Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Nach dem Überangebot an Kunst in genormten Kojen ist es es eine wahre Freude, KünstlerInnen in ihren Ateliers zu besuchen. Eine Möglichkeit dazu bietet der monatliche Rundgang durch die Kolonie Wedding. Hier hat das Quartiersmanagement mit der Degewo Hausverwaltung ein Konzept entwickelt, das aufzugehen scheint: Leerstehende Ladenräume werden gegen kleines Geld an KünstlerInnen vermietet, die fortan für ein Wochenende im Monat mindestens einen Künstler oder eine Künstlerin ausstellen müssen. Wenn es aus Zeitnot mal nicht klappt, auch nicht schlimm. Am vergangenen Wochenende waren etwa 20 polnische KünstlerInnen zu Gast. Konfrontationen heißt das Austauschprojekt, bei dem die KolonialistInnen im Februar ihre Arbeiten wiederum in Krakau präsentieren werden. Beim Spazieren durch die Soldiner Straße passiert man aber auch rot getünchte Räume, in denen Emmanuel Amevi Kouami aus Togo seine malerische Perspektive auf die stillen Demonstrationen rot gekleideter Frauen in Lomé richtet. Zwei Häuser weiter hängt in der Galerie Forward! großformatige, expressive Malerei einer tschechischen Studierenden der HdK, deren wilder, farbenfroher Gestus von wütendem Lebenswillen zeugt. Im Hintergrund wirkt hier Avdej Ter-Oganien, der seit vielen Jahren im Berliner Exil lebt. Zu Beginn der 90er-Jahre eröffnete er in Moskau mit Ilya Kitup, Vladimir Dubosarsky und anderen KünstlerInnen die Trekhprudny Lane Gallery, die mit radikaler Konzept- und Performancekunst schnell internationales Interesse auf sich zog. Zwei Straßen weiter agiert Jovan Barlov, der in seinem Prima Center Arbeiten der Belgierin Mo Ramakers zeigt, die neben aufwändigen Skulpturen aus Frauenhaar oder Tierhäuten auch eine Fotoserie zur Schau stellt, die offenstehende Hosenschlitze von Männern zeigt. Ihr Titel: FREE WILLy.