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Archiv-Artikel

Kunstrundgang Tim Ackermann schaut sich in den Galerien von Berlin um

Friends, bis 20. Januar, Di.–Fr. 12–18 Uhr, Sa. 12–16 Uhr, [DAM] – Digital Art Museum, Tucholskystr. 37

Was hat Marina Cvetanovska eigentlich gegen die mazedonische Post? Materialien wie Paketband oder Briefmarken verarbeitet die Künstlerin zu respektlosen Collagen. Eines ihrer Werke, das zurzeit im Prima Center Berlin hängt, zeigt die Europaflagge. Der blaue Untergrund besteht aus unzähligen gestempelten Daten. Eine expressive Stempel-Orgie als Gegenpol zum Klischee des drögen Postbeamten. Doch es steckt mehr dahinter: Der Stempel ist auf 2013 vordatiert – dem Jahr in dem Mazedonien in die europäische Gemeinschaft aufgenommen werden soll. Auf dem Kunstwerk kleben Briefmarken, die den Buchstaben „R“ für „Return to Sender“ tragen. Ist das schon offene Europaskepsis der Künstlerin oder nur die Angst vor einer Zurückweisung durch die Staatengemeinschaft? Auf Letzteres deutet zumindest eine Briefmarke hin, die Cvetanovska aus ihrem eigenen Porträt angefertigt hat. Die Zahl „0“ zeigt es an: Die Marke hat keinen Wert.

Wenig wertschöpfend ist auch die Arbeit von Klaus Schuster: Der Künstler fertigt von bestehenden Objekten am Computer 3-D-Modelle an, die er dann als Fotografie ausdruckt. Die Designs sind, da Reproduktion, quasi wertlos, der Weg zum Foto wegen der akribischen Arbeit kaum effektiv. Dafür bestechen seine Bilder durch ihre makellose Computerästhetik. Gezeigt werden Schusters Bilder in der Ausstellung „Friends“ im Digital Art Museum. Für die Schau haben die Künstler der Galerie sechs Künstlerfreunde eingeladen. Neben Schuster fallen Olaf Holzapfel, der japanische Stadtpläne in digitale Linien- und Flächenmuster umwandelt, sowie Georg Zey, der Filme am Computer animiert, ins Auge. In Zeys „rotate“ dreht sich erst der Kaffeelöffel in der Tasse um sich selbst, dann die Tasse, der Tisch, der Stuhl, das ganze Zimmer. Ein schönes symbolisches Filmchen über den Wahnwitz der Welt.

Marina Cvetanovska: Für die Fülle und die Leere, bis 19. Januar, Mo.–Fr. 12–18 Uhr, Prima Center Berlin, Biesentaler Str. 24