Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Der Performancekünstler Brock Enright macht Gewalt erfahrbar. Bekannt wurde er mit Entführungen, die er erledigt und dokumentiert. Der Preis ist variabel, richtet sich nach dem Aufwand – Luxussuite und Dreigängemenü oder Wasser und Brot im Erdloch, die Wünsche seiner Kunden sind ihm Befehl. 2005 endete ein Kidnapping im Rahmen einer mit Felix Ensslin inszenierten Fassung der „Räuber“. Letztes Wochenende wohnten Interessierte Enrights „sweat for crackers-prototype“-Performance bei, die er wieder mit dem Tonkünstler Marcus Schmickler (alias Pluramon) aufführte. Während die Masse vor der Tür schnatterte, wollten Innen Neugierige wissen, wie weit man Enright und er einen selbst bringen kann. Dazu wurde er, in einer schmierigen Wanne sitzend, um 0 Uhr via Videostream live zugeschaltet. Eine weitere Kamera sorgte dafür, dass Enright das Geschehen im Galerieraum verfolgen konnte. Mit grauseliger Maske entstellt, gab er Befehle drapierte Blumentöpfe und anderes gegen seine Projektion zu schmeißen. Wenn sich gerade niemand traute, spielte er einen elektronischen Höllensound. Doch zeigte der US-Amerikaner auch Grenzen auf, als ein Besucher ihn zu einem Selbstverstümmelungsduell aufforderte. Während dem einen das Blut über die Brust lief, versagte dem Künstler Klinge und Mut: „I’m scared“, schrieb er für alle lesbar. Blut und Gewalt, das erinnert an die Wiener Aktionisten, an Hermann Nitsch, der zurzeit wachsende Beliebtheit in den USA erfährt und mit dem Chinesen Yang Shaobin ausstellt. Dessen Fokus liegt ebenfalls auf Gewalt. Doch abstrahiert er sie in seiner beeindruckenden Malerei, macht sie in den quellenden roten Gesichtern seiner Porträts ursprungslos und damit zum Teil des menschlichen Wesens, um sie im nächsten Schritt humanistischen und ökologischen Gewalttaten gegenüberzustellen.