade, schade, dann steht in Ankara selbstverständlich amnesty international an der Flugzeugtreppe, um sicherzustellen, daß dem Abgeschobenen wirklich nichts passiert. Wenn dann tatsächlich etwas Häßliches vorfällt, was ja kaum vorstellbar ist, wäre unser Innensenator wirklich megamäßig betroffen, und die türkische Regierung hätte sofort einen Mordsärger mit unserem wackeren Heckelmann.
Bei soviel Fürsorge kann die SPD nun wirklich nicht nein sagen. Schließlich kann man auf diese Weise auch noch beweisen, daß die Türkei ein prima demokratischer Staat ist. Die Türken brächten es doch auch gar nicht übers Herz, Heckelmann und die SPD so gemein zu enttäuschen. Schließlich hat sich die Armee dort doch auch strikt daran gehalten, keine deutschen Panzer gegen die Kurden einzusetzen. Wer jetzt dran erinnert, daß der Abschiebestopp für Kurden nach der Verurteilung kurdischer Parlamentarier verfügt wurde, die versehentlich immer noch in Haft sitzen, der ist ein Miesmacher, ein ganz fieser. Gerd Nowakowski
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